Ein technisches Gerät, welches mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist
Universitätsklinikum St. Pölten
Universitätsklinikum St. Pölten
Gesundheit

Künstliche Intelligenz erkennt Krebsgefahr

Eine Darmspiegelung ist die beste Vorsorge gegen Dickdarmkrebs. Im Universitätsklinikum St. Pölten setzt man neuerdings auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Dem Klinikum zufolge sei die Methode vielversprechend für einen flächendeckenden Einsatz.

Jährlich erkranken in Österreich etwa 5.000 Menschen an Dickdarmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart, die sich in vielen Fällen auch als bösartig herausstellt und jedes Jahr tausende Tote fordert. In vielen Fällen könnte der Ausbruch der Erkrankung durch rechtzeitige und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen allerdings verhindert werden, appellieren Ärztinnen und Ärzte.

„Darmspiegelungen ab dem 50. Lebensjahr sind die beste Vorsorge gegen Dickdarmkrebs. Durch flächendeckende Vorsorgeuntersuchungen könnten jährlich bis zu 2.500 Krebstote verhindert werden“, so die Einschätzung von Internist Andreas Maieron, Primar im Universitätsklinikum St. Pölten.

Software liefert Einschätzung der Krebsgefahr

Bei einer Darmspiegelung bzw. Koloskopie wird der Darm von innen untersucht, eine Kamera liefert dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin dabei Bilder von den Schleimhäuten. Dabei können Darmpolypen (Geschwulste; Anm.) sowohl erkannt als auch auf ihre Bedrohlichkeit untersucht werden. Wird bei der Darmspiegelung ein Polyp mit potenzieller Krebsvorstufe entdeckt, kann er bei der Untersuchung umgehend entfernt werden.

Derartige Untersuchungen werden seit Jahresbeginn am Universitätsklinikum St. Pölten durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz präzisiert. Laut Auskunft des Klinikums würden Koloskopien unter der Zuhilfenahme der neuen Software zwei Verbesserungen bringen: Erstens sei die künstliche Intelligenz dazu in der Lage, das Ärzteteam auf einen Polypen hinzuweisen und zweitens könne sie bei der Einstufung helfen, ob es sich bei dem entdeckten Polypen um ein Geschwulst mit potenzieller Krebsvorstufe handelt.

Monitor einer Darmspiegelung
Universitätsklinikum St. Pölten
Mittels des grünen Kästchens zeigt die Software, dass sich an dieser Stelle der Darmschleimhaut ein gutartiger Polyp befindet

Im Universitätsklinikum St. Pölten ist man vom Einsatz künstlicher Intelligenz in der Krebsvorsorge überzeugt und habe bereits gute Erfahrungen gemacht, heißt es. Allerdings wird betont, dass die Analyse der gelieferten Ergebnisse einem Mediziner oder einer Medizinerin obliege. Ärztliche Leistung ersetzen könne die Software zwar nicht, aber maßgeblich verbessern, so Primar Maieron: „Der Einsatz der künstlichen Intelligenz wird die Qualität unserer Untersuchungen eindeutig erhöhen. Nichts hat mein Tun so verändert wie die künstliche Intelligenz.“

Ausrollung auf weitere Kliniken denkbar

Das Universitätsklinikum St. Pölten befindet sich, was den Einsatz der künstlichen Intelligenz betrifft, niederösterreichweit in einer Vorreiterrolle. An keinem anderen Landesklinikum werden derzeit vergleichbare Untersuchungen angeboten.

Für einen flächendeckenden Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich der Koloskopie sprachen sich Fachleute kürzlich bei den Europäischen Endoskopietagen aus. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis weitere Krankenhäuser nachziehen würden und die künstliche Intelligenz in den Routinebetrieb jeder endoskopischen Abteilung aufgenommen wird.

Pfleger und Arzt blicken auf den Monitor während einer Darmspiegelung
Thomas Wallner/ Universitätsklinikum St. Pölten
Pfleger Matthias Lasslsberger und Primar Andreas Maieron (re.) während einer Untersuchung mithilfe der neuen Technologie

Auch am Universitätsklinikum St. Pölten erforscht man seit zwei Wochen – parallel zum aktiven Einsatz bei Untersuchungen – die Vorteile und Effekte der vorgestellten Methode. Damit möchte man die Wirksamkeit der neuen technologischen Möglichkeit durch wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, so die Auskunft.

Zudem würden angehende Ärztinnen und Ärzte profitieren, wenn sie von Beginn an an künstliche Intelligenz herangeführt würden, um mit ihr gemeinsam das Risiko einer Krebserkrankung für Patientinnen und Patienten zu verringern.