„Ich male nicht“
„Ich male nicht, sondern ich bemale, übermale oder zermale, d. h., ich brauche einen Auslösefaktor, etwas Existierendes, das ich bestalte.“
Arnulf Rainer, 1972
„Sehr variantenreich und das gesamte Farbspektrum ausschöpfend zeigt der Künstler hier eine ganz neue Seite in seinem umfassenden Œuvre“, teilte das Museum über die von Helmut Friedel kuratierte Ausstellung in einer Aussendung mit. Gezeigt werden 115 Gemälde – vor allem aus den Serien „Botanika“, „Geologica“ und „Kosmos“ sowie Übermalungen und Überzeichnungen kunsthistorischer Vorlagen von Francisco de Goya und Camille Corot. Alle Leihgaben stammen aus dem Studio Arnulf Rainer.
Aus illustrierten Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts kommen die Pflanzenabbildungen, die Rainer für seine ab 1983 beginnende Serie „Botanika“ verwendet. „Rainer setzt in seinen Übermalungen der Bücher bereits ein Zeichen gegen die Domestizierung der Natur, indem er den Pflanzen zu neuen Farbwundern verhilft. Erst recht in den Gemälden wird die volle Kraft seiner Malerei als Sinnbild der Vitalität von Natur spürbar“, so Friedel.
Dass der 1929 in Baden geborene Maler hier zartere Farbtöne wähle, vom Rot zum Rosarot wechsle und vom tiefen Blau zum Himmelblau, „macht ein neues Seherlebnis aus der Betrachtung dieser Werke“. In den 1980er-Jahren waren auch schulische Schautafeln Ausgangspunkt für Übermalungen des Künstlers.
Über die Schöpfung und den Kosmos
In den 1990er-Jahren dominierten in Rainers Werk die Themen Schöpfung und Kosmos. Die Serien „Engelsbilder“, „Geologica“, „Blattmalerei“ sowie die umfassende Serie der „Kosmosbilder“ entstanden. „Hier greift der Künstler thematisch auf seine naturwissenschaftlichen Studien der 1980er-Jahre zurück“, hieß es.
Ausstellungshinweis
„Arnulf Rainer. Rosa Rot Himmel Blau“, bis 12.2.2023, Arnulf Rainer Museum, Baden, dienstags bis sonntags 10.00 bis 17.00 Uhr.
Botanische Gewebestrukturen und Wurzelformationen werden – wie durch ein Mikroskop betrachtet – vergrößert gezeigt („Mikrokosmos“). „Bei Rainer erstarrt die Farbe genau dann, wenn das Geheimnis möglicherweise gelüftet werden könnte. Es sind sehr spannungsvolle Arbeiten, Werke die aufrütteln aber auch beruhigen und jeder Betrachterin und jedem Betrachter individuelle Erklärungen anbieten“, erklärt Kurator Helmut Friedel. Mit der Darstellung von Sternkonstellationen und Himmelsstrukturen wird ein weiter Blick in das Weltall geworfen („Makrokosmos“).
Ergänzt wird die Schau durch existenzielle Werke aus der Serie „Goya“ (ab 1983). Ein Rekurs auf die Kunstgeschichte finde in den Übermalungen von Landschaftsreproduktionen des französischen Malers und Grafikers Camille Corot (ab 1998) statt und schließe den Bogen zu Rainers Naturstudien der 1980er-Jahre, so Kurator Helmut Friedel.