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Coronavirus

Covid und Ukraine: Schulen im Ausnahmezustand

Weil viele Lehrkräfte wegen Covid-19 im Krankenstand, in Quarantäne oder in Pflegefreistellung sind, ist die Situation an den Schulen angespannt. Eine zusätzliche Herausforderung stellen Kinder aus der Ukraine dar, die rasch integriert werden sollen.

Lokalaugenschein im BG/BRG Klosterneuburg (Bezirk Tulln) am Donnerstag. Elf Jugendliche, die aus der Ukraine geflüchtet sind, nehmen hier mittlerweile am Unterricht teil. 35 Lehrerinnen und Lehrer von knapp 140 fehlen aufgrund von Covid-19, einige von ihnen haben sich beim Skikurs angesteckt. Bildungsminister Martin Polaschek und Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (beide ÖVP) machen sich ein Bild von der Situation an der Schule.

Polaschek bestätigt, dass es derzeit „viele Ausfälle“ beim Lehrpersonal gibt, verweist aber zugleich auf zahlreiche Lehrkräfte, die supplieren und damit die Krankenstände, Quarantänefälle oder Pflegefreistellungen auffangen würden. „Dort, wo das nicht geht, haben wir zum Glück einen sehr großen Pool an Lehramtsstudierenden, die bereits im fortgeschrittenen Studium sind und in der Lage sind, kurzfristig einzuspringen“, so der Bildungsminister. Der Unterricht würde nicht darunter leiden, hält er fest, in den meisten Fällen handle es sich auch nur „um einige Unterrichtseinheiten“, die mit Studierenden besetzt werden müssen.

„Dürfen uns über Ausfälle nicht wundern“

Laut Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister sei das Schulsystem im Bundesland „nicht gefährdet, aber sehr angespannt“, sagt sie im Gespräch mit noe.ORF.at. „Die Schule muss jetzt teilweise wieder Dinge gutmachen, die außerhalb der Schule passieren. Wenn wir überall aufmachen, dürfen wir uns nicht wundern, dass es diese Ausfälle gibt.“

In einem Brief an den neuen Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hätten die Bildungslandesrätinnen und -landesräte bereits gebeten, das Pandemiemanagement besser aufeinander abzustimmen. „Es kann nicht in der Schule ein System geben und außerhalb der Schule ein anderes“, sagt Teschl-Hofmeister. „Es muss zusammengeführt werden und Sinn ergeben. Das tut es aus meiner Wahrnehmung derzeit nicht zu 100 Prozent.“

Forderung nach neuem Testsystem an Schulen

Die Bildungslandesrätin plädiert auch für eine Änderung der Teststrategie an Schulen – allerdings erst nach Ostern. Bis dahin solle am „eingeübten Management“ mit drei CoV-Tests pro Woche – davon zwei PCR-Tests – festgehalten werden. „Wenn es so bleibt, dass außerhalb der Schule die Testungen enorm heruntergefahren werden, soll das auch in den Schulen so vollzogen werden. Sonst wird es weiterhin so bleiben, dass in den Schulen die höchsten Zahlen herrschen, weil nur hier getestet wird. Das passt nicht zusammen.“

Bildungsminister Polaschek betont, dass man „im Moment intensiv an einer Lösung und einer langfristigen Strategie“ arbeite. Er wolle sich mit dem Gesundheitsminister persönlich darüber austauschen.

Ukrainische Kinder in Schulen

Jeden Tag kommen aus der Ukraine geflüchtete Menschen nach Österreich – auch viele Kinder, die bis vor Kurzem in ihrer Heimat in die Schule gegangen sind. Sie will man rasch in den heimischen Schulen aufnehmen und so auch ein Stück Normalität schaffen.

200 ukrainische Kinder in Niederösterreichs Schulen

Unterdessen kommen immer mehr geflüchtete Familien aus der Ukraine an. Österreichweit werden bereits 1.500 ukrainische Kinder und Jugendliche in Schulklassen in Österreich betreut, 200 davon in Niederösterreich. „Es sind alle sehr bemüht zu helfen“, sagt Polaschek, „es ist in allen Schulbereichen die größte Unterstützung da. Wir bemühen uns, dass die Kinder gut aufgenommen werden und dass sie Deutschkurse bekommen“.

Als Herausforderungen nennt er, dass Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden können und dass die Kinder sprachlich mit dem neuen Schulsystem vertraut werden. „Die Kinder können aber gut Englisch, sodass sie Fuß fassen können“, sagt Polaschek.

Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister sprach ebenfalls von einer „neuen Herausforderung“ nach zwei Jahren Coronavirus-Management. „Wir sind uns bewusst, dass es Hilfe braucht. Wir werden eine Krisensitzung abhalten, wie wir die Schulen, Kindergärten und Betreuungseinrichtungen mit Personal unterstützen können, damit wir mit noch mehr Flüchtlingen – davon ist auszugehen – gut umgehen und sie gut integrieren können.“

Prognosen zufolge werden etwa 200.000 Menschen aus der Ukraine in Österreich Schutz suchen. „Wir bereiten uns auf den Worst Case – die höchstmögliche Zahl – vor“, so Teschl-Hofmeister. Gemeinsam mit den Gemeinden würden zusätzliche Räume gesucht, zusätzliches Personal wolle man „möglichst unbürokratisch“ in das Schulsystem übernehmen. 37 Flüchtlingskinder werden mittlerweile in 28 Kindergärten im Bundesland betreut, zwei weitere Kinder befanden sich – Stand Donnerstag – in Tagesbetreuungseinrichtungen.