Workshop „Römisches Handwerk und Römischer Schiffbau“.
FAU/Giulia Iannicelli
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WISSENSCHAFT

Historisches Projekt: Rudern wie die Römer

Mit einem originalgetreu nachgebauten römischen Ruderboot wollen Wissenschaftler der Donau-Universität Krems Geschichte sichtbar machen. Im Sommer wollen 200 Freiwillige damit den gesamten Donaulimes entlangrudern – von Bayern bis ins Schwarze Meer.

„Danuvina Alacris“ (auf Deutsch etwa „gut gelaunte Donau“) ist der Name des Holzbootes, das momentan in Deutschland gebaut wird. Als Vorlage dient ein in Mainz entdecktes Schiffswrack aus dem 4. Jahrhundert. „Wir wollen mit dem Bau des Bootes erforschen, wie die Römer ihre Schiffe konstruiert haben“, erklärt Marco Jelusic von der Donau-Universität Krems: „ursprünglich war geplant, dass wir ausschließlich Werkzeuge und Technik verwenden, die es auch vor 1.700 Jahren schon gegeben hat. Das haben wir in weiten Teilen tatsächlich machen können. Durch die Coronavirus-Pandemie kam das Projekt aber in Verzug und jetzt verwenden wir teilweise auch modernes Werkzeug.“

Die Projektbetreiber hoffen, dass das Boot bis Juni fertig und vom TÜV abgenommen wird. „Als erstes werden wir es dann im Wasser untergehen lassen“, berichtet Jelusic, „das ist notwendig, damit das Holz alle Ritzen schließt und das Boot wirklich wasserdicht wird.“

Workshop „Römisches Handwerk und Römischer Schiffbau“.
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Das römische Ruderboot wird mit historischen Handwerkstechniken gebaut

Mit Muskelkraft bis zum Schwarzen Meer

Für den Bau der „Danuvina Alacris“ wurden 18 Eichen gefällt. Das sechs Tonnen schwere Boot wird 18 Meter lang und 2,8 Meter breit. Der Tiefgang beträgt dennoch nur 70 Zentimeter. 18 bis 20 Ruderer sollen darin Platz finden. „Wenn alles klappt, starten wir am 15. Juli in Ingolstadt in Bayern. Im November sollten wir das Donaudelta beim Schwarzen Meer erreichen“, freut sich Jelusic, „von Montag bis Freitag wird gerudert. Am Wochenende wird es kulturelle Events in Städten entlang der Donau geben, bei dem wir unser Projekt vorstellen.“

Wenn der Zeitplan hält, wird das römische Ruderboot am 27. Juli Wallsee (Bezirk Amstetten) erreichen, am 28. Juli Pöchlarn (Bezirk Melk), am 29. Juli Krems und am 30. Juli Tulln. Am 2. August wird in Klosterneuburg angelegt, am 4. August in Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) und am 5. August in Bad Deutsch-Altenburg (Bezirk Bruck an der Leitha).

Workshop „Römisches Handwerk und Römischer Schiffbau“.
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Die „Danuvina Alacris“ wird 18 Meter lang, 2,8 Meter breit und sechs Tonnen schwer

„Living Danube Limes“ ist ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt, bei dem die Donau-Universität Krems mit wissenschaftlichen Organisationen, Vereinen und Museen in Deutschland, Tschechien, Ungarn, Kroatien, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und Serbien zusammenarbeitet. Das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte entlang des römischen Limes soll gestärkt und erlebbar gemacht werden.

Steuermänner und -frauen werden noch gesucht

Die Teilnehmer des Projekts werden historische Kleidung tragen und ausschließlich Infrastruktur verwenden, die es schon zu römischen Zeiten gegeben hat. Bei der Tour entlang des Limes sollen Gerichte gegessen werden, die nach römischen Rezepten zubereitet werden.

Etwa 200 Ruderer werden benötigt. 300 Männer und Frauen haben sich schon dafür beworben. „Den Großteil des Teams haben wir bereits gefunden“, sagt Jelusic, „uns fehlen allerdings noch erfahrene Steuermänner und -frauen, die mit so einem großen und schweren Boot auch umgehen können. Die Danuvina Alacris hat keinen Motor, die Strömung der Donau ist recht stark. Da muss man vorausschauend navigieren.“ Bewerbungen sind noch über die Homepage des Projekts möglich.

Donaulimes ist UNESCO Welterbe

Der Donaulimes zählt seit 2021 zum UNESCO Welterbe. Die einstige Grenze des Römischen Reichs führt durch Oberösterreich, Niederösterreich und Wien. Neben prominent erhaltenen Baudenkmälern wie etwa dem Heidentor von Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) und nach wie vor sichtbaren Überresten von Befestigungsanlagen, etwa in Tulln, Zeiselmauer (Bezirk Tulln) und Traismauer (Bezirk St. Pölten), sind auch im Erdreich verborgene Bodendenkmäler Teil des Welterbes.