Coronavirus

Gartlehner für Impfpflicht im Gesundheitswesen

Die Bundesregierung setzt die Impfpflicht aus. Der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems sagt, die Impfpflicht hätte in der Omikron-Welle zwar nicht mehr geholfen, er fordert aber die Impfpflicht im Gesundheitswesen.

Das bedingungslose Öffnen trotz hoher Infektionszahlen sieht der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems als „politische Entscheidung“. Einige Maßnahmen hätten bleiben sollen, um die Zahlen niedriger zu halten, sagt er in der ZIB 2.

„Ich denke man hätte zum Beispiel FFP2-Masken als Basismaßnahme in den Innenräumen belassen sollen und überall dort, wo es nicht geht, hätte man die 2-G-Regel oder vielleicht sogar die 3-G-Regel belassen sollen, so wie das Wien zum Beispiel macht. Aber es war einfach ein bedingungsloses Öffnen und ein Aufheben fast aller Maßnahmen und das zeigt sich einfach jetzt in den Infektionszahlen“, sagt der Epidemiologe Gerald Gartlehner am Mittwochabend im ZIB2-Interview mit Armin Wolf.

Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass die Impfpflicht ausgesetzt wird. Begründet wurde dies von den Fachleuten im Wesentlichen damit, dass man sie in der aktuellen Omikron-Welle nicht braucht und sie daher auch „nicht angemessen“ ist. Gleichzeitig wurde gewarnt: So sei im Herbst mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine neue, möglicherweise massive Welle an Infektionen zu erwarten – mehr dazu in news.ORF.at.

Impfpflicht für Gesundheitsbereiche wäre „gerechtfertigt“

„Ich denke die Aufhebung der allgemeinen Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt war sicher der richtige Schritt, weil eine Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt uns nicht gegen die Omikron-Welle helfen würde“, so Gartlehner, der jedoch eine Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal fordert. „Dort wäre sie eigentlich schon lange überfällig. Da geht es auch nicht um das epidemiologische Geschehen, sondern um den Schutz von sehr vulnerablen Personen und da wäre eine Impfpflicht zu jedem Zeitpunkt gerechtfertigt.“

Experte zum Aussetzen der Impfpflicht

Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau Uni Krems spricht darüber, wie sinnvoll das Aussetzen der Impfpflicht aus seiner Sicht ist.

Das Aussetzen der Impfpflicht wurde am Mittwoch, wenige Tage nach dem etliche Coronavirus-Maßnahmen gefallen sind, bekannt gegeben. An diesem Mittwoch wurde österreichweit der Rekordwert mit 47.795 Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Dazu sagt Gartlehner: „Also epidemiologisch kann man das so erklären, wenn man in hohe Zahlen öffnet, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen noch höher werden relativ groß, das ist eigentlich epidemiologisches Einmaleins, aber diese Entscheidung war auch eine politische und keine epidemiologische.“

Über Testungen in Schulen: „Nicht mehr sinnvoll“

Gartlehner offenbart im Gespräch mit Wolf, dass es sinnvoll wäre, die Nachtgastronomie unter 2-G zu stellen. „Weil in diesem engen Raum ist es natürlich ein Paradies für das Virus sich zu verbreiten und da könnte man wahrscheinlich sehr viel zurücknehmen.“

Dass Schülerinnen und Schüler derzeit noch drei Mal pro Woche getestet werden, hält Gartlehner für nicht mehr sinnvoll. „Vor allem hat man auch die Maskenpflicht aufgehoben. Masken schützen vor der Infektion, testen schützt nicht vor der Infektion. Ich glaube, das passt derzeit alles nicht mehr so wirklich zusammen.“

„Müssen vorbereitet in den Herbst gehen“

Für den Herbst sei davon auszugehen, dass eine weitere Impfung erforderlich ist, sagt Gartlehner. „Wir sehen von den Modellierungen, dass die Immunität sehr stark zurückgeht. Das heißt, ein vierter Stich wird wahrscheinlich notwendig sein und wird vor allem für jene Personen, die ein hohes Risiko haben schwer zu erkranken, notwendig sein.“ Der Epidemiologe hofft, dass bis dahin auch bereits angepasste Impfstoffe zur Verfügung stehen.

„Also wir müssen ganz sicher vorbereitet in den nächsten Herbst gehen und es wird dann sehr stark davon abhängen, mit welcher Variante wir es zu tun haben im Herbst. Wenn es noch immer Omikron ist, dann wäre das wahrscheinlich das optimistischste Szenario.“