„Die Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen 2021
Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
Kultur

So entstand Nitschs „Walküre“ in Bayreuth

Das nitsch museum in Mistelbach präsentiert erstmals einen Film der vollständigen Malaktion von Hermann Nitsch zu Richard Wagners semiszenischer „Die Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen 2021. Gezeigt wird der Film am kommenden Samstag.

Dank intensiver Bemühungen von Rita Nitsch sei es möglich gewesen, aus dem Filmmaterial der Generalprobe und der Premiere einen Zusammenschnitt der kompletten vierstündigen Oper zu erstellen, in dem die gewaltigen ephemeren Klangbilder noch einmal lebendig werden, schreibt das nitsch museum in der Einladung zur erstmaligen Präsentation des Films.

Die vierstündige Produktion wird als filmisches Relikt dieser kongenialen Verflechtung von Wagnerschen Klängen mit dem Malaktionismus von Hermann Nitsch bezeichnet. Die Filmpremiere am Samstag findet von 16.00 bis 21.20 Uhr statt, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist aber unbedingt erforderlich.

In der Pause nach dem ersten Akt führt Michael Karrer, der Künstlerische Leiter des Museums, durch die Ausstellung „Hermann Nitsch – Bayreuth Walküre“ und präsentiert das Gesamtkunstwerk von Hermann Nitsch. Bevor es im dritten Akt zu Walkürenritt und Feuerzauber kommt, führt Kuratorin Julia Kuon durch die aktuelle Sonderschau und erklärt, wie bei Hermann Nitsch Klänge zu Farben werden.

Nitsch: „Wagner hat mich mein ganzes Leben fasziniert“

Sowohl Richard Wagner als auch Hermann Nitsch prägten den Begriff des Gesamtkunstwerks maßgeblich, Wagner im Bereich der Oper und Nitsch mit seinem Orgien Mysterien Theater. Im Zuge der Malaktion „Die Walküre“ im Rahmen der Bayreuther Festspiele 2021 trafen die beiden Giganten des Gesamtkunstwerks erstmals aufeinander. Durch Nitschs malaktionistischen Beitrag wurden die Klänge zu Farben und die Farben zu Klängen.

Ein Malassistent des österreichischen Aktionskünstlers Hermann Nitsch schüttet rote Farbe auf einen Statisten der Festspiele.
APA/Festspiele Bayreuth/Enrico Nawrath
Der Film über „Die Walküre“ von den Bayreuther Festspielen 2021 mit der Malaktion von Hermann Nitsch wird im nitsch museum in Mistelbach am 9. April erstmals gezeigt

Kuratorin Julia Kuon wird in ihrem Vortrag „Nitsch und Wagner – Zwei Giganten des Gesamtkunstwerks“ am 30. April (18.00 Uhr) auf die Entwicklung des Gesamtkunstwerks, auf die kulturgeschichtliche Bedeutung der beiden Künstler sowie auf deren künstlerische Begegnung bei den Bayreuther Festspielen 2021 eingehen.

Über seine Beziehung zu Richard Wagner schrieb Hermann Nitsch: „wagner hat mich mein ganzes leben fasziniert. wegen dieser wunderbaren, schwelgerischen, sinnlichen musik, die den klang über die melodie hinaus zum blühen bringt. die kunst war schon in ihren ersten auftrittsformen mit dem kult, der religion und dem gesamtkunstwerk verbunden. und wagner ist der freileger des gesamtkunstwerks. er hat es zum aufleuchten gebracht.“

Ein wahrer Farbenrausch im nitsch museum

Hermann Nitsch schuf aus seinen „Walküre“-Bühnenbildern eine neue Installation. Zu sehen sind die Werke seit Herbst 2021 im nitsch museum in Mistelbach, es entstand ein neuer, sakraler Raum – mehr dazu in Nitschs „Walküren“-Bilder in Mistelbach (noe.ORF.at; 3.10.2021). Vom Boden bis zur Decke, die Werke tauchen die Halle des nitsch museum in einen wahren Farbrausch. Die Ausstellung besteht aus großen Schüttbildern und Bodenbildern, die während drei Aufführungen der „Walküre“ sowie der Generalprobe entstanden sind – mehr dazu in Nitschs „Walküre“: „War wie ein Dirigent“ (noe.ORF.at; 11.10.2021).