Die Diebstähle waren von Anfang Juli bis Ende Oktober vergangenen Jahres verübt worden. Die Polizei berichtete von 15 vollendeten Taten und einem Versuch in den niederösterreichischen Bezirken Tulln, St. Pölten, Korneuburg, Baden und Mödling sowie in Wien.
Die bis dato letzte Festnahme in dem Fall erfolgte erst am Montag vergangener Woche. Drei gestohlene Autos wurden noch in Österreich sichergestellt, in Tschechien und Polen wurde je ein weiterer Pkw aufgefunden. Abgesehen hatte es die Bande insbesondere auf Fahrzeuge der Marken Mercedes, Porsche und BMW.
Schlüssel-Signale aus den Vorzimmern abgeleitet
Sämtliche in Niederösterreich gestohlene Autos waren laut Polizei mit dem Keyless-Go-System ausgestattet, PS-stark und hatten großteils einen Zeitwert um die 100.000 Euro. Das Signal der Schlüssel, die sich zu den Diebstahlszeitpunkten zumeist in den Vorräumen der Wohnhäuser der Opfer befanden, wurde mit sogenannten „Funkstrecken-Verlängerern“ abgefangen und zu den Fahrzeugen weitergeleitet, sodass sich diese entsperrten und mittels Startknopf in Betrieb nehmen ließen.
Funkstrecken-Verlängerer sind elektronische Spezialgeräte, kosten bis zu 35.000 Euro und „dienen ausschließlich zur Begehung von Kfz-Diebstählen“, so der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Johann Götz, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Dieses Video zeigt einen älteren Fall, die Vorgehensweise entspricht jener der aktuellen Diebstähle
Götz appelliert, solche Schlüssel-Systeme in einem diebstahlsicheren Behältnis zu verwahren und am besten nicht direkt im Vorzimmer, sondern weiter hinten im Haus. In den Fahrzeugen wurden laut Götz „Jammer“ angebracht, um ein mögliches Ortungssignal von gestohlenen Fahrzeugen zu stören. Nach den Diebstählen sollen die mutmaßlichen Täter mit gefälschten Kennzeichen über die Grenze geflüchtet sein.
Tätern drohen bis zu zehn Jahre Haft
Im Zuge mehrerer Fahndungen und Zugriffe konnten acht Personen festgenommen und nach St. Pölten gebracht werden. Es sei „ein großer Schlag gegen die organisierte Kriminalität“ gelungen, sagte Landespolizeidirektor Franz Popp im Pressegespräch. Die polnische Bande sei in internationaler Kooperation ausgehoben worden. Popp strich dabei auch die Zusammenarbeit mit der Justiz heraus.
Es seien Verfahren wegen gewerbsmäßigen schweren Diebstahls durch Einbruch im Rahmen einer kriminellen Vereinigung anhängig, erläuterte Leopold Bien von der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Der Strafrahmen betrage bis zu zehn Jahre.
Eine Person wurde inzwischen wieder freigelassen, sieben Personen sitzen in Haft. Im Zuge der Festnahmen kam es zu mehreren Unfällen gekommen. Insgesamt liegt der Schaden laut Polizei bei beträchtlichen 1,2 Millionen Euro. Fünf Autos im Wert von 380.000 Euro wurden sichergestellt.