Visualisierung des neuen Gesundheitszentrums Tullnerfeld
Gesundheitszentrum Tullnerfeld
Gesundheitszentrum Tullnerfeld
Gesundheit

Hausärzte gründen neues PVZ im Tullnerfeld

Beim Bahnhof im Tullnerfeld soll das siebente Primärversorgungszentrum (PVZ) in Niederösterreich entstehen. Das Besondere daran ist, dass sich drei Hausärzte aus drei benachbarten Gemeinden an dem neuen Standort zusammenschließen.

Georg Dorninger ist Allgemeinmediziner in Michelhausen, Michael Kaiblinger in Judenau-Baumgarten und Christa Magerl in Langenrohr (alle Bezirk Tulln). Sie arbeiten künftig gemeinsam unter einem Dach, im neuen Gesundheitszentrum (Visualisierung siehe Bild oben), das gegenüber dem Bahnhof Tullnerfeld gebaut werden soll. Die Projektpläne wurden am Mittwoch im Schloss Judenau präsentiert.

Die Idee entstand vor drei Jahren bei einer Ärztefortbildung, als von den ersten Primärversorgungszentren in Niederösterreich die Rede war. „Der Kollege Kaiblinger aus Judenau und ich haben ursprünglich neue Räumlichkeiten gesucht“, sagte Dorninger gegenüber noe.ORF.at, „im Laufe der Zeit ist das immer weiter gewachsen und es hat dieses gute Konzept von politischer Seite gegeben. Dann hat eines zum anderen geführt.“

Längere Öffnungszeiten, weniger Administration für Ärzte

Die „moderne Art der Allgemeinmedizin“ (Zitat Dorninger) bringt für Ärztinnen und Ärzte den Vorteil, dass sie ihre Work-Life-Balance ausgewogener gestalten können, sie in einem Team arbeiten und weniger mit administrativer Arbeit beschäftigt sind. Aber auch Patientinnen und Patienten hätten dadurch Vorteile. So hat das Gesundheitszentrum etwa längere Öffnungszeiten, montags bis freitags von 7.00 bis 19.00 Uhr, ganzjährig und ohne Urlaubsunterbrechung.

Baustart für das Gesundheitszentrum Tullnerfeld soll im Juli sein, die Eröffnung ist im April 2023 geplant. Im Erdgeschoß soll ein Primärversorgunszentrum mit bis zu sechs Allgemeinmedizinern untergebracht sein, im Obergeschoß sind Flächen für Fachärzte sowie weitere Gesundheitsberufe – von der Physiotherapeutin bis zur Diätologin – vorgesehen. Ein Zahnarzt ist bereits mit an Bord.

Durch die Errichtung des neuen Gesundheitszentrums wandern die drei Allgemeinmediziner de facto aus dem jeweiligen Gemeindezentrum ab. Der Standort beim Bahnhof Tullnerfeld ist allerdings mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, wurde betont, darüber hinaus befindet sich dort auch eine Apotheke.

Bahnhof Tullnerfeld
ORF/Thomas Koppensteiner
Das neue Gesundheitszentrum wird vis-a-vis dem Bahnhof errichtet

Bürgermeister: „Wir drei können Kooperation“

„Natürlich hat man am Anfang etwas Bauchweh, weil man den Gemeindearzt ‚frei‘ gibt“, sagte der Bürgermeister von Judenau-Baumgarten, Georg Hagl (ÖVP). „Aber wir drei können Kooperation.“ Bereits in der Vergangenheit hätte die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden ein „Mehr an Komfort“ gebracht. So betreiben Michelhausen, Judenau-Baumgarten und Langenrohr gemeinsam auch ein Abfallsammelzentrum.

„Wir wollen nicht zu den drei Prozent der Gemeinden zählen, die keinen Allgemeinmediziner mehr haben“, sagte Bernhard Heinl (ÖVP), Bürgermeister von Michelhausen, beim Pressegespräch am Mittwoch. Sein Kollege aus Langenrohr, Leopold Figl (ÖVP), sprach von einer „zusätzlichen Serviceleistung für die Bürger, in Wahrheit ist es eine Rundum-Betreuung und ein Vorzeigeprojekt, für das wir vielleicht einmal gelobt werden.“

Am Mittwoch wurde das neue Gesundheitszentrum erstmals öffentlich den Medien vorgestellt. In den kommenden Wochen sind in den Gemeinden Info-Veranstaltungen geplant. Eine Homepage ist bereits online, in einem Newsletter wird über die wesentlichsten Entwicklungen informiert. Darüber hinaus sind Folder und Plakate in Arbeit, um über das Gesundheitszentrum zu informieren.

Weitere Gesundheitszentren „in der Pipeline“

Das Gesundheitszentrum im Tullnerfeld wird das siebente seiner Art in Niederösterreich. Bisher gibt es derartige Einrichtungen in St. Pölten, Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha), Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten), Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) und Purgstall an der Erlauf (Bezirk Scheibbs), im Melker Alpenvorland gibt es ein Gesundheitsnetzwerk.

Gemeinsam mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Ärztekammer treibt das Land Niederösterreich einen Ausbauplan für die nächsten Jahre voran. Weitere Gesundheitszentrum sind in Mauer bei Amstetten in Form eines Neubaus vor dem Klinikum geplant sowie in Melk, kündigte NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) an.

„Ich glaube, dass das Modell insgesamt ein wichtiges für die Zukunft ist, und dass wir jetzt erkennen, dass es an Geschwindigkeit und Momentum braucht“, so Eichtinger. „Immer mehr auch junge Ärztinnen und Ärzte finden Gefallen an diesem Modell.“ Vor allem für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum würde das Modell der Gesundheitszentren „eine große Rolle“ spielen, man sei bemüht, den Ausbau „intensiv voranzutreiben“, sagte Eichtinger.

Für den Betrieb eines Primärversorgungszentrums braucht es den Zusammenschluss von mindestens drei Allgemeinmedizinern. Die Projekte werden mit Mitteln aus einem Fonds der Europäischen Union zur Attraktivierung und Förderung der Primärversorgung in Österreich gefördert.