Kiste mit Erdäpfel
ORF/Georg Hummer
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Landwirtschaft

Landwirte bauen immer weniger Erdäpfel an

Um rund 15 Prozent ist der Erdäpfelanbau in Niederösterreich im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich hat das sowohl wirtschaftliche als auch klimatische Gründe.

„Wenn der Landwirt mit Mais und Erdäpfeln gleich viel verdienen kann, entscheidet er sich in den meisten Fällen gegen den Erdapfel“, sagt Anita Kamptner von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Dieses Szenario ist, wie auch der „Kurier“ berichtet, seit dem vergangenen Jahr zur Realität in der niederösterreichischen Landwirtschaft geworden.

„Getreide- und Maispreise sind derzeit auf einem Niveau, dass man mit ihrem Anbau pro Hektar deutlich mehr verdienen kann als mit dem Erdäpfelanbau. Das lässt sich einerseits auf die Folgen der Coronavirus-Pandemie zurückführen und wird andererseits durch den Ukraine-Konflikt noch verstärkt“, so Kamptner. Daraus folgt, dass die Landwirtschaftskammer auch im Jahr 2022 einen weiteren Rückgang des Kartoffelanbaus erwartet. Die Zahlen der Saatgutbestellungen sagen aus, dass rund 15 Prozent weniger Kartoffeln als im Vorjahr angebaut worden sind.

Maisfeld im Sonnenschein
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Alternativ zu den Kartoffeln werden von den niederösterreichischen Landwirten vor allem Mais und Getreide angebaut

Doch das war nicht immer so. Bis zum Jahr 2021 ist der Kartoffelanbau in Niederösterreich kontinuierlich angestiegen. Flächenmäßig waren die Kartoffeln bis zu diesem Zeitpunkt auf einem hohen Niveau, sodass man mit deren Anbau im Vergleich zu Alternativen tendenziell mehr verdienen konnte.

Hoher finanzieller und personeller Aufwand

Ein weiterer Grund, welcher gegen den Erdapfel spricht, ist der Arbeitsaufwand, der mit dessen Anbau verbunden ist. Die Erdäpfel müssen gelegt, geerntet und richtig gelagert werden, außerdem muss man sie von Erdäpfelkäfern und Drahtwürmern fernhalten. Das alles kostet Zeit, Geld und Personal.

Allerdings: „Selbstverständlich gibt es Betriebe, die seit Jahrzehnten auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert sind. So eine Tradition wird dann auch nicht von heute auf morgen aufgegeben“, ist sich Anita Kamptner sicher.

Ernte von frischen Kartoffeln im Beet
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In Österreich sind vor allem kleine, unverformte Erdäpfel von den Konsumentinnen und Konsumenten erwünscht

Regelmäßiger Niederschlag schafft optimale Bedingungen

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt spielen auch klimatische Effekte eine Rolle. Die Ernte von 2021 zeichnete sich aufgrund unregelmäßiger Wetterverhältnisse vor allem durch verformte und zu große Kartoffeln aus. Diese werden laut Landwirtschaftskammer vom mitteleuropäischen Konsumenten nicht angenommen, sie mussten daher aussortiert werden. Das stellt wiederum einen weiteren Verlust für die Landwirte dar.

Wichtig seien jetzt vor allem die kommenden Wochen: „Regelmäßige und moderate Niederschläge in Kombination mit Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad würden für die niederösterreichischen Erdäpfel im Mai optimale Wachstumsbedingungen schaffen“, erklärt die Erdäpfel-Expertin.