Chronik

Cobra-Einsatz: Ministerium weist Vorwürfe zurück

Im Fall eines von Cobra-Beamten gestürmten Einfamilienhauses in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) hat die Besitzerin des Hauses Vorwürfe erhoben: Ihrer Tochter sei u. a. eine Waffe an den Kopf gehalten worden. Das Innenministerium tritt den Schilderungen der Frau entgegen.

Die Bewohner wurden offenbar verdächtigt, mit Drogen zu handeln oder sie zu besitzen. Gefunden wurde nichts. Am Mittwoch hielten sich die Polizei und die Staatsanwaltschaft Wien zum Einsatz und den Vorwürfen noch bedeckt. Man bestätigte lediglich, dass es Einsätze mit Verdacht auf Suchtgifthandel in mehreren Bundesländern gegeben habe. Dabei wurden elf Häuser durchsucht.

Darunter war auch ein Einfamilienhaus in Groß-Enzersdorf. Die Beamten hätten ihr befohlen, sich auf den Boden zu legen, schilderte die Besitzerin im Telefoninterview mit noe.ORF.at. Ins Badezimmer seien die Polizisten eingedrungen, obwohl sich eine 13-Jährige dort unter der Dusche befunden habe, worauf die Hausbesitzerin hingewiesen habe.

Einer 24-Jährigen, die noch im Bett gelegen sei, sei die Decke weggezogen worden. Erst nach der Hausdurchsuchung seien die Betroffenen informiert worden, worum es eigentlich ging. Vorwürfe in Richtung Suchtmittelkriminalität hätten sich nicht erhärtet.

„War nicht zu erkennen, wer sich im Badezimmer befand“

Am Donnerstag äußerte sich das Innenministerium zu den Schilderungen: Die Tür sei trotz mehrmaliger Aufforderung nicht geöffnet worden, man sei von einer Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgegangen. Deswegen habe man die Tür aufgebrochen.

Die Situation im Badezimmer habe nur „einige wenige Sekunden“ gedauert: „Als sich die Beamten der Cobra der Badezimmertüre näherten, wurde versucht, diese rasch zu schließen. Es war im ersten Moment nicht zu erkennen, wer sich im Badezimmer befand und ob sich Waffen, Beweismittel, eine oder mehrere Personen darin aufhielten.“ Die Beamten hätten das Badezimmer sofort verlassen, als sie festgestellt hätten, dass keine Gefahr von der 13-Jährigen ausgehe.

Aufregung um Cobra-Einsatz

Die Cobra hat am Mittwoch das Haus einer Familie in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) gestürmt. Die Bewohner wurden offenbar verdächtigt, Drogen zu besitzen oder zu handeln. Der Verdacht bestätigte sich allerdings nicht.

Ministerium: Waffe nicht an Kopf gehalten

Entgegen den Schilderungen der Frau hätten die Beamten niemandem eine Waffe an den Kopf gehalten. Auch dass die Herkunft der Familie eine Rolle gespielt habe, wies das Innenministerium zurück. Die beiden Töchter sind gebürtige Südafrikanerinnen. „Wir vermuten deshalb auch einen rassistischen Hintergrund", sagte die Mutter.

„Die Durchsuchung erfolgte aufgrund einer Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien an diversen Örtlichkeiten und steht in absolut keinem Zusammenhang mit etwaigen ethnischen Herkünften“, hieß es am Donnerstag aus dem Ministerium. Abschließend hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums, dass man die Vorwürfe ernst nehme und „der Einsatz, die Einsatzörtlichkeit sowie der genaue Ablauf“ Teil einer Evaluierung der Ermittlungen sein werden.