Die Ausstellung „What matter(ed)s“ wurde von Sonia Gansterer und Ilse Sandmair kuratiert. „Wenn heutzutage eines von Künstlerinnen erwartet wird, dann sind es wohl 100 Prozent Flexibilität bei allem, was sie tun. Neben der Planungsunsicherheit bringt dies auch weitere Challenges mit sich – ganz besonders in Zeiten großen Umbruchs und zahlreicher Herausforderungen.“ Die letzten Monate hätten diese Ambivalenzen und auch daraus resultierende Wechselwirkungen auf die Spitze getrieben.
IntAkt – Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen ist laut Eigendefinition ein feministisch inspiriertes Künstlerinnennetzwerk. Es wurde 1977 gegründet, um die Situation der bildenden Künstlerinnen auf sozialem und künstlerischem Gebiet zu verbessern. Nationale und internationale Künstlerinnen der IntAkt sind „am kulturpolitischen Geschehen durch diverse Aktionen involviert. Die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Problemstellungen im Kultursektor zeigt sich anhand von vielzähligen Ausstellungen und Projekten, die das Netzwerk auf die Beine stellt“, heißt es auf der Website der Künstlerinnenvereinigung.
Es geht um Gleichberechtigung und Feminismus
Der Verein positioniert sich als diskursive Plattform rund um Gleichberechtigung, Feminismus und Kunstproduktion. Kollektive Projekte ermöglichen interdisziplinäre Dialoge, die „von einer unglaublichen Vielfalt künstlerischer Produktionsweisen zeugen und neue Blickwinkel zulassen. Der Austausch und die generationsübergreifende Vernetzung ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt“.
Mit 71 nationalen und internationalen Mitgliedern und sechs Ehrenmitgliedern (Renate Bertlmann, Linda Christianell, Fria Elfen, Karin Mack, Margot Pilz und Edda Seidl-Reiter) bringt sich IntAkt durch verschiedene Aktionen in das zeitgenössische kulturpolitische Geschehen ein.
Ausstellungshinweis
„What matter(ed)s“, bis 20. März 2022, Galerie grenzART in Hollabrunn, freitags 15.00 bis 18.00 Uhr, samstags und sonntags 10.00 bis 12.00 Uhr.
„Die Ungleichheiten im Bereich der bildenden Kunst sind noch immer ganz extrem“, so Vorstandsmitglied Stella Bach. Nicht nur der Kunstmarkt sei weiterhin männlich dominiert, auch #MeToo sei in der bildenden Kunst ein Thema: „In den Jahren der Pandemie hat es wieder einen harten Rückschlag gegeben für Frauen.“ Gewalt gegen Frauen habe zugenommen, Homeschooling sei oftmals als Zuständigkeitsbereich der Frauen angesehen worden. „Frauen in der Kunst stehen meist vor der Entscheidung zwischen Kunst und Kind.“
Es gebe allerdings auch Bereiche, bei denen Besserungen konstatiert werden könnten. So sei etwa bei Einzelpräsentationen eine Zunahme von Künstlerinnen festzustellen. Genaue Zahlen des kürzlich begonnenen Projekts „Watching the Gap“, bei dem der Anteil weiblicher Künstler in Ausstellungen und bei Ankäufen beobachtet werde, gebe es allerdings noch nicht.
Einer der Arbeitsschwerpunkte ist FairPay
„2022 wollen wir richtig durchstarten und uns nach dem Durchhänger wieder als professioneller Player positionieren“, sagte Vorstandsmitglied Elisabeth Hansa vor Kurzem bei der Präsentation des Jahresprogramms in Wien. Es gibt noch keinen kulturpolitischen Forderungskatalog, zu den ersten Schwerpunkten zählt aber FairPay.

Auch gesamtgesellschaftliche Anliegen wie der Kampf gegen den Klimawandel sollen künftig Themen der Vereinsarbeit sein. Seit vergangenem Jahr können nicht nur Künstlerinnen, sondern auch Kulturjournalistinnen, Kritikerinnen und Kuratorinnen Aufnahmeanträge stellen. Vielleicht werde man künftig überlegen, „uns auch feministischen Männern zu öffnen. Mal schauen, wie weit wir damit kommen“, hieß es.
Die IntAkt-Galerie im Wiener WUK kommt im Zuge der Generalsanierung des Hauses erst in drei Jahren zur Renovierung dran. Bis dahin wird der Ausstellungsbetrieb, der heuer unter dem Jahresthema „Sisterhood“ steht, fortgesetzt. Aus praktischen Gründen sind die Präsentationen allerdings selten länger als eine Woche angesetzt. „Es ist ein Experimentierraum, keine klassische Galerie“, sagte die Künstlerin Dora Mai, die gemeinsam mit Asta Cink dort das dreiteilige Dialogausstellungsprojekt „Berührungen – Körperlichkeit – Intimität“ realisiert. „Dort darf, kann und muss man laut sein, um sichtbar zu sein“, ergänzte Cink.
grenzART zeigt Plastik, Installationen und Design
Die Künstlerinnen, die an der diesjährigen IntAkt-Gemeinschaftsausstellung in Hollabrunn teilnehmen, sind Stella Bach, Christine Baumann, Julia Bugram, Asta Cink, Ilse Chlan, Fria Elfen, Lisa Est, Elisabeth Hansa, Juliana Herrero, Gerti Hopf, Friederike Hubatschek, Gudrun Kaitna-Engel, Solange Keschmann, Susanne Kompast, Barbara Klampfl, Leonie Lehner, Dora Mai, Anna Rafetseder, Agnes Rossa, Christiane Spatt, Julia Überreiter, Ute Walter und Linde Waber.
Den Verein grenzART gibt es seit dem Jahr 2005, 2019 wurde Patrizia Mantler-Stockinger dessen Obfrau. Seit der Vereinsgründung wurden bereits mehr als 100 Ausstellungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Niederlande, Bulgarien, Lettland, Bosnien, Kroatien, Serbien, Slowenien, Polen, Deutschland und Italien gezeigt, im Mittelpunkt standen Malerei, Grafik, Plastik, Installationen, Fotografie und Design.