Die Mostviertler Landschaft mag optisch ein Genuss sein, schnelles Internet zu den weit verstreuten Gebäuden zu bringen, ist aber mühsam. So auch in Randegg (Bezirk Scheibbs) mit seinen 52 Quadratkilometern Fläche. Vor vier Jahren wurde hier begonnen, flächendeckend Breitbandrohre zu verlegen, auch zu den entlegensten Häusern. Bis zu zwei Kilometer lang waren diese Einzelleitungen. Insgesamt wurden 140 Kilometer Rohrleitungen mit 500 Kilometern Glasfaserkabel verlegt.
Matthias Repper ist Projektleiter und Geschäftsführer der Gesellschaft, die das Glasfasernetz in Randegg betreibt. Er berichtet von einer Anschlussquote kurz nach der Fertigstellung von fast 80 Prozent. Damit liegt diese überdurchschnittlich hoch, vergleicht man sie mit anderen Orten. Die Latte der Landesgesellschaft nöGIG liegt in der Regel bei einer Anschlussquote von 40 Prozent. Erst wenn diese Quote erreicht wird, baut die nöGIG das Glasfaserkabelnetz. Derzeit macht sie das niederösterreichweit in 44 Gemeinden.
In folgenden Gemeinden findet derzeit der Glasfaserausbau durch die nöGIG statt: Aschbach-Markt, Oed-Oehling, Lanzenkirchen, Walpersbach, Kematen an der Ybbs, Sonntagberg, Paudorf, Absdorf, Hausleiten, Tattendorf, Stetteldorf am Wagram, Allhartsberg, Engelhartstetten, Heldenberg, Purgstall, Pyhra, Sierndorf, Eggenburg, Sigmundsherberg, Geras, St. Bernhard/Frauenhofen, Meiseldorf, Röschitz, Weitersfeld, Straning-Grafenberg, Großmugl, Biberbach, Wolfsbach, Weiden an der March, Bad Pirawarth, Leitzersdorf, Kirchberg am Wechsel, Raach, Trattenbach, Otterthal, Warth, Scheiblingkirchen-Thernberg, Hollenthon, Wiesmath, Edlitz, Thomasberg, Lichtenegg, Bromberg und Grimmenstein.
Je abgelegener, desto mehr ist Eigeninititive gefragt
In ländlichen Regionen ist der flächendeckende Ausbau besonders, für Telekommunikationskonzerne kommt die Rechnung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten oft zu teuer – mehr dazu in „Stotternder Glasfaserausbau läuft wieder“ (noe.ORF.at; 14.10.2021). So müssen Gemeinden oft selbst initiativ werden, um schnelles Breitbandinternet in die Haushalte zu bekommen. In Randegg gelang dieses Unterfangen, inzwischen wurden auch schon 70 Häuser in Nachbargemeinden angeschlossen.
Der Erfolg sei durchschlagend, sagt Randeggs Bürgermeisterin Claudia Fuchsluger (ÖVP): „Es war natürlich auch die richtige Zeit – durch Lockdowns, mit Homeoffice und Distance-Learning –, das alles war bei uns damit kein Problem. Ich habe das Gefühl, dass das wirklich niemand bereut. Im Gegenteil: Es kommen immer noch Bewerber dazu.“

Immer mehr Gemeinden ziehen nach
Die Abschlussrechnung in Randegg habe Kosten von 2,8 Millionen Euro ergeben, bilanziert Matthias Repper. Die prognostizierten Kosten seien bei sechs Millionen gelegen, aber durch den Einsatz von Eigenleistungen von kleinen, regionalen Unternehmen sei der Preis weit gedrückt worden. 1,5 Millionen habe man als Fördergeld lukriert. Den Rest müsse die gemeindeeigene Gesellschaft stemmen, die allerdings durch die Gebühren der Provider, die sich in dem Netz einmieten, mitfinanziert werde.
Repper ist mit seinen Erfahrungen in Randegg jetzt auch ein gefragter Experte für andere derartige Projekte. „Man merkt durch die Fördercalls, die vor allem das Land ausgeschickt hat, dass ein Ruck durch die Gemeinden gegangen ist. Das Interesse ist sehr groß, es ähnlich zu machen und flächendeckende Glasfaseranbindung herzustellen“, so Repper.
Waldviertler Pioniere fanden Nachahmer
Pioniere in dieser Hinsicht waren zu Beginn der 2000er-Jahre die Waldviertler Gemeinden Großschönau, St. Martin und Bad Großpertholz (alle Bezirk Gmünd), die einen solchen Ausbau als erste in Eigenregie in Angriff nahmen. Vor einigen Jahren wurde dann von mehreren Gemeinden unabhängig voneinander auf diese Weise mit Glasfaserinternet begonnen, darunter Laab im Walde (Bezirk Mödling), Allentsteig (Bezirk Zwettl), Neustadtl an der Donau und Ardagger (beide Bezirk Amstetten) und Obritzberg-Rust (Bezirk St. Pölten). Dort war der Ausbau etwas ins Stocken geraten, auch in diesem Fall half Matthias Repper mit seiner Expertise aus, und so wurde im Herbst auch Obritzberg flächendeckend versorgt, die Anschlussquote der 1.000 Haushalte liegt derzeit bei etwa 45 Prozent.
Mit dem neuen Netz wurden unter anderem eine interne Telefonleitung sowie eine zentrale Steuerung öffentlicher Einrichtungen aufgebaut, wie etwa der Abwasserentsorgungsanlage. Vizebürgermeister Franz Hirschböck (ÖVP) spricht von einer kommunalen Daseinsvorsorge – vergleichbar mit Trinkwasser oder Abwasserentsorgung: „Künftige Generationen werden uns dankbar sein, dass wir das gemacht haben.“