Lehrling in einer Werkstatt
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Lehrlinge mittels TikTok-Videos gesucht

Derzeit gibt es fast doppelt so viele verfügbare Lehrstellen wie Lehrstellensuchende. Daher gehen Unternehmen, wie die ÖBB, jetzt einen ungewöhnlichen Weg. Ein Influencer wirbt auf der Social-Media-Plattform TikTok mit Kurzvideos für Lehrberufe.

Der 17-jährige TikTok-Influencer und Lehrling für Medienmanagement Marvin Teufl produziert die Kurzvideos über Lehrberufe in niederösterreichischen Betrieben. Teufl dreht gemeinsam mit den Lehrlingen, um Jugendlichen die Hintergründe der Lehrberufe auf seinem TikTok-Kanal „HicksMarvin“ nahe zu bringen. Der Jugendliche hat mehr als 300.000 Follower.

Eine dieser Betriebe ist die ÖBB: In der Lehrwerkstatt in St. Pölten arbeitet der einzige weibliche Lehrling der Elektro-, Anlagen- und Betriebstechnik, Celine Schenk. Die 21-Jährige drehte gemeinsam mit Teufl ein TikTok-Video über den 3D-Druck. „Mir hat der Tag mit Marvin unglaublich viel Spaß gemacht. Ich finde, dass das eine gute Gelegenheit ist, um Jugendlichen zu zeigen, was man hier bei unserer Lehre alles erlernen kann“, so Schenk.

„Ohne Ausbildung zwölf Jahre arbeitslos“

Die anhaltende Nachfrage nach Arbeitskräften bildet sich am niederösterreichischen Lehrstellenmarkt ab. Das AMS Niederösterreich verzeichnete Ende März fast doppelt so viele verfügbare Lehrstellen (1.437) wie Lehrstellensuchende (797).

Für Sven Hergovich, Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, sei das ein Umstand, den es zu ändern gilt. Mit der neuen Lehrlingskampagne wolle man nun die Jugendlichen besser erreichen. „Wir wissen, dass Jugendliche ohne abgeschlossene Ausbildung im Schnitt über ihr gesamtes Erwerbsleben betrachtet zwölf Jahre arbeitslos sind. Deswegen ist es unser größtes Anliegen möglichst viele Jugendliche gut auszubilden und ihnen ihre Möglichkeiten zu zeigen“, so Hergovich.

TIK TOKer
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Am Freitag wurde die neue Lehrlingskampagne von AMS, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer präsentiert

Auch Fachkräfte händeringend gesucht

Aber nicht nur Lehrlinge, sondern auch Fachkräfte werden derzeit dringend gesucht, sagte Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich: „Es gibt fast keine Branche, wo nicht Fachkräfte gesucht werden. Die Lehrausbildung ist das Beste, was man machen kann. Es gibt viele Betriebe, die die Mitarbeiter selbst ausbilden und eine hohe Fachkraft-Kapazität haben“.

In Niederösterreich verursache der Fachkräftemangel finanziell gesehen einen hohen Verlust. „Die niederösterreichische Wirtschaft verliert pro Jahr derzeit 400 Millionen Euro an möglichem Umsatz nur durch den Fachkräftemangel. Das Potenzial an Aufträgen ist vorhanden, aber es kann niemand abwickeln“, meinte dazu Johannes Schedlbauer, Direktor der Wirtschaftskammer Niederösterreich.