Chronik

Online-Musik als Verbindung nach der Flucht

Die Klavierlehrerin Katheryna Shtuka ist vor einem Monat mit ihren Kindern aus der Ukraine geflohen und lebt nun in Traiskirchen (Bezirk Baden). Dort unterrichtet sie ihre ebenfalls geflüchteten, weit verstreut lebenden Schülerinnen und Schüler online weiter.

Das bekannte Stück „Una Mattina“ von Ludovico Einaudi spielt die 32-jährige Klavierlehrerin gerade jetzt besonders gern. Es ist ein Lieblingsstück ihrer Schülerinnen und Schüler aus ihrer Musikschule in Kiew: „Ich mag dieses Lied sehr. Es erinnert mich an unsere Schultage in Kiew. So viele meiner Schülerinnen und Schüler haben dieses Stück wirklich gerne gespielt. Ich glaube, weil es so bekannt ist und weil es einfach jedem gefällt“, erzählt sie im Gespräch mit noe.ORF.at.

In Traiskirchen hat Kateryna Shtuka mit ihren beiden Kindern bei einem privaten Quartiergeber ein neues Zuhause gefunden. Die gesamte Familie fühlte sich in der Stadtgemeinde schnell gut aufgehoben, erzählt die Ukrainerin: „Ich bin so dankbar für all das, was mir hier gegeben wird. Die Menschen sind so nett zu mir und meinen Kindern. Ich habe hier bisher nur Freundlichkeit erlebt.“

Ukrainische Klavierlehrerin
ORF
Auch fast alle ihre Schülerinnen und Schüler aus der Musikschule in Kiew mussten fliehen – online spielen sie gemeinsam weiter Klavier

Schwierige Suche nach Instrumenten

Nur eines fehlte der Musikpädagogin von Beginn an in Österreich: Sie wollte wieder Klavier spielen und weiter unterrichten können. Ihr Quartiergeber trieb für Kateryna Shtuka ein Keyboard auf. Seit diesem Zeitpunkt hält sie online Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern und versucht, sie per Videositzung zu unterrichten.

Der Onlineunterricht gestaltet sich allerdings immer wieder als schwierig. Viele von Shtukas Schülerinnen und Schülern mussten – ebenso wie sie – aus Kiew fliehen. Mittlerweile leben sie in ganz Europa verstreut, erzählt die Lehrerin, in vielen Fällen fehlt ihnen der Zugang zu Musikinstrumenten: „Ich hoffe, ich kann bald mit allen weitermachen. Vielleicht geht es schon ab nächster Woche wieder besser und manche der Kinder kommen zu den Unterrichtsstunden zurück, sobald sie die Möglichkeit haben, ein Klavier oder Keyboard zu finden“.

Noch spielt die Klavierlehrerin selbst auf dem ihr zur Verfügung gestellten Keyboard. Mittlerweile wurde ihr aber zugesagt, dass sie bald schon die Chance bekommen soll, in einer Musikschule in der Umgebung auf einem Klavier oder einem Flügel zu spielen. Gerne würde sie auch vor Ort in Traiskirchen Kinder oder Erwachsene unterrichten. Sie spreche aber nur Ukrainisch oder Englisch, meint Kateryna Shtuka. Möglicherweise ist das aber ohnehin zweitrangig, denn Musik ist bekanntlich die einzige Sprache, die alle verstehen.