„Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms, aufgeführt am 5. März 2022 vom Konzertchor Niederösterreich und dem Tonkünstler-Orchester
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Kultur

Grafenegg: Klänge der Solidarität mit Ukraine

Im Auditorium in Grafenegg (Bezirk Krems) brachten am Samstag die Tonkünstler und der Konzertchor Niederösterreich Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ zur Aufführung. Es wurde ein Musikabend des Trostes und der Solidarität mit dem ukrainischen Volk.

Johannes Brahms richtet sich in der Textauswahl als auch in der Komposition in seinem „deutschen Requiem“ explizit an die Lebenden, an die Hinterbliebenen, die um ihre Toten trauern. Ihnen will er Trost und Ermutigung spenden mit seinem Werk für Chor und großem Orchester.

Ein halbes Jahr probte der Konzertchor Niederösterreich in Blockproben an diesem schwierigen, aber klangreichen Werk. Nun haben die weltpolitischen Ereignisse das erste gemeinsame Konzert mit dem Tonkünstler Orchester unter andere Vorzeichen gestellt. Der Abend in Grafenegg wurde zu einem Konzert für den Frieden und der Solidarität mit der Ukraine.

Blau-gelb beleuchtetes Auditorium in Grafenegg zu Ehren der Ukraine am 5. März 2022
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Das Auditorium in Grafenegg zeigt die Farben der ukrainischen Nationalflagge

Auditorium in Blau und Gelb

Das Publikum empfing ein blau und gelb beleuchtetes Auditorium. Im Saal wurde zudem zu Beginn des Konzerts die ukrainische Nationalhymne intoniert. Yaromyr Babskyy, ein aus der Ukraine stammender Violinist des Tonkünstler Orchesters, sprach anschließend zum Publikum.

„In jeder Stunde verlieren meine Landsleute ihr Zuhause, ihr Vermögen und leider auch ihr Leben in einem blutigen Kampf für die Freiheit und Gerechtigkeit gegen den russischen Aggressor. Es gibt allerdings auch enorm viel Hoffnung und Mut. Das ukrainische Volk wird diese schwierigen Zeiten mit Stolz und Würde überstehen. In der Ukraine wird nicht nur für die ukrainischen Werte gekämpft, sondern auch für die europäischen“, erklärte Babskyy.

„Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms, aufgeführt am 5. März 2022 vom Konzertchor Niederösterreich und dem Tonkünstler-Orchester
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Ivor Bolton am Pult, Tareq Nazmi (Bass), dahinter Sängerinnen des Konzertchores Niederösterreich

Konzertchor mit erstem Auftritt

Der Konzertchor Niederösterreich wurde 2019 gegründet. Er ist hervorgegangen aus dem Beethoven-Projekt von Yudaka Sado, dem Chefdirigenten des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich. Sado stellte für ein Massenkonzert, mit Beethovens Schlusschor aus der 9. Sinfonie, einen 500 Personen starken Chor zusammen. Nach diesem musikalischen Großereignis wollten viele der Laien-Choristen unbedingt weitermachen.

Nicht nur die Pandemie veränderte die Probenarbeit, auch die jüngsten weltpolitischen Ereignisse, erklärte Markus Pfandler-Pöcksteiner, der künstlerische Leiter des Konzertchores: „Eine Sängerin, die aus Russland stammt, hat uns geschrieben, dass sie nur mitsingen könne, wenn sie auch willkommen sei. Natürlich war sie willkommen.“ Der Konzertabend mit Brahms deutschem Requiem war der erste gemeinsame Auftritt mit den Tonkünstlern.

Grafenegg: Klänge der Solidarität mit Ukraine

Die aktuelle Entwicklung in der Ukraine sorgt auch für Diskussionen und Betroffenheit in Kunst und Kultur. So auch beim Konzertchor Niederösterreich, der erst vor kurzem gegründet worden ist. Das erste gemeinsame Konzert mit dem Tonkünstler-Orchester in Grafenegg ist nun ganz im Zeichen von Frieden und Solidarität gestanden. Mit Johannes Brahms großem Werk „Ein deutsches Requiem“.

Große Spendenbereitschaft nach dem Konzert

Nach dem Konzert gingen die Musiker und Musikerinnen der Tonkünstler mit selbstgebastelten Spendenboxen umher. Gesammelt wurde für die Gesellschaft Ukrainischer Jugend in Österreich. Rund 7.000 Euro kamen zusammen, mit diesem Geld sollen in der Ukraine dringend benötigte Medikamente gekauft werden.

Groß war auch der Gesprächsbedarf des Publikums mit den Musikerinnen und Musikern. Der aus Russland stammende Solobratschist der Tonkünstler, Nikita Gerkusov, sagte: „Ich habe nur die Hoffnung, dass ein Dialog kommen wird, dass sich die Menschen an einem Tisch zusammensetzen und reden, statt auf einander zu schießen.“

Das Konzert wird in gleicher Besetzung, mit Ivor Bolton am Pult, Christina Landshamer (Sopran) und Tareq Nazmi (Bass), den Tonkünstlern und dem Konzertchor, Sonntagabend im Musikverein in Wien und Montagabend im Festspielhaus Sankt Pölten wiederholt.

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