Visualisierung der Ariane-6-Trägerrakete
European Space Agency – ESA
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Wirtschaft

Immer mehr Firmen wollen Weltraum erobern

Immer mehr Unternehmen hoffen auf Geschäfte im Weltall, in Niederösterreich sind es derzeit 30 bis 40. Weil Österreich aber bei Investitionen in die Raumfahrt nachhinkt, will eine Plattform in Niederösterreich selbst Entwicklungen vorantreiben.

Im Werk von Beyond Gravity, vormals RUAG Space, in Berndorf (Bezirk Baden) läuft die Produktion auf Hochtouren. Das Unternehmen stellt erstmals einen Hitzeschutz für eine Rakete her. Und es ist nicht irgendeine Rakete, sondern die neue europäische Ariane-6-Trägerrakete.

Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte erst kürzlich angekündigt, in den kommenden drei Jahren einen Internetsatellitenschwarm mit dieser Rakete ins All befördern zu wollen. Der Erststart der Ariane 6 ist noch heuer geplant.

„Die Branche nimmt richtig Fahrt auf“

In der Raketenproduktion bei Beyond Gravity wird das Hitzeschutzgewebe gefertigt, das die Raketentriebwerke vor Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius schützen soll. „Eine Temperatur, bei der sogar Eisen schmilzt“, sagt Andreas Buhl, Direktor für Mechanische Systeme bei Beyond Gravity, im Gespräch mit noe.ORF.at.

„Anfänglich hat man von fünf bis sechs Raketenstarts und Hitzeschutzfoliensätzen gesprochen, in der Zwischenzeit gehen wir dank des in der Presse bekannt gewordenen Amazon-Satellitenschwarms, der aufgebaut wird, von bis zu zwölf Sätzen aus. Das ist eine Verdopplung zur bisherigen Ariane 5. Die Branche nimmt richtig Fahrt auf“, sagt Buhl.

Immer mehr Unternehmen aus Niederösterreich wollen am großen Weltraumkuchen mitnaschen. Die Plattform für Luft- und Raumfahrt, erst heuer im Februar gegründet, will diese derzeit 30 bis 40 Unternehmen vernetzen, heißt es bei einem Betriebsbesuch anlässlich des zweiten Beiratstreffens bei Beyond Gravity in Berndorf.

Viehböck: „Wollen uns vom Bund nicht bremsen lassen“

Von Österreich komme in dieser Hinsicht zu wenig adäquate Unterstützung, kritisiert Franz Viehböck, Beiratsvorsitzender der Plattform und vor mehr als 30 Jahren – im Oktober 1991 – Österreichs erster und bisher einziger Mensch im All. Er fordert vom Bund mehr öffentliche Investitionen in die Raumfahrt.

„Österreich ist Mitglied der Europäischen Weltraumorganisation, die Beiträge entsprechen aber nicht dem, was sie sein sollen. Daher ist es gut, wenn einzelne Regionen wie Niederösterreich zusätzlich etwas leisten wollen, um die Entwicklung voranzutreiben. Wir wollen uns durch den Bund nicht bremsen lassen“, so Viehböck.

Weltraumproduktionen aus NÖ

Die europäische Ariane-6-Trägerrakete soll für Amazon-Gründer Jeff Bezos innerhalb von drei Jahren einen Internetsatellitenschwarm ins All transportieren. Die Produktion läuft auf Hochtouren – auch am Standort von Beyond Gravity, vormals RUAG Space, in Berndorf im Bezirk Baden.

Die erste Ariane-6-Trägerrakete, die von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Auftrag gegeben wurde und von der ArianeGroup hergestellt wird, soll noch heuer vom Weltraumbahnhof bei Kourou in Französisch-Guayana (Südamerika) starten. Zwei Hitzeschutzsätze – eine für die Qualitätskontrolle und eine für den Premierenflug – wurden bereits ausgeliefert, weitere drei Sätze sollen noch heuer verschickt werden. Bei Beyond Gravity geht man in den kommenden Jahren von zwölf Ariane-6-Raketenstarts pro Jahr aus.