Referenten beim Festakt
Robert Salzer/ORF
Robert Salzer/ORF
Politik

Kriegsnot: Parallelen zur Zeit der Gründung

1947 wurde die Volkshilfe Niederösterreich gegründet. Als Organisation, die die Not nach dem Zweiten Weltkrieg bekämpfen sollte. 75 Jahre danach zeigen sich durch den Krieg in der Ukraine Parallelen zu dieser Zeit der Gründung, die Volkshilfe hilft wieder.

Beim Festakt in der Arbeiterkammer in St. Pölten am Freitagabend kam kaum Feierstimmung auf, zu drängend sind die aktuellen Probleme, mit denen die Volkshilfe Niederösterreich konfrontiert ist. Eine Coronavirus-Krise, die noch nicht überstanden ist, ein Ukraine-Krieg, der noch einmal großes Engagement einfordert und letztendlich die Situation in der Pflege, die die größte Herausforderung für die Zukunft der Organisation darstellt.

Es werden Erinnerungen an die Hilfsaktionen der Volkshilfe 1956 nach dem Ungarn-Aufstand oder auch 1968 nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in der Tschechoslowakei wach.

Archivfoto Volkshilfe
Volkshilfe NÖ
Hilfe beim Ungarnaufstand 1956 – die Bilder sind ähnliche wie heute, bei der Hilfe für die notleidende Bevölkerung der Ukraine

400 Tonnen Hilfsgüter wurden von der Volkshilfe Österreich schon in die Ukraine geliefert, vor wenigen Tagen wurde eine große Spendenaktion gestartet. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, sprach vom Grundauftrag, die Not zu lindern: „Grundsätzlich in Österreich als österreichische Organisation, aber auch, wenn die Not woanders groß ist, gibt es die Volkshilfe – wie jetzt in der Ukraine, wo wir uns massiv engagieren.“

St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) gab seinem Wunsch Ausdruck, dass nach all den turbulenten Zeiten es Zeit wäre, wieder einmal herauszukommen aus dem Krisenmodus.

Teschl: „Nicht gegen-, sondern miteinander“

Ähnlich auch Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP), die von der Müdigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Pandemie sprach. Und angesichts dessen, was in der Ukraine passiert, könne man sich Müdigkeit nicht leisten, man müsse wieder weitermachen, weiterhelfen. Und das mache die Volkshilfe bewundernswert, so Teschl-Hofmeister.

Die große Zukunftsaufgabe, die Pflege, habe man in Niederösterreich mit einem Pflegepaket angegangen: „Auch wenn es noch längst nicht genug ist, wir arbeiten daran, es ist ein Grundstein. Wir als Land und die Volkshilfe, wir kämpfen nie gegeneinander, sondern immer miteinander. Wir haben nicht immer dieselben Lösungsvorschläge, aber dasselbe Ziel vor Augen.“

Sacher: „Alle reden von Pflegereform, keiner tut etwas“

Ewald Sacher, seit 2004 Präsident der Volkshilfe Niederösterreich, wurde im Vorfeld des Festakts bei der Generalversammlung für weitere fünf Jahre wiedergewählt. Er ist zugleich auch Präsident der Volkshilfe Österreich. Sacher bezog sich auf die Parallelen der Gründungszeit mit der Linderung der Not des Zweiten Weltkriegs zur heutigen Situation: „75 Jahre später müssen wir miterleben, dass wir das wieder tun müssen, obwohl sich die Zeit total geändert hat.“

Auch er bezeichnete die Pflege als das Zukunftsthema. Das Personalproblem sei für die Zukunft zu lösen, sagte er und übte harsche Kritik an der Politik: „Ich kann das Wort Pflegereform schon nicht mehr hören, alle reden von Pflegereform, nur tut es keiner. Wir brauchen die Rahmenbedingungen, dass diese Situation verbessert wird, dass der Pflegeberuf attraktiver wird.“ Was das Thema Pflege betrifft, da sei noch viel nachzuholen, sagte Sacher, da schlafe man noch in der Politik.