Wolfgang Ambros Austropop-Legende Musiker
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„GANZ PERSÖNLICH“

Ambros: Austropop-Legende wird 70

Wolfgang Ambros gilt als einer der Begründer des Austropops. Am 19. März feiert Ambros, der seine Jugend im Wienerwald verbrachte, seinen 70. Geburtstag. Außerdem hat er über die Höhen und Tiefen seiner Musikerkarriere nun eine Autobiografie geschrieben.

Seine Lieder kennen in Österreich jung und alt und seine Texte – von „Schifoan“ bis „Zwickt’s mi“ – können viele wahrscheinlich auswendig. Austropop-Mitbegründer Wolfgang Ambros feiert in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag und – pandemiebedingt etwas verspätet – sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. In einer neuen Autobiografie spricht Ambros nun erstmals über sein Leben samt Kindheit, Drogen und schwerer Krankheit.

noe.ORF.at: Wolfgang Ambros, Ihre Autobiografie beginnt damit, dass Sie sagen: „Ich war in der Hölle“. Gemeint sind Ihre jahrelangen Probleme mit dem Rücken und Ihre letzte Operation. Wie geht es Ihnen jetzt?

Wolfgang Ambros: Um vieles besser als lange Jahre davor. Die letzten zweieinhalb Jahre sind kein Vergleich zu dem, was mir davor an schwerer Not vom Schicksal auferlegt wurde. Ich habe es zumindest ein bisschen geschafft, dass ich mich aus dieser bösen Umklammerung befreie.

noe.ORF.at: Sie sprechen von Auferstehung, allerdings ohne Gehhilfe geht es nicht. Auch bei den Konzerten sitzen Sie. Was hat sich dadurch verändert?

Ambros: Der Unterschied ist der, dass ich nicht mehr gehen kann und auch nie mehr wieder gehen können werde. Ein Fuß, der gelähmt ist und eine Wirbelsäule, die zwar nach allen Regeln der Kunst versteift und wieder gerade gebogen wurde. Das hat trotz allem nicht so viel gebracht, dass es so wie früher ist. Aber ich bin sehr froh, dass es so ist, wie es ist.

Wolfgang Ambros Austropop-Legende Musiker Robert Friess
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Wolfgang Ambros (li.) im Gespräch mit Robert Friess

noe.ORF.at: Sie gelten für viele als der Ur-Wiener, aber Ihre Wurzeln sind in Niederösterreich zu finden – in Wolfsgraben, später dann in Pressbaum. War es für Sie eine beschauliche, ruhige Jugend?

Ambros: Wenn man das so will, ja. Wir hatten von allem genug. Wir waren zwar nicht sehr reich, eher arm, aber ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Rund um mich war Wald. Meine Freunde waren zum größten Teil Bauernkinder und da habe ich natürlich viel Bauernleben mitbekommen.

noe.ORF.at: In den Gasthäusern im Wienerwald waren damals die Jukeboxen und da haben Sie auch erstmals die Musik der Stones und der Beatles gehört.

Ambros: Nicht zu vergessen The Animals mit „House of Rising Sun“, die Nummer hat mich sehr geprägt. Das Wirtshaus hat am Nachmittag einige Stunden uns gehört, da war sonst niemand. Da durften wir die Jukebox laut drehen und mussten nichts dafür bezahlen.

noe.ORF.at: Ihr großer Durchbruch ist dann 1971 gewesen, konkret „Da Hofa“ mit dem Text Ihres Freundes Joesi Prokopetz. Wieso haben Sie Dialekt gesungen und nicht englisch?

Ambros: Das hat sich so ergeben. Ich war davor in England und bei meiner Rückkehr hatte sich eine Dialektwelle entwickelt. Da hat Joesi gemeint, das probieren wir auch.

noe.ORF.at: Was dann gekommen ist, ist ein Leben als Pop- und Rockstar mit allem, was dazu gehört. In Ihrem Buch schreiben Sie sehr offen über den Drogenkonsum und über Untreue. Bereuen sie es im Nachhinein?

Ambros: Nein, ich glaube, das wäre nicht anders gegangen. Denn der Wunsch, so zu sein wie etwa der Mick Jagger oder Eric Burdon war ein Teil dessen, was mich am meisten interessiert hat.

noe.ORF.at: Wenn Sie jetzt wieder 16 wären, würden Sie alles wieder so machen wie Sie es gemacht haben?

Ambros: Ich denke schon. Ich meine, vom heutigen Gesichtspunkt gesehen, wahrscheinlich nicht. Das war eine andere Zeit, man hat anders gelebt und man hat andere Möglichkeiten gehabt. Ich würde nicht dasselbe tun, aber ich würde mich sinngemäß in gleicher Weise entwickeln, da bin ich mir ganz sicher.