Arbeitsgespräch von Eichtinger und Kocher zum Fachkräfte-Mangel
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Wirtschaft

Fachkräftemangel kann Wachstum gefährden

Der Arbeitsmarkt hat sich von der Pandemie besser erholt als ursprünglich befürchtet. Die Arbeitslosenzahlen sind unter Vorkrisenniveau. Das Problem des Fachkräftemangels spitzt sich aber zu. Auch der Ukraine-Krieg hat erste negative Auswirkungen.

Der Fachkräftemangel ist nicht neu, aber die Zahl der Unternehmen und Branchen, die über fehlendes Personal klagen, wird mehr. Aufgrund der Demografie ist zu erwarten, dass das Problem noch größer wird. Auf Dauer werde das zu einer Gefahr für den Standort und das Wirtschaftswachstum, sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bei einem Treffen mit dem für den Arbeitsmarkt zuständigen Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) in St. Pölten.

„Wir haben noch etwas Zeit, aber wir müssen möglichst früh gegensteuern, sonst könnten unser Wachstum und unser Wohlstand etwas eingeschränkt werden,“ sagte Kocher. Es gehe um Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um Qualifizierung und auch um qualifizierten Zuzug. Derzeit werde an einer Reform der Rot-Weiß-Rot-Card gearbeitet, so Kocher, der hofft, dass im zweiten Quartal ein Gesetzesentwurf dazu fertig ist.

Bedarf an Fachkräften soll erhoben werden

Von Landesseite wünscht man sich im Zusammenhang mit einer Fachkräftestrategie fundiertes Datenmaterial, sagte Eichtinger. „So können wir gut einschätzen, in welchen Regionen und Sektoren welche Fachkräfte gebraucht werden,“ so Eichtinger.

Damit könne man die Ausbildungsplätze nach diesem Bedarf ausrichten. Arbeitsminister Kocher versicherte, dass daran gearbeitet werde. Generell sahen beide den Arbeitsmarkt in Niederösterreich gut aufgestellt.

Arbeitsgespräch von Eichtinger und Kocher zum Fachkräfte-Mangel
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Arbeitsgespräch zwischen Landesrat Eichtinger und Minister Kocher in St. Pölten

Ukraine-Krieg hat Auswirkungen auf Arbeitsmarkt

Es werde auf jeden Fall negative Auswirkungen des Krieges auf den Arbeitsmarkt geben, zeigte sich Kocher überzeugt. Wie stark sie werden, hänge von der Dauer des Konflikts ab und auch von den Sanktionen gegen Russland. „Wir sehen jetzt schon, dass erste Unternehmen wieder Kurzarbeit beantragen aufgrund von Lieferengpässen. Und wir sehen auch, dass die Öffnungen – etwa in der Nachtgastronomie – keinen so starken positiven Effekt auf den Arbeitsmarkt mehr haben, weil gleichzeitig die Unsicherheit durch die Ukraine-Krise gestiegen ist,“ erklärte der Arbeitsminister.

Vorbereitung auf Geflüchtete

In Niederösterreich bereiten sich das Land und das Arbeitsmarktservice Niederösterreich auf Geflüchtete aus der Ukraine vor, die auch Zugang zum Arbeitsmarkt haben. „Es geht etwa um die Frage der Anerkennung von Qualifikationen, aber auch um Sprachkurse für Ukrainerinnen und Ukrainer,“ so Landesrat Eichtinger. Menschen aus der Ukraine gelten als gut ausgebildet, der Arbeitsmarkt in Österreich ist laut Kocher aufnahmefähig. So könnten Arbeitskräfte aus der Ukraine eventuell sogar Lücken auf dem heimischen Arbeitsmarkt füllen, sagte Kocher.