Coronavirus

GECKO: Fokus auf Abwasser und Ausland

Mit der Reduktion des Testangebots werden Abwasseranalysen und Erkenntnisse aus dem Ausland immer wichtiger. Ein vollständiges Ende der Gratistests ist aber kein Thema – die vorhandenen Systeme der Massentests könnte man im Herbst wieder brauchen.

Die täglichen Infektionszahlen sinken derzeit in ganz Österreich, auch in Niederösterreich. Verantwortlich dafür dürfte nicht nur das generell wärmere Wetter sein, sondern wohl zu einem großen Teil auch die Tatsache, dass weniger getestet wird. Immerhin schwenkt der Bund seit Wochen zu einer Strategie um, in der die Tests nur noch teilweise gratis sind – mehr dazu in Ende der Quarantäne auch ohne Freitesten (noe.ORF.at; 5.4.2022).

Das wird jedenfalls auch Auswirkungen auf die weitere Messung des Infektionsgeschehens haben. Immerhin ist diese derzeit in Österreich nach wie vor in erster Linie auf der täglichen Inzidenz aufgebaut, die nun immer weniger Aussagekraft besitzt. Trotzdem sah das etwa Epidemiologe Gerald Gartlehner zuletzt im „NÖ heute“-Interview entspannt. „Das Kreuz-und-Quer-Testen in den letzten Monaten war mit ziemlicher Gewissheit nicht sehr sinnvoll“, erklärte er am am vergangenen Donnerstag. Wichtig sei jetzt der Fokus auf vulnerable Personengruppen.

Abwasserproben: Niederösterreich als negativer Ausreißer

Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) will auf der einen Seite verstärkt die Situation in den Landeskliniken beobachten – hier war die Zahl der Covid-Patienten zuletzt stabil. Außerdem will sie sich noch mehr auf die Analyse von Abwasserproben konzentrieren. „Uns sagen auch alle Expertinnen und Experten, dass die Abwässer eine gute Art der Beobachtung sind, wenn man die individuellen Tests zurückfährt“, so die Landesrätin am Dienstag gegenüber noe.ORF.at. Zuletzt hatten diese Analysen, die die entnommenen Proben auf Spuren des Coronavirus untersuchen, österreichweit einen Rückgang gezeigt. Nur in Niederösterreich wurde eine Stagnation der CoV-Belastung gemessen.

Für eine mögliche neuerliche Infektionswelle im kommenden Herbst sah Königsberger-Ludwig das Bundesland durchaus gerüstet. Die geschrumpften Testsysteme könne man bei Bedarf jederzeit wieder hochfahren, genauso wie auch die Zahl der Impfzentren, die derzeit ebenfalls reduziert ist.

Striedinger: „Sind nicht alleine auf der Welt“

Auch Generalmajor Rudolf Striedinger von der Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (GECKO) betonte im „NÖ heute“-Studiogespräch am Dienstagabend die Bedeutung der Abwassertests – und die guten wissenschaftlichen Kontakte des Gremiums ins Ausland: „Da wir ja nicht alleine auf der Welt sind, sondern die Pandemie auch im Ausland beobachten, können wir das Infektionsgeschehen auch mit einem geringeren Testaufkommen, das derzeit eingeleitet ist, sehr genau beobachten.“

Generalmajor Rudolf Striedinger
ORF
Generalmajor Striedinger am Dienstagabend im „NÖ heute“-Interview mit Thomas Birgfellner

Zu den konkreten nächsten Schritten wollte Striedinger vorerst nichts sagen – man werde erst sehen, ob es etwa bei den Quarantänebestimmungen im Lauf des Sommers weitere Lockerungen geben könne. Generell befinde sich GECKO aber in einem „Abstimmungsprozess mit dem Bundeskanzleramt und dem Gesundheitsministerium, in welche Richtung wir gesundheitspolitisch in den Herbst starten wollen“.

Testkapazitäten „in der Grundstruktur“ erhalten

Dabei gehe es um das Test- und Impfprogramm genauso wie um Covid-Medikamente und die Kapazitäten in den Spitälern. Frühzeitig müsse man sich laut Striedinger jedenfalls überlegen, „ob wir von der Impfpflicht Gebrauch machen oder nicht. Es darf uns nicht passieren, dass wir im Herbst auf einmal in eine Situation kommen, wo wir draufkommen, dass wir im Sommer hätten impfen müssen.“

Ein vollständiges Aus für Gratistests ist für Striedinger bis Herbst kein Thema. GECKO habe sich bewusst für die vorliegende Lösung mit einem eingeschränkten Gratistestangebot ausgesprochen. „Wir wollen die Testkapazitäten, die wir dann möglicherweise im Herbst wieder brauchen, in der Grundstruktur aufrechterhalten. Dann können wir sie im Herbst gegebenenfalls wieder ausbauen.“