Bergrettungsauto mit Großem Ötscher im Hintergrund nach Lawinenabgang
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Chronik

Wintersaison: Mehr Alpinunfälle als üblich

Im Winter 2021/2022 ist die Zahl der Bergunfälle in Niederösterreich deutlich über dem langjährigen Mittel gelegen. Besonders viele Unfälle gab es beim Wandern, Skitourengehen und Alpinskifahren. Vier Menschen starben bei Lawinenabgängen.

Zwischen 1. November 2021 und 3. April 2022 sind mit 205 Alpinunfällen fast 30 Prozent mehr Unfälle als im niederösterreichischen Zehn-Jahres-Mittel (159 Unfälle) registriert worden. Das ergibt der vom Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) veröffentlichte Zwischenbericht für den Winter 2021/2022. Laut ÖKAS-Geschäftsführerin Judith Zauner sei der Anstieg in Niederösterreich allerdings nicht besorgniserregend. Schwankungen wie diese kämen immer wieder vor, weil sich die Wetterverhältnisse von Saison zu Saison unterscheiden.

Besonders viele Unfälle gab es vergangenen Winter beim Winterwandern (54 Unfälle), Alpinskifahren (64 Unfälle), Rodeln (52 Unfälle) und Skitourengehen (36 Unfälle). Einen besonders hohen Anstieg gegenüber dem Mittelwert verzeichnete das Skitourengehen und das Winterwandern. „Es ist anzunehmen, dass das Winterwandern als Alternative zum Skifahren, auch durch die Pandemie, an Beliebtheit gewonnen hat“, so Zauner.

Vier Tote bei Lawinenunglücken am Ötscher

Acht Menschen sind in der vergangenen Saison tödlich in den niederösterreichischen Bergen verunglückt, vier davon bei Lawinenabgängen. Am 11. März starben drei Skitourengeher bei einem großen Lawinenunglück auf dem Ötscher (Bezirk Scheibbs) – mehr dazu in „Lawinenabgang auf Ötscher: Drei Tote“ (noe.ORF.at, 11.03.2022). Am 23. Jänner verunglückte ein Snowboardfahrer bei einem Lawinenabgang am Kleinen Ötscher (Bezirk Scheibbs) tödlich – mehr dazu in „Toter nach Lawine am Kleinen Ötscher“ (noe.ORF.at, 23.01.2022)

Niederösterreich liegt mit vier Lawinentoten österreichweit an zweiter Stelle. Bundesweit kamen im Beobachtungszeitraum 18 Menschen durch Lawinen ums Leben, davon zehn in Tirol, drei in Salzburg sowie eine Person in Vorarlberg. Die meisten davon – 15 Personen – waren Skitourengeher.

Alpinunfälle bundesweit im langjährigen Mittel

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Alpinunfälle wegen der CoV-Pandemie bundesweit um zwei Drittel zurückgegangen. Trotz der überdurchschnittlich hohen Zahl an Unfällen in Niederösterreich in diesem Jahr nähert sich jetzt das bundesweite Unfallgeschehen wieder an das langjährige Mittel an. Insgesamt registrierte die Alpinpolizei bzw. das Innenministerium 4.345 alpine Unfallereignisse (Zehn-Jahres-Mittel: 4.574 Unfälle). Im Vorjahr waren es 1.848 gewesen. 6.716 Verunfallte (Tote, Verletzte und Unverletzte) wurden dokumentiert, etwa gleich viele wie im langjährigen Mittel (7.242) und deutlich mehr als in der von der Pandemie geprägten Vorjahressaison 2020/21 mit 2.494.

Das Kuratorium beschrieb den Winter 2021/22 im Zwischenbericht als von trockenen Perioden mit Schönwetter, wenig Niederschlag und starkem Wind mit teils massiver Südkomponente geprägt. Speziell in Niederösterreich habe man gravierende Wechsel zwischen schneearmen Zeiten im November und Dezember und raschen Wintereinbrüchen im Jänner verzeichnet. Die Verhältnisse bei Schneefall seien wegen des starken Windes oft sehr schwierig gewesen. Im Gegenzug dazu habe es eine lange Schönwetter-Periode Ende März gegeben. „Der Winter bot viele Möglichkeiten für die Ausübung unterschiedlicher Sportarten zur selben Zeit – sowohl für Schneeliebhaber als auch für alternative Sportbegeisterte“, resümiert ÖKAS-Chefin Zauner.