FFP2-Maske am Asphalt
ORF.at/Georg Hummer
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Coronavirus

Ärger und Verwirrung durch Zick-Zack-Kurs

Erst weitreichende Öffnungen, dann wird doch wieder verschärft. Der Unmut über ständige wechselnde CoV-Regeln ist groß. Kritik kommt nicht nur aus der Bevölkerung, sondern auch aus Gastronomie, vom Handel und von der Ärztekammer.

Mit einem Tag Verspätung hat das Gesundheitsministerium am Mittwoch die Verordnung zu strengeren Coronavirus-Maßnahmen vorgelegt. In Innenräumen muss nun wieder eine FFP2-Maske getragen werden. Es gibt aber Ausnahmen: in der Gastronomie am Platz, bei Proben oder künstlerischen Darbietungen in fixer Zusammensetzung braucht man keine Maske. Bei Veranstaltungen muss man erst ab 100 Personen mit zugewiesenen Sitzplätzen eine FFP2-Maske aufsetzen – also im Theater oder Kino.

In der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen ab 100 Personen ohne zugewiesene Sitzplätze kann der Betreiber wählen, ob er eine 3-G-Kontrolle einführt oder die Maskenpflicht verhängt. Die Regeln gelten vorerst bis 16. April – mehr dazu in Neue Regeln zu Maske und Quarantäne (news.ORF.at; 23.3.2022).

Dabei wurden erst am 5. März – vor nicht einmal drei Wochen – fast alle Maßnahmen abgeschafft. Das ständige Hin und Her sorgt bei der Bevölkerung für Kopfschütteln. „Man kennt sich nicht mehr aus“, ist wohl der häufigste Kommentar, manche sprechen von einem „Kasperltheater“.

„Die Leute nehmen nichts mehr ernst“

Auch aus Sicht der Gastronomie empfindet man das Maßnahmen-Wirr-Warr als Zumutung. „Das ist einfach höchst unseriös“, meint Mario Pulker, Spartenobmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, „man nimmt die Bevölkerung nicht mehr mit. Die Leute lachen nur mehr drüber und nehmen nichts mehr ernst und das hat die Politik zu verantworten.“ Auch für die Betriebe sei das „nicht lustig“. Die Lokalbetreiber befürchten erneut Einbußen.

Auch im Handel herrscht nicht gerade Jubelstimmung, „weil der Handel bekanntermaßen auch kein Infektionstreiber ist“, sagt Spartenobmann Karl Ungersbäck. Und ergänzt: „Was wir keinesfalls wieder wollen, ist ein Lockdown. Keinesfalls wieder Kontrollpflicht. Also ist die Maske das, was am ehesten akzeptiert wird.“

Schon die Öffnungen vor einigen Wochen seien völlig unverständlich gewesen. Es fehle bei den Maßnahmen an Logik, sagt der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Christoph Reisner. Er sei „sprachlos. Ich war gegen die Öffnungen.“

„Das Bild ist katastrophal“

Mit ihrem Zick-Zack-Kurs habe die Regierung das Vertrauen der Bevölkerung jedenfalls verspielt, kommentiert Politologe Thomas Hofer die Situation: „Das Bild ist katastrophal, es gibt keine gemeinsame inhaltliche Linie. Zuerst widersprüchliche Aussagen des neuen Gesundheitsministers, jetzt das Chaos um diese neue Verordnung. Die Halbwertszeit von Festlegungen seitens der Bundesregierung nimmt quasi stündlich ab.“

Auch von Seiten des Landes hagelte es am Mittwoch Kritik am Pandemiemanagement der Regierung. Aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) hieß es gegenüber Ö1, es sei „beschämend“, dass eine seit mehreren Tagen angekündigte Verordnung vermeintlich aufgrund eines politischen Hick-Hacks nicht zeitgerecht kundgemacht worden sei.