Kulturerbe Stiftsbibliothek
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„Kulturerbe“

Wenn historische Bücher Hilfe brauchen

Das Benediktinerstift Melk startet eine elf Jahre dauernde Sanierung der barocken Bibliothek. Dabei werden die 100.000 Schriften auf Schäden untersucht und kartiert. Tausende Werke müssen aufwändig restauriert werden.

Die barocke Bibliothek, die 1735 in der markanten und durch unzählige Fotos berühmten Stirnseite des Benediktinerstift Melk eingerichtet wurde, ist in die Jahre gekommen. So schön die großen Fenster auch sind, so gefährlich sind sie mittlerweile für die aufgestellten Bücher. Einerseits sind sie undicht und sorgen so für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, die technisch aufwändig ausgeglichen werden muss, andererseits ist der Lichteinfall zu groß. Das UV-Licht setze den historischen Werken ebenfalls stark zu, erklärte der Baumeister des Sanierungsprojektes, Peter Griebaum.

„Wir werden die Fensterrahmen sanieren, aber auch die Fenstergläser gegen UV-Licht-schluckende Scheiben ersetzen, um die Lichtbelastung zu minimieren“, ergänzte Baumeister Griebaum bei der Besichtigung mit noe.ORF.at. Der beinahe alltägliche Besuch der Bibliothek durch Touristen hat ebenfalls Spuren hinterlassen. Die Böden müssen saniert, die Deckenfresken gereinigt werden. Die Regale sind verblasst und müssen neu lackiert werden.

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Die barocke Stiftsbibliothek in Melk wird saniert

Sanierung bei laufendem Bibliotheksbetrieb

„Die Bibliothek umfasst zur Zeit insgesamt ungefähr 100.000 Bände, darunter ca. 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln. Im großen und im kleinen Saal der Bibliothek sind etwa 16.000 Bände zu sehen“, zählte Bibliothekar Johannes Deibl auf. Sie alle werden im Zuge der Bibliothekssanierung gereinigt, auf Schäden untersucht und – mit Kommentaren versehen – kartiert.

Seit dem 18. Jahrhundert wurden weitere Magazinräume im Erdgeschoß und Obergeschoß eingerichtet und mit der zentralen Wendeltreppe verbunden. Die Bibliothek ist kein Museum, sondern nach wie vor eine „lebendige“ Bibliothek, für deren Bücherschätze sich Forscher und Forscherinnen aus aller Welt interessieren und die immer wieder Gegenstand von Recherchen und Forschungsprojekten ist. Die Frage, wie die Sanierung bei laufendem Betrieb stattfinden kann, stellt die Organisatoren vor große Herausforderungen. Derzeit werden verschiedene Optionen geprüft.

100.000 Werke werden begutachtet

Der Besuch bei der renommierten Papierrestauratorin Bettina Dräxler in ihrem Wiener Atelier verdeutlicht, wie umfangreich und zeitraubend die Restaurierung des Schriftenbestandes ist. Vor ihr liegt ein lexikalisches Kräuterbuch aus dem Jahr 1556, das sich in den vergangenen Jahrhunderten viel in Verwendung befand und nun stark abgenutzt ist. Das Buch, das in dickes Schweinsleder gebunden ist, weist zudem einen starken Wasserschaden an den unteren Seitenkanten auf.

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Bettina Dräxler restauriert Bücher, die mehrere hundert Jahre alt sind

Doch entscheidend für den schlechten Zustand des Kräuterbuches sind die gut gemeinten Restaurierungen der Buchseiten im 19. Jahrhundert. Da wurde säurehaltiges Papier auf die schadhaften Stellen geklebt. Die Säure tritt aber aus dem Papier aus und dringt langsam durch die Blätter des gesamten Werkes. Diese Klebestellen müssen durch säurefreies Material aus heutiger Zeit ersetzt werden.

Der gesamte Buchbestand der Stiftsbibliothek wird in den nächsten Jahren auf Schäden kontrolliert. Pro Jahr sollen einige hundert Bücher von einem Team an Spezialisten restauriert werden.

Restaurierungen im Stift Melk

Im Stift Melk läuft nun eine großangelegte Restaurierungsaufgabe an. Die Bibliothek und der wertvolle Buch- und Schriftenbestand soll in den nächsten zehn Jahren systematisch wieder auf Vordermann gebracht werden.