Theaterzelt im Modell
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Kultur

Ein buntes Theaterzelt für Gutenstein

Der international renommierte Maler, Bühnenbildner und Theatermacher Achim Freyer wird heuer bei den Raimundfestspielen in Gutenstein nicht nur „Die gefesselte Fantasie“ inszenieren, sondern auch den Garten und das Zelt – dazu passend – bunt gestalten.

Das Bühnendepot des Wiener Volkstheaters in Unterwaltersdorf (Bezirk Baden): Die großen Plastikplanen des Theaterzeltes liegen glatt nebeneinander positioniert über den riesigen Boden verteilt. Ein paar letzte Besprechungsworte mit Intendant Johannes Krisch werden noch gewechselt, während die Assistenten und Assistentinnen die Farben in großen Kübeln anrühren: gelb, grün, hellblau, rosa, violett, rot und schwarz.

Dann geht es los: Mit dicken Bürsten taucht Achim Freyer in die Farben ein, geht herum und spritzt, wischt und schleudert Farbe spontan auf die weißen Plastikplanen. Die großen Farbflächen sollen in abstrakter Weise Blumen und Schmetterlinge darstellen.

Freyer malt
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Achim Freyer am ersten Tag der Malaktion auf den Planen des Theaterzeltes

Sinnliches Erleben vor und nach dem Stück

Die bunten Farbflecken auf dem Theaterzelt und die Skulpturen im Park sollen das Thema des Stückes „Die gefesselte Fantasie“ für das Publikum bereits vor dem Beginn der Aufführung anklingen lassen, erläuterte Freyer in einem Gespräch mit noe.ORF.at. Es gehe um unseren Umgang mit der menschlichen Fantasie und der Natur. „Wenn ich hier im Stil des Aktion-Paintings wilde Spritzer, schwungvolle Striche und Farbflecken verteile, dann hat das etwas Natürliches an sich, Fantasievolles und Fantasie-Anregendes. Und darum geht es auch im Stück.“

Auch nach dem Ende des Stückes sollen die Farben das Publikum nochmals ansprechen: „Der Park ist eine Art Hauptaufenthaltsraum. Und meine Idee ist: Nachdem wir den Bezug zur Natur schon sehr verloren haben und durch die Pandemie zunehmend auch zur Kunst, ist meine Arbeit eine Feier der Kunst und der Natur. Und wenn nach der Vorstellung die Nacht alles einhüllt, leuchten immer noch die Skulpturen und die Farben auf dem Zelt“, freute sich Freyer sichtlich über seine neue Aufgabe.

Krisch: Raimund und Freyer passen wie Topf und Deckel

Für den 89-jährigen international renommierten Künstler Achim Freyer ist es die erste Arbeit in Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt): „Gutenstein bietet einen lieblichen dörflichen Charakter, mit fein strukturierten Landschaftsformen. In der kurzen Zeit meines bisherigen Aufenthaltes habe ich viele interessante, nette und engagierte Menschen kennengelernt.“

Schauspieler und Intendant Johannes Krisch freute sich, dass es ihm gelungen ist, Achim Freyer nach Gutenstein zu holen: „Ich habe ihn in Wien bei einer Premierenfeier des Volkstheaters angesprochen, ob er sich vorstellen könne, in Gutenstein die Regie eines Raimundstückes zu übernehmen. Er bat mich um das Stück. Nach drei Wochen hat er mich angerufen und zugesagt. Da befand ich mich im siebenten Himmel. Und jetzt ist er da!“

Freyer mit Intendant Krisch, Schauspielerinnen Fuchs und Kainrath
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Achim Freyer, Larissa Fuchs, Johannes Krisch und Tini Kainrath (v.l.)

Freyer, der sich mit fantasievollen bildgewaltigen Bühnenbildern und poetischen Inszenierungen einen Namen gemacht habe, passe hervorragend zur „gefesselten Fantasie“ von Raimund, ergänzt Krisch. „Er passt wie der Deckel auf den Topf. Die Kombination Freyer und Raimund, das ist das Beste für das Theaterstück von der gefesselten Fantasie.“

Intendant Johannes Krisch, der in vielen international erfolgreichen Filmen mitgewirkt hat, wird in Freyers Inszenierung mitspielen, ebenso wie Larissa Fuchs. Tini Kainrath verkörpert die Rolle der gefesselten Fantasie. Sie werde in dieser Rolle sehr viel singen, so viel könne schon verraten werden, erklärte sie verschmitzt. Die Fantasie ist nun schon einmal angeregt. Die Festspiele beginnen am 13. Juli 2022 im Theaterzelt zu Gutenstein.