Benefizkonzert im Festspielhaus St. Pölten
ORF/Felix Novak
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Kultur

Mit Musik und Literatur gegen Putins Krieg

Beim Benefizkonzert der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft (NÖKU) mit dem ORF NÖ sind am Sonntag 50.000 Euro für die Ukraine gesammelt worden. Im Mittelpunkt des Abends stand Dirigent Mykola Diadiura, Direktor der ukrainischen Nationaloper in Kiew.

„#standwithukraine“ wurde in großen Lettern auf die Bühne des St. Pöltner Festspielhauses projiziert, dazu die ukrainischen Nationalfarben. Seit Tagen waren Letztere nachts auch schon für Passanten zu sehen, wird das Veranstaltungsgebäude doch als Zeichen der Solidarität derzeit blau-gelb beleuchtet.

Auch das künstlerische Programm war am Sonntagabend von dieser Solidarität geprägt. Verantwortlich dafür zeichneten neben dem Tonkünstler-Orchester Tenor Michael Schade und Geigerin Diana Tishchenko als Solisten sowie die Schauspieler Ruth Brauer-Kvam, Bettina Kerl und Michael Scherff. Während 1.000 Kilometer weiter östlich die Kämpfe weitergingen, wurden in St. Pölten Texte ukrainischer Autorinnen und Autoren vorgetragen, dazu erklang etwa die Musik aus Beethovens „Fidelio“, die weithin mit dem Wert der Freiheit verbunden wird.

Benefizkonzert im Festspielhaus St. Pölten
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Die Farben blau und gelb stehen dieser Tage nicht für Niederösterreich, sondern für die Ukraine

„Als Musiker kann ich momentan nur mit der Musik helfen“, sagte Mykola Diadiura, der die Tonkünstler an diesem Abend dirigierte. Der Ukrainer gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten seines Landes, bisher war er außerdem Direktor der National Opera of Ukraine.

Wenige Tage vor Kriegsbeginn war Diadiura zufällig nach Polen gereist, dort hatte er von der russischen Invasion erfahren. „Ich war schockiert, von einem Tag auf den anderen hat sich meine ganze Welt verändert“, sagte er gegenüber noe.ORF.at. Auch 18 Tage danach sei es für den Musiker immer noch schwierig, die neuartige Situation in seinem Heimatland zu verstehen. Wie es weitergeht, weiß er noch nicht. Vorerst will er aber in Polen bleiben.

Die Möglichkeit, mit Benefizkonzerten wie jenem in St. Pölten Spenden zu sammeln, sei in dieser Zeit sehr wichtig für ihn. Insbesondere mit der Musik von Beethoven, denn diese sei „die beste Wahl für Frieden, Stärke und Einigkeit“. Dafür war er erst wenige Tage zuvor angereist, sein erstes Gastspiel in Österreich überhaupt.

Gemeinsames Zeichen der niederösterreichischen Kultur

„Die Idee war, als NÖKU-Gruppe, als Vereinigung von über 35 Kultureinrichtungen des Landes ein gemeinsames Zeichen für diesen humanitären Zweck zu setzen“, sagte Paul Gessl, der die Kulturgesellschaft leitet und die Idee zu dem Konzert hatte. Neben den Tonkünstlern war auch etwa das Landestheater sofort mit an Bord – und schickte Ensemblemitglieder, um auf der Bühne ukrainische Texte zu präsentieren. „Wenn das Land ruft und sagt, wir machen etwas für unsere Nachbarn in Not, dann ist das noch nicht einmal eine Frage, ob ich das machen möchte“, sagte auch Tenor Michael Schade, der in Niederösterreich auch die Barocktage Melk leitet.

50 bzw. 25 Euro kostete der Eintritt – das Festspielhaus war an diesem Abend ausverkauft. Der Reinerlös ging an die ORF-Aktion „Nachbar in Not“ für Betroffene der Ukrainekrise – in Summe waren es exakt 48.653,65 Euro. Auf Initiative des Festspielhauses waren auch 30 Geflüchtete aus der Ukraine eingeladen, die ihr Heimatland erst vor wenigen Tagen verlassen hatten.

Benefizkonzert im Festspielhaus St. Pölten
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Das Festspielhaus war am Sonntagabend für den guten Zweck ausverkauft

„Ich bin stolz auf die niederösterreichische Zivilbevölkerung, ich bin stolz auf die Organisationen, die Institutionen und natürlich vor allem auch stolz auf die Kulturschaffenden, die sich in den Dienst der Hilfe für die Ukraine gestellt haben“, lobte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Für jene, die nicht im Festspielhaus dabei waren, übertrug das ORF-Landesstudio die Veranstaltung am selben Abend auf Radio Niederösterreich. Jeder und jede im Land müsse sich fragen, was er oder sie aktuell tun könne, sagte Landesdirektor Robert Ziegler: „Der ORF kann aktuell Bericht erstatten und der ORF Niederösterreich im Speziellen kann auch einen Beitrag leisten, indem er mit der niederösterreichischen Kultur ein Konzert veranstaltet.“ So könne man die Menschen erneut zum Spenden aufrufen und ihnen gleichzeitig die Künstlerinnen und Künstler der betroffenen Region näherbringen.