Landesklinikum Baden
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Coronavirus

„Notfallbetrieb“: Landesgesundheitsagentur kalmiert

Nach einem aufsehenerregenden Brief der Klinikleitung des Spitals Baden-Mödling um einen „Notbetrieb“ versuchte die Landesgesundheitsagentur am Samstag zu beruhigen. Die Akutversorgung sei gegeben. Die SPÖ forderte hingegen eine „Akuttherapie“.

Nach dem bekannt gewordenen Schreiben der Leitung des Klinikums Baden-Mödling, das die angespannte Lage in den niederösterreichischen Spitälern zeigte, war die Aufregung am Samstag weiter groß. Die Landesgesundheitsagentur (LGA) versucht hingegen zu beruhigen: „Hier hat man eine Aussendung in Form einer Dienstanweisung gemacht, um die Kolleginnen und Kollegen vorzubereiten, wie die nächsten Schritte tatsächlich sind", so Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur, gegenüber noe.ORF.at.

Derartige Vorbereitungen werden Kogler zufolge in allen niederösterreichischen Landeskliniken getroffen – nicht nur in Baden und Mödling. „Es wird an allen Standorten so gehandhabt, dass wir grundsätzlich nur das an planbaren Operationen verschieben, was unbedingt notwendig ist.“

Akutversorgung „nicht gefährdet“

In dem Schreiben der Klinikleitung war zu lesen gewesen, dass wegen massiver Personalausfälle auf einen Notfallbetrieb umgestellt werde und dass alle planbaren und nicht lebensnotwendigen Operationen und Ambulanzbesuche verschoben werden müssten. Ansonsten sei die Notfallversorgung an den beiden Standorten ernsthaft gefährdet, wurde betont. Der „Notfallbetrieb“ in den Spitälern in Baden und Mödling werde laut Klinikleitung mindestens zwei Wochen dauern.

Kogler zufolge sei die Situation in den Spitälern in Baden und Mödling ähnlich wie an den anderen Klinik-Standorten. Das Wort „Notfallbetrieb“ würde schlichtweg bedeuten, dass das oberste Ziel sei, die Akutversorgung aufrechtzuerhalten. „Wenn beispielsweise ein Schwerverletzter nach einem Verkehrsunfall oder jemand nach einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt kommt, dann können wir garantieren, dass derjenige behandelt wird. Es handelt sich nicht um einen Notfall im Klinikum“, so Kogler.

Mehr als 15 Prozent des Personals fallen aus

Fest steht jedenfalls: Die Personalausfälle stellen in ganz Niederösterreich eine große Belastung dar. Von den fast 22.000 Angestellten können zurzeit etwa 3.400, also mehr als 15 Prozent, nicht arbeiten – viele, weil sie mit dem Coronavirus infiziert und in Quarantäne sind – und es könnten noch mehr werden, denn die Infektionszahlen sind in ganz Niederösterreich weiterhin sehr hoch. „Wir hoffen allerdings, dass wir hier den Höhepunkt bald erreicht haben und dass wir bald mit einer Rückkehr der Mitarbeiter rechnen können“, heißt es dazu von LGA-Vorstand Kogler.

Um die Situation zu entspannen, sollen künftig auch positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die fünf Tage in Quarantäne waren und 48 Stunden keine Symptome mehr hatten, zur Betreuung von Covid-Patienten eingesetzt werden können – auf freiwilliger Basis „Wir werden uns die Verordnung dazu genau ansehen und alle Möglichkeiten, die uns da geboten werden, auch nützen“, so Kogler.

Scharfe Kritik von SPÖ

Die SPÖ Niederösterreich reagiert heute mit Kritik auf die Coronavirus-bedingte Umstellung des Landesklinikums Baden-Mödling auf einen Notfallbetrieb. Gleichzeitig ergeht die Forderung nach einer „Akuttherapie“ für die Einrichtung mit Standorten in beiden Bezirksstädten. Befürchtet wird, „dass weitere Spitäler in anderen Regionen auf Notfallbetrieb umstellen müssen“.

Die Verantwortung trage insbesondere die Bundesregierung, betonen Gesundheitssprecherin und Landtagsabgeordnete Karin Scheele und die SPÖ-Bezirksvorsitzenden aus Baden und Mödling, Andreas Kollross und Hannes Weninger. Warnungen und Empfehlungen der Wissenschaft seien ignoriert worden. „Die Menschen in den beiden Bezirken sind nun die Leidtragenden“, hält Kollross fest. „Wir müssen jetzt die Stadt Wien um Erste Hilfe ersuchen und umgehend den Personalstand um mindestens zehn Prozent erhöhen“, fordert Weninger.