Franz Gschiegl, Michael Reichetzeder, Bernhard Bruckner und Gerhard Tomeczek (v.l.) freuen sich auf ihren 38. Start beim Vienna City Marathon
ORF/Klaus Fischer
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Sport

Wien-Marathon: Stammgäste starten zum 38. Mal

Am Sonntag laufen 30.000 Sportlerinnen und Sportler beim Vienna City Marathon durch die Bundeshauptstadt. Nur sechs von ihnen sind seit der Premiere 1984 ununterbrochen dabei – gleich fünf kommen aus Niederösterreich.

Beim gemeinsamen Training im Wiener Prater stimmen sich die fünf Niederösterreicher auf „ihren“ Marathon ein. Michael Reichetzeder, Gerhard Tomeczek, Franz Gschiegl, Bernhard Bruckner und Erwin Reichetzeder standen 1984 in Wien erstmals beim Marathon am Start. Es war jenes Jahr, als Niki Lauda Formel-1-Weltmeister wurde, die Hitparade vom Opus-Hit „Live is Life“ angeführt wurde und Rudolf Kirchschläger österreichischer Bundespräsident war.

Viel Zeit ist seitdem vergangen, die Begeisterung der niederösterreichischen Läufer für den Vienna City Marathon ist aber noch immer ungebrochen. „Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Die Gelegenheit, einmal im Jahr durch die Bundeshauptstadt laufen zu dürfen, möchte ich nicht missen“, erklärt Michael Reichetzeder aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) seine Motivation, Jahr für Jahr an Österreichs größter Laufveranstaltung teilzunehmen.

„Stolz auf jeden einzelnen der 37 absolvierten Marathons“

Im Jahr 1990 jubelte der heute 65-Jährige über eine sehr gute Zeit von 2:50 Stunden, mit den Lebensjahren ist aber auch die Zielzeit gestiegen. „Man ist stolz auf jeden einzelnen der 37 absolvierten Marathons. Heuer werde ich ungefähr fünf Stunden brauchen“, erklärt Reichetzeder.

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Michael Reichetzeder, Gerhard Tomeczek, Franz Gschiegl und Bernhard Bruckner (v.l.) mit ihren Medaillen
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Vier der fünf niederösterreichischen „Dauerläufer": Michael Reichetzeder, Gerhard Tomeczek, Franz Gschiegl und Bernhard Bruckner (v.l.) mit ihren Medaillen
Medaillensammlung von Michael Reichetzeder, Gerhard Tomeczek, Franz Gschiegl und Bernhard Bruckner von 1984-2021
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Bald werden wieder vier dazukommen: Medaillensammlung von 1984 bis 2021

Verletzungen sollen kein Hindernis sein

Als Reichetzeder gemeinsam mit seinen Kollegen vom „Club of Honour“ durch die Prater Hauptallee läuft, sind natürlich auch die Hürden auf dem Weg zur Rekordserie ein Thema. Bernhard Bruckner aus Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) hatte erst im Winter eine Knieoperation, seinen Start am kommenden Sonntag konnte aber auch der Eingriff am Meniskus nicht verhindern. „Da müsste mir schon ein Bein fehlen, dass ich in Wien nicht mehr starte“, lacht der 55-Jährige, der die Rekordserie als Motivation sieht.

„Wir sind von Beginn an dabei und so eine stolze Serie möchte man natürlich nie abreißen lassen.“ Bruckners Wien-Bestzeit steht bei 2:55 Stunden aus dem Jahr 1991. Heuer möchte er so wie Michael Reichetzeder nach fünf Stunden ins Ziel kommen.

Gerhard Tomeczek aus Mödling ließ sich vor einigen Jahren auch von einem Bandscheibenvorfall im Vorfeld des Laufs nicht vom Start abhalten. „Es war nicht ganz so einfach, aber ich habe es geschafft. Man wird mit den Jahren natürlich langsamer, aber das spielt keine Rolle“, freut sich der 69-Jährige auf heuer. Auf seine Wien-Bestzeit von 2:48-Stunden aus dem Jahr 1990 ist Tomeczek natürlich besonders stolz.

Vienna City Marathon – Aufnahme von Läuferinnen und Läufern auf einer Brücke von oben, September 2021
GEPA pictures/ Philipp Brem
Auch im September 2021 waren sie unter den Teilnehmern

„Jeder von uns hat seine Geschichte“

Franz Gschiegl aus Pfaffstätten (Bezirk Baden) hat bisher ebenfalls noch keinen Vienna City Marathon versäumt. Im Vorjahr absolvierte er die 42,195 Kilometer in 4:26 Stunden, seine Bestzeit von 2:50 Stunden aus dem Jahr 1988 verdient ebenfalls großen Respekt.

Dass er gemeinsam mit den anderen Rekordläufern in diesem elitären Club ist, motiviert den 67-jährigen Vollblut-Sportler. „Es ist kein Konkurrenzdenken vorhanden, sondern es entsteht eine besondere Gruppendynamik. Jeder von uns verbindet seine eigene Geschichte mit dieser Veranstaltung. Es ist tatsächlich ein ‚Theater der Emotionen‘, wie es der Veranstalter immer wieder verspricht.“ Am Sonntag soll in diesem „Theater“ auf den Straßen Wiens für alle Beteiligten der 38. Akt erfolgen und der soll wie immer gesund und mit einer Finisher-Medaille im Ziel vor dem Burgtheater enden.