Chronik

Ermittlungen nach Todesfällen in Pflegeheim

Nach vier Todesfällen in einem privat geführten Pflegeheim in Pottenbrunn (Bezirk St. Pölten) hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Die Bewohner könnten vernachlässigt worden sein. Die Heimleitung sieht die Schuld in der Pandemie.

Zuerst hatten die „Niederösterreichischen Nachrichten“ am Mittwoch über den Fall berichtet. Demzufolge sei es nicht ausgeschlossen, dass es im Pflegeheim wegen CoV-bedingter Personalengpässe an ausreichender Versorgung gefehlt habe. Für die Einrichtung gilt laut dem Bericht nun ein Aufnahmestopp. Laut Informationen der „Kronen Zeitung“ vom Freitag sollen Ärzte im Universitätsklinikum St. Pölten Alarm geschlagen haben, nachdem ein Heimbewohner in einem bedrohlichen Gesundheitszustand in das Spital eingeliefert worden war.

Obduktionen in drei Fällen

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten bestätigte am Freitag gegenüber noe.ORF.at, dass Ermittlungen aufgenommen wurden. Im Raum steht der Verdacht der fahrlässigen Tötung sowie der fahrlässigen Körperverletzung in mehreren Fällen. Konkret wurden laut einem Sprecher der Anklagebehörde drei Obduktionen durchgeführt. Auf die entsprechenden Gutachten werde derzeit gewartet, heißt es.

In einem weiteren vierten Fall sei laut Staatsanwaltschaft keine Obduktion mehr möglich, da der Leichnam bereits eingeäschert wurde. Zu allen vier Todesfällen soll es im Frühjahr 2022 gekommen sein.

Nähere Details zu dem Fall nannte der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten nicht. Verwiesen wurde darauf, dass aktuell noch Vernehmungen ausstehen würden. Nicht bekannt ist derzeit auch, ob die Ermittlungen noch gegen unbekannte Verdächtige oder bereits gegen konkrete Beschuldigte geführt werden.

Heim: „Misstand durch Corona-Infektionen“ möglich

Die Heimleitung verwies in einer Stellungnahme auf die jüngste Coronavirus-Lage. Die Infektionszahlen seien zuletzt sowohl bei Bewohnern als auch im Personal stark gestiegen. Dadurch bzw. durch behördliche Quarantäne sei es im Februar in Pottenbrunn zu einem Mitarbeiterengpass gekommen. „In dieser Zeit mussten vier hochbetagte Bewohner*innen in das Universitätsklinikum St. Pölten gebracht werden, die dort verstarben“, schrieb Heimleiterin Renate Lokway in der schriftlichen Stellungnahme.

Mit Unterstützung des Magistrats und des Amtes der Landesregierung habe man mittlerweile „die Situation eindämmen und stabilisieren“ können. Nun untersuche die Staatsanwaltschaft, „ob bedingt durch Corona-Infektionen unter unseren Mitarbeiter*innen ein Missstand in unserer Organisation vorgelegen hat, der im Zusammenhang mit dem Ableben der Bewohner*innen steht“. Das Team habe aber in dieser Zeit alles getan, um die Situation bestmöglich zu bewältigen, wurde in der Stellungnahme betont.