Atemtraining nach CoV-Infektion
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Coronavirus

Mit Atemtraining gegen Long Covid

Das Coronavirus hinterlässt teilweise dauerhafte Spuren. Auch zuvor gesunde, sportliche Menschen leiden durch Long Covid an Atemnot – oft Monate nachdem die Krankheit abgeklungen ist. Was dagegen hilft: Atemtraining.

Singen stärkt die Lunge – deswegen treffen sich regelmäßig Menschen mit Lungenproblemen in Amstetten, um ihre Atemmuskeln zu kräftigen. Waren es vor der Pandemie vor allem Asthmatiker oder Menschen mit COPD (eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung), sind jetzt auch Long-Covid-Patientinnen und -Patienten dazugestoßen.

Zwei Faktoren setzen der Lunge bei Covid-19 besonders zu, erklärt Alexander Huber, Lungenfacharzt aus Amstetten: „Das sind strukturelle Schäden direkt in der Lunge, Fibrosierungen und Entzündungen der Lungen. Zweitens kommt es zu funktionellen Schäden. Das Lungenvolumen nimmt ab, die Atemmuskeln arbeiten nur noch reduziert.“

Atemtraining nach CoV-Infektion
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Sandra Traxler trainiert regelmäßig ihre Atemmuskulatur, um nach einer Covid-Infektion wieder besser Luft zu bekommen

Long Covid führt selbst bei leichter Belastung zu Atemnot, die das Leben der Betroffenen stark einschränkt. Das zeigen auch die Messungen der Lungenfunktion. Huber ist überrascht, wie oft er in den letzten zwei Jahren die Diagnose Long Covid stellen musste.

„Die Coronavirusinfektion wird ja immer wieder mit einer Grippe verglichen. Bei der Grippe gibt es auch alle diese Symptome, aber ich habe das bei weitem nicht in dieser Häufigkeit gesehen wie ich es jetzt bei Corona sehe. Und ich sehe auch Patienten, die anhaltend arbeitsunfähig sind“, so der Lungenfacharzt.

Geräte helfen beim Atemtraining

„Das war für mich sehr überraschend, wie groß der Unterschied ist und wie schlecht diese Werte sind. Bei Long Covid liegt das Problem in der Atemmuskulatur, im Zwerchfell und in der Atemhilfsmuskulatur wie Schultergürtel und Bauchmuskeln“, so Eveline Skarek, Sängerin und Atemtrainerin aus Amstetten.

Trainieren kann man die betroffenen Muskeln durch Atemübungen. Mechanische oder elektronische Hilfsmittel unterstützten dabei. Die Geräte werden auf den Patienten oder die Patientin eingestellt und geben klare Rückmeldungen über den Trainingsfortschritt.

Atemtraining nach CoV-Infektion
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Auch elektronische Geräte unterstützen die Atemtherapie und geben Feedback, wenn man die Übung erfolgreich absolviert hat

Sandra Traxler hat wegen Long Covid Atemnot und übt regelmäßig. Früher war sie oft in den Bergen unterwegs. „Ich hab immer gesportelt. Das geht jetzt leider nicht mehr so, wie ich will. Das Atemtraining hilft, dass ich wieder besser Luft kriege, vor allem wenn ich Panikattacken bekomme.“

Auch Georg Bertl kann seinen Hobbys, Skifahren und Fußballspielen, nicht mehr nachgehen. Statt seiner Beine trainiert der Student jetzt seine Atemmuskeln. „Das Atemtraining bringt mir Sicherheit. Ich weiß, dass ich mich jede Woche steigere und somit keine Bedenken haben muss, dass meine Lunge nicht funktioniert“, so Bertl, der mittlerweile zumindest wieder langsam laufen und Rad fahren kann.