In Niederösterreich werden 770.000 Schweine werden gehalten. Der Hof von Familie Halbartschlager in Weistrach (Bezirk Amstetten) ist einer von niederösterreichweit 44 AMA-„Mehr Tierwohl“-Schweinemastbetrieben. Das bedeutet: Die Schweine haben deutlich mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, die Tiere haben Zugang ins Freie, um sich auch draußen zu bewegen und sie können sich auf einer eingestreuten Liegefläche aus Stroh hinlegen.
Besonders in der Kritik standen zuletzt Betriebe, die Schweine auf Vollspaltböden halten. Bei diesen besteht die gesamte Auftrittsfläche der Tiere aus Balken samt schmalen Spalten für den Durchlass von Kot und Urin. Anders als bei Betrieben mit höheren Tierschutzstandards haben die Schweine dort keine Fress- oder Liegebereiche, die mit Stroh eingestreut sind. Laut der Tierschutzorganisation Verein gegen Tierfabriken (VGT) würden in Österreich 60 Prozent der Schweine auf Vollspaltböden gehalten und hätten dadurch Schmerzen beim Liegen, mehr Entzündungen und eine deutlich höhere Todesrate.
Landwirt Martin Halbartschlager hat sich bei seinen Schweinen gegen Vollspaltböden entschieden, betont aber, "dass das natürlich auch mit mehr Aufwand verbunden ist, beispielsweise durch das Einstreuen. Und das bedeutet natürlich mehr Kosten.“
Betriebskosten steigen stark
Ganz generell stehen Schweinebäuerinnen und -bauern zur Zeit vor großen Herausforderungen. Durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine würden derzeit die Preise durch die Decke gehen, etwa für Strom, Futter, Dünger und Diesel, betont Georg Strasser (ÖVP), Präsident des Bauernbundes. „Wir kämpfen wirklich händeringend, dass wir mit den Marktpreisen diese Kosten auch abdecken können, damit wir die Eigenversorgung mit Schweinefleisch in Österreich sicherstellen können."
Bio oder konventionell: Preisfrage entscheidend
Einer, der zu dieser österreichischen Eigenversorgung beiträgt, ist Manfred Bauer. Auch sein Hof in Hofkirchen (Bezirk Amstetten) ist AMA-zertifiziert. Allerdings werden seine Schweine auf den kritisierten Vollspaltböden gehalten.
Die „Tierwohl“-Produktion könne aber auch künftig die konventionelle Schweinemast nicht gänzlich ersetzen, meint der Landwirt, „weil sehr viele Konsumenten nicht bereit sind, die Mehrkosten mitzutragen und der Landwirt unterm Strich Geld verdienen muss“, so der Schweinebauer, der den Hof vor einigen Jahren von seinem Vater übernahm.
Nur 250.000 Schweine leben in besseren Bedingungen
Martin Greßl, Qualitätsmanager bei AMA, ist davon überzeugt, dass der Markt in den nächsten Jahres weiter wachsen kann. Die AMA bezeichnet das Schweinefleisch von Tieren, die auf einer Liegefläche aus Stroh wohnen, als „Premiumfleisch“. „Der Tisch ist gedeckt mit Fleisch aus ‚Tierwohl‘- und Bioproduktion, aber diese Produkte müssen noch bekannter werden. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen vermehrt darauf hingewiesen werden.“
Die Agrarmarkt Austria hat jedenfalls ein Ziel: Bis 2030 sollen eine Million Schweine in Österreich aus „Tierwohl“- oder Biohaltung stammen. Zurzeit sind es mit gerade einmal 250.000 nur ein Viertel des gesetzten Ziels.