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Coronavirus

Pandemie verstärkt Internetsucht

Seit Ausbruch der CoV-Pandemie verbringen viele Menschen noch mehr Zeit im Internet. Auch Computerspiele erleben seitdem einen Boom, besonders bei Jugendlichen. Expertinnen und Experten warnen vor der Gefahr einer Online-Sucht.

Die Pandemie zeigte es deutlich auf: Computer und Handy sind im Alltag kaum noch wegzudenken. Durch zahlreiche Lockdowns und dem daraus resultierenden Distance Learning oder Home Office erlebten Online-Medien einen massiven Aufschwung. Seitdem spielen soziale Medien wie Instagram oder Facebook und Computerspiele während der Freizeit eine noch größere Rolle als zuvor. Permanent online und erreichbar zu sein, liegt im Trend.

„Ein Trend, der im schlimmsten Fall zu einer Online-Sucht führen kann“, meint Martina Kainz, Referentin für Online-Sucht in der Fachstelle für Suchtprävention in St. Pölten. „Das heißt zum Beispiel, dass Symptome auftreten können, wenn man an einem Tag mal nicht am Computer sitzen oder spielen kann. Es können sogar Entzugserscheinungen auftreten oder eine Toleranzentwicklung. Man muss aber dazu sagen, dass man erst von einer Online-Sucht sprechen kann, wenn diese Kriterien erfüllt sind und sie über ein Jahr anhalten“.

Fachstelle NÖ Suchtprävention

Drehscheibe und Kompetenzzentrum für Suchtarbeit in Niederösterreich

Die Fachstelle ist unter: 0043/2742/31 440 oder per E-Mail unter office@fachstelle.at zu erreichen.

Meist Jugendliche von Online-Sucht betroffen

Vor allem Kinder und Jugendliche begannen während der Pandemie, sich intensiver mit Computer und Handy zu beschäftigen. „Was ganz normal ist, nachdem sie keine andere Möglichkeit hatten, Freunde zu treffen“, meint Kainz, „jedoch müssen die Eltern aufpassen und vor allem auf erste Warnzeichen achten. Wenn Kinder anfangen, keine anderen Interessen mehr zu haben als soziale Medien oder Computerspiele, sich nicht mehr mit Freunden treffen und alle anderen Aktivitäten vernachlässigen, sollten Eltern hellhörig werden. Das ist meistens ein Alarmsignal.“

Sehr oft gehe die Online-Sucht Hand in Hand mit anderen Erkrankungen, so die Expertin: „Man nimmt an, dass bei etwa 70 Prozent der Fälle eine weitere psychische Erkrankung wie eine Depression oder Angststörung besteht. Das sind auch genau die Erkrankungen, die während der Pandemie bei Jugendlichen stark gestiegen sind.“

Gespräche oder professionelle Hilfe

„Dabei sind in erster Linie Gespräche mit den Kindern und, wenn nötig, professionelle Hilfe entscheidend“, sagt Kainz. Eltern und Angehörige könnten Kindern und Jugendlichen im Alltag dabei helfen, verantwortungsvoll mit Online-Medien umzugehen, ist Ursula Hörhahn, Geschäftsführerin der Fachstelle, überzeugt: „Man kann zum Beispiel probieren, am Ende des Tages alle Endgeräte auf einen Tisch zu legen, um sie aufzuladen. Oder man stellt Regeln auf und lässt Handy und Laptop im Kinderzimmer nicht mehr zu.“

Handyspiele
ORF
Viele Computerspiele integrieren Glücksspielelemente

Gefährliche Elemente von Glücksspielen

Computer- und Handyspiele könnten harmlos sein, sie könnten Kinder und Jugendliche aber auch dazu bringen, ihr Taschengeld auszugeben. Die Grenze zwischen Spiel und Glücksspiel verschwimme nämlich immer mehr, heißt es von der Fachstelle. Die Anbieter der Onlinespiele würden bewusste Glückspielelemente integrieren. Dadurch würden junge Erwachsene häufig in eine Schuldenfalle tippen.

„Das heißt, es werden Kinder und Jugendliche, die diese Online-Spiele spielen, beispielsweise durch sogenannte ‚Schatzkisten‘ gereizt, die während des Spiels mit einem lauten Knall aufgehen. Das sind ähnliche Phänomene und Anreize, die auch bei einer Spielsucht eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Martina Kainz.

Wichtig sei es, Kindern und Jugendlichen als Elternteil ein Vorbild zu sein und den eigenen Internetkonsum einzuschränken. Man könnte beispielsweise das Handy und den Laptop aus gewissen Räumen im eigenen Zuhause entfernen oder einen handyfreien Tag in der Woche einführen, raten die Expertinnen.