Umwelt & Klima

Chemiker schwimmt gegen Plastikflut

Um auf die Verschmutzung in den Gewässern hinzuweisen, schwimmt Andreas Fath 2.700 Kilometer durch die Donau bis zum Schwarzen Meer. Dabei sammelt er mit seinem Team Wasserproben. Einen Landgang machte er auch in Marbach an der Donau (Bezirk Melk).

Eine echte Wasserratte ist er schon von Kindesbeinen an: Andreas Fath, Chemieprofessor an der Hochschule Furtwangen im deutschen Baden-Württemberg, hat eines seiner Hobbys quasi zum Beruf gemacht. Momentan schwimmt der 57-Jährige 30 bis 70 Kilometer pro Tag donauabwärts.

In die Donau gesprungen ist der Langstreckenschwimmer in Ulm. Nach über 15 Stopps entlang des Flusses ist er nun auch in Marbach an der Donau an Land gegangen. Dort wurde der Chemieprofessor von der Gemeinde und dem Wassersportclub Marbach in Empfang genommen. An diesem einen Tag war Fath insgesamt acht Stunden im Wasser und hat 50 Kilometer schwimmend zurückgelegt.

Begleitet wird Fath bei der Tour, die zwei Monate lang dauert, von einem Forschungsteam des Projekts „cleandanube – swimming for a pure and plastic-free river“. Das Forschungsteam misst gemeinsam mit Fath den Verschmutzungsgrad der Donau.

Giftige Schadstoffe und Mikroplastik in Donau

„Ich bin als Schwimmer selbst ein Messgerät“, sagte Fath gegenüber noe.ORF.at. Er trägt eine Kunststoffmembran mit ein paar Zentimetern Durchmesser an seinem Neoprenanzug. „Sie sammelt Schadstoffe wie Mikroplastik ein“, erklärte er. Diese Membranen werden einmal pro Woche vom Neoprenanzug runtergelöst. Die Teammitglieder entsenden die Proben danach an verschiedene Universitäten zur Wasseranalyse.

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Chemiker schwimmt
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Von Ulm bis Marbach an der Donau: 625 Kilometer hat Andreas Fath bereits hinter sich gebracht
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In Marbach an der Donau wurde er von der Gemeinde unter Applaus empfangen
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Einmal pro Woche wird die Membran heruntergelöst. Die Proben werden ins Labor geschickt.
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Die Tour soll zwei Monate dauern. Mitte Juni soll das Boot am Schwarzen Meer ankommen.

4,2 Tonnen an Mikroplastik wandern nämlich täglich von der Donau ins Schwarze Meer. In der Donau wurden bereits mehr Plastikteile als Fischlarven gefunden, sagte Fath. Ein Zustand der nicht mehr tragbar sei: „Die Leute werfen achtlos Plastikmüll in den Fluss. Sie denken nicht an die Konsequenzen für die Gewässer, aber auch für die Menschen. Die Donau fungiert als Plastikmühle und zerschrotet das Plastik in mikroskopisch kleine Teile“, so Fath.

Die Plastikflut sei aber nicht das einzige Problem in den Gewässern. Viele Chemikalien wie Korrosionsschutzmittel aus Spülmaschinen, Antibiotika, Hormone, Kontrastmittel oder Weichmacher werden, laut Fath, in die Gewässer eingeleitet. Die Schadstoffe aus den Chemikalien kleben sich am Mikroplastik fest. Fische und Meeresfrüchte nehmen das Mikroplastik auf: „Und da ein hoher Anteil der Menschen weltweit ihren Proteinbedarf in Form von Fisch und Meeresfrüchten aus den Weltmeeren deckt, wird deshalb ein Ernährungsproblem auf einen großen Teil der Menschheit zukommen“, so Fath.

Rhein, Tennessee River, Donau

Auf den 60 Etappen des Projektes sind auch Veranstaltungen wie Workshops und Wasser-Schnelltests geplant. Zusätzlich gibt es eine Sammelaktion für geflüchtete Kinder aus der Ukraine: An den jeweiligen Etappenorten werden Turnsackerl aus recycelten PET-Flaschen mit Malutensilien, Süßigkeiten und verschiedenen Kleidungsstücken gepackt.

Es ist nicht der erste Fluss, den Andreas Fath erforscht. Nach dem Rhein (Projekt „Rheines Wasser 2014“) und dem Tennessee River in den USA (Projekt „Tenneswim 2017“) ist die Donau der dritte und längste Fluss, den Fath nun bis zur Mündung durchschwimmen möchte.