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Kultur

„aufhOHRchen“: 20 Jahre Volksmusik von Welt

Die Konzertreihe „aufhOHRchen im Festspielhaus“ hat am Sonntag ihren 20. Geburtstag gefeiert. Ein Anlass, um stilistische und geographische Grenzen auszuweiten und mit den Tanzgeigern, dem Arnold Schönberg Chor oder Christof Spörk musikalisch zu verreisen.

„Eine Reise durch die Regionen“ sollte der Abend werden, und das ist den Musikerinnen und Musikern gelungen. Denn auf dem Programm standen nicht nur Ländler, Polkas und Jodler aus dem deutschsprachigen Raum, sondern auch Spirituals aus den USA, Volkslieder aus Japan und Tänze aus Ungarn und Tschechien. Mit dem Auftritt des Multiinstrumentalisten und Kabarettisten Christof Spörk spannte man außerdem den Bogen von der Volksmusik zum Humor. „Wir überschreiten wahrlich Grenzen“, so die langjährige Organisatorin und Moderatorin der Konzertreihe Dorli Draxler.

2002 institutionalisierte sie „aufhOHRchen“ als Konzertreihe im Festspielhaus St. Pölten. „Alle Legenden der Volksmusik waren schon hier“, erzählt Draxler, „und auch das Publikum hat nach wie vor Sehnsucht nach Volkskultur“. Wie jedes Jahr fand das Konzert im Festspielhaus St. Pölten unter einem Motto statt, heuer wollte man „Gegensätze und Gemeinsamkeiten auf der Bühne“ vereinen.

Tanzgeiger
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Die Tanzgeiger spielen Volksmusik aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus Ungarn und Tschechien.

Mit Volksmusik die eigenen Wurzeln ergründen

Dass dabei auch der für Werke der Klassik weltbekannte Arnold Schönberg Chor auf der Bühne stand, sei kein Widerspruch. Die Wurzeln der klassischen Kunstmusik lägen sehr häufig in der Volksmusik, erklärt Chorgründer und Leiter Erwin Ortner: „Um die Kunstmusik zu verstehen, muss man die Volksmusik, aus der sie entstand, sinnlich erfahren.“ Der Schönberg-Chor, der heuer sein 50-Jähriges Jubiläum feiert, möchte in diesem Konzert auch seine eigenen, internationalen Wurzeln ergründen – die Sängerinnen und Sänger kommen aus der ganzen Welt.

Emotionaler Höhepunkt des Abends war ein musikalisches Friedenssymbol, im Gedenken an den Krieg in der Ukraine. Ein gesungenes ukrainisches Gebet ließ der Chor übergehen in ein russischen Lied aus der Romantik und beide mündeten gemeinsam in einem Kärntner Volkslied. „Es ist ein Zeichen, dass international und völkerverbindend gesungen wird mit dem sehnlichen Wunsch nach Frieden“, so Ortner.

Arnold Schönberg Chor
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Eigentlich ein Klassik-Chor, widmete sich der Arnold Schönberg Chor unter der Leitung Erwin Ortners Volksmusik aus aller Welt

Volksmusik muss nicht „streng stilecht“ sein

Das Konzert im Radio

Der ORF Niederösterreich zeichnete das „aufhOHRchen“-Jubiläumskonzert am Sonntag, 24. April 2022, auf und überträgt die Veranstaltung am 1. Mai um 20.04 Uhr auf Radio NÖ.

Wichtig sei, dass man mit Respekt an die Volksmusik anderer Kulturen herangehe, so die Harmonikaspielerin der Tanzgeiger Marie-Theres Stickler: „Das Schöne an der Musik ist ja folgendes: Man kann sie sich nehmen, sie bleibt aber zugleich auch immer beim ursprünglichen Besitzer.“ So nehmen die Tanzgeiger von jeder Konzertreise ein Volkslied einer anderen Kultur mit für ihr Repertoire. „Es kommt nicht darauf an, dass die Volksmusik streng stilecht ist, sondern dass sie wahrhaftig und authentisch gespielt wird“, erklärt Veranstalterin Dorli Draxler. Das Wohlfühlen auf der Bühne stehe immer im Mittelpunkt.

Zum 20. Geburtstag beurteilt Draxler den Stand der Volksmusik in Niederösterreich übrigens als „so vielfältig wie noch nie“. Dies sei besonders den Musikschulen zu verdanken, die in den letzten zwei Jahrzehnten hervorragende Musikantinnen und Musikanten ausgebildet hätten. So würde auch die Zahl der Volksmusik Ensembles wieder wachsen.