Es beginnt wie eine klassische Shakespeare-Komödie: Prinz Leonce aus dem Königreich Popo soll Prinzessin Lena aus dem benachbarten Königreich Pipi heiraten. Leonce und Lena haben sich aber noch nie gesehen. Bevor es also zu dieser arrangierten Ehe und ihrem vorbestimmten höfischen Lebensweg kommt, flüchten beide unabhängig voneinander nach Italien.
An dieser Stelle des Stückes wird aus Büchners Lustspiel ein absurdes Drama. Auf dem Weg in den Süden sind die jungen Menschen plötzlich auf sich allein gestellt und stürzen in seelische Abgründe und in eine veritable Sinnkrise. „Wie die heutige Generation ‚Maybe‘, zwischen Bindungsangst und der ‚Fear of missing out‘, der Angst, etwas Besseres zu verpassen, stellen sie die großen Menschheitsfragen: Wie soll man leben? Und warum“, heißt es auf der Website des Landestheaters Niederösterreich.
Hochpoetische Wortspiele voller Weisheit und Wissen
„Leonce und Lena“ beendete Büchner 1836 und schickte es als Beitrag eines Schreibwettbewerbs an den Cotta-Literaturverlag. Völlig frei und gegen alle Konventionen sprengte der deutsche Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär in seinem „Lustspiel“ die Grenzen der Genres. Uraufgeführt wurde das Stück erst 1895 in München in der Regie von Ernst von Wolzogen.
Büchner greift die Tradition der romantischen Verwechslungskomödie auf, nimmt Anleihen an Shakespeares Klamauk, um schließlich eine neue, ganz eigene, hochpoetische Sprache zu entwickeln: aberwitzige Wortspiele, kristallklare Sätze voller Weisheit und Wissen um die Widersprüche unserer Existenz.
Der junge Regisseur und Nestroypreisträger Moritz Beichl werde mit seiner verspielten szenischen Fantasie den Büchner’schen heiter-verzweifelten Kosmos ausloten, so das Landestheater Niederösterreich in einer Aussendung. Gezeigt wird die Produktion in der Theaterwerkstatt.
Moritz Beichl: St. Pölten brachte ihm einen Nestroy
Moritz Beichl wurde 1992 in Wien geboren, besuchte das Gymnasium in St. Pölten, in der Spielzeit 2011/12 war er Absolvent des TheaterJahres der Jungen Burg am Wiener Burgtheater. Von 2013 bis 2017 studierte er Schauspielregie an der Theaterakademie in Hamburg. Seit der Spielzeit 2019/20 ist Moritz Beichl Hausregisseur am Deutschen Theater Göttingen. Er inszeniert außerdem u.a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Landestheater Niederösterreich, Stadttheater Bremerhaven und am Staatstheater Braunschweig.
Für die Inszenierung „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ von Paulus Hochgatterer am Landestheater Niederösterreich in St. Pölten erhielt er 2019 den Nestroy-Preis in der Kategorie „Bester Nachwuchs männlich“.
Er ist auch als Autor tätig. 2012 erhielt er für sein Drama „Glückliches Gemüse“ das Dramatiker-Stipendium des Kulturministeriums und veröffentlichte seinen Gedichtband „ist mir doch scheiß egal“. Sein Text „Kein Blick zurück jetzt“ wurde in der Spielzeit 2015/16 am Landestheater Niederösterreich uraufgeführt.
„Leonce und Lena“ in der Theaterwerkstatt
Zu sehen sind in „Leonce und Lena“ Tobias Artner, Marthe Lola Deutschmann, Philip Leonhard Kelz und Michael Scherff. Das Leading Team: Moritz Franz Beichl (Inszenierung und Bühne) und Christina Geiger (Bühne und Kostüme). Die Premiere in der Theaterwerkstatt ist am 18. März, weitere Aufführungen sind am 25. und 26. März, 8. und 21. April (mit anschließendem Publikumsgespräch) sowie am 11. Mai.