Die Anlage des deutschen Pharmakonzerns soll im Wirtschaftspark ecoplus an der Ostautobahn (A4) entstehen, 800 Arbeitsplätze sollen dabei geschaffen werden. In der BioNex genannten biopharmazeutischen Anlage sollen Medikamente gegen Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle hergestellt werden.
Im Grunde handelt es sich um eine ähnliche Anlage wie jene, die Boehringer Ingelheim zwischen 2015 und 2021 in Wien baute. Nach den 700 Millionen Euro in Wien seien die 1,2 Milliarden Euro in Bruck die zweite Großinvestition in Österreich binnen weniger Jahre. Wegen höherer Preise und höherer Standards für die Ökologie falle das Investitionsvolumen nun höher als in Wien aus, sagte Österreich-Chef Philipp von Lattorff am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Produktionsanlage soll klimaneutral sein
Das Unternehmen betonte, dass die nahe gelegenen Windräder eine Rolle bei der Standortentscheidung gespielt hätten. Die Anlage soll möglichst wenig CO2 ausstoßen, die Rede war von einer klimaneutralen „Green Factory“. Geplant sind auch Photovoltaikanlagen auf den Dächern, der Großteil der benötigten Energie soll aus einer Hackschnitzelanlage am Werksgelände kommen. Das Grundstück, derzeit noch ein Acker, ist, wie es zur Austria Presse Agentur hieß, bereits als Industriegebiet gewidmet.
Der für die Biotechanlagen zuständige Manager Torsten Mau sagte, das Ziel sei nicht, die Treibhausgasemissionen durch Geldzahlungen auszugleichen, sondern die Emissionen durch das Design der Prozessabläufe tatsächlich zu vermeiden. Der hohe prozessbedingte Energiebedarf in der Produktion – die Anlage braucht unter anderem Dampf – soll hauptsächlich über das Biomassekraftwerk laufen. Die CO2-Neutralität sei das erklärte Ziel, so Mau. Details soll eine Machbarkeitsstudie zeigen.
Gute Verkehrsanbindung
Bruck an der Leitha liegt 40 Kilometer östlich von Wien und ist auch von der slowakischen Hauptstadt Bratislava und von Ungarn mit dem Auto gut erreichbar. Arbeitskräfte will Boehringer Ingelheim an Höheren Technischen Lehranstalten und Universitäten suchen. Für das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind für die etwa drei Kilometer zwischen der Fabrik und dem Brucker Bahnhof ein Shuttlebus und ein Radweg geplant. Auch die Anbindung an den nahen Flughafen Wien-Schwechat sprach laut dem gezeigten Präsentationsvideo für den Standort.

Groß war die Freude in der Politik. An der Pressekonferenz nahmen sowohl Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) als auch Brucks Bürgermeister Gerhard Weil (SPÖ) teil. „Meine Enttäuschung war 2015 sehr groß“, sagte Mikl-Leitner zu der Anlage, die der Pharmakonzern in Wien errichtete.
Wenn es um Ökologie gehe, könne man auf Niederösterreich nicht vergessen, freute sich die Landeshauptfrau nun über die größte Betriebsansiedelung seit jeher in Niederösterreich. „Die Arbeitsplätze im Wirtschaftspark in Bruck an der Leitha können in etwa verdoppelt werden – das zeigt schon die Dimension dieses Projekts“, so Mikl-Leitner.
Förderungen von bis zu 40 Millionen Euro
Laut Schramböck werden bis zu 40 Millionen Euro an Steuergeld in Form von Förderungen zugeschossen. Dass sich Bruck an der Leitha gegen Deutschland, die USA und Spanien durchgesetzt habe, sei einem Schulterschluss von Wirtschaftsministerium, Land Niederösterreich und der Stadtgemeinde und den sinkenden Unternehmenssteuern in Österreich zu verdanken, so Schramböck. Die aktuellen Herausforderungen hätten gezeigt, wie wichtig es sei, unabhängiger von anderen Ländern zu werden. „Wir brauchen Medikamente in Europa, in Österreich und Österreich kann die Apotheke Europas werden“, betonte die Ministerin.
Bürgermeister Weil sagte, er habe eine „Riesenfreude“. Bruck an der Leitha sei ein „innovativer Wirtschaftsstandort, eingebettet zwischen den beiden Großstädten Wien und Bratislava.“ Dem Gemeinderat und den Bürgerinnen und Bürgern der 8.000-Einwohner-Stadt soll das Projekt demnächst noch genauer vorstellt werden.