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Pixabay/stevepb
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Wirtschaft

Aufholbedarf bei Inklusion in Arbeitswelt

Bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt gibt es in Niederösterreich großen Aufholbedarf. 3.000 Betriebe sind per Gesetz dazu verpflichtet, eine Person mit Behinderung aufzunehmen – nur 650 erfüllen diese aber auch.

Etwa 18 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher ab 15 Jahren leben mit einer dauerhaften Beeinträchtigung. Davon gelten laut Sozialministeriumservice 23.000 Menschen als begünstigt behindert. Das bedeutet, dass diese Menschen einen Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent haben – und zusätzlich einen Bescheid des Sozialministeriumservice über die Zugehörigkeit zu dieser Personengruppe.

Diese Menschen fallen unter die Beschäftigungspflicht. Unternehmen ab 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen nämlich einen begünstigt behinderten Menschen aufnehmen. Bei größeren Betrieben gilt: Je 25 Mitarbeiter muss ein Mitarbeiter mit Behinderung eingestellt werden. Wird diese Pflicht nicht erfüllt, muss das Unternehmen eine Ausgleichszahlung leisten.

Mehr als 24 Millionen Euro Ausgleichszahlungen

In Niederösterreich sind mehr als 3.000 Unternehmen von dieser Pflicht betroffen, nur 650 erfüllen sie aber auch. Die restlichen Betriebe zahlen insgesamt mehr als 24 Millionen Euro Ausgleichstaxe. Dieses Geld wird laut Sozialministeriumservice für die Unterstützung von Menschen mit Behinderung in Zusammenhang mit Ausbildung und Beruf und die Beratung und Förderung von Unternehmen verwendet.

Experte für digitale Barrierefreiheit im Gespräch

Werner Rosenberger, Experte für digitale Barrierefreiheit, im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz.

Auch einige kleinere Unternehmen, die nicht verpflichtet wären, bieten Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz – dazu werden aber keine Zahlen erhoben. „Es gibt aber natürlich aufgrund der Unternehmensstruktur (viele Kleinbetriebe) in Niederösterreich viele Unternehmen mit weniger als 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Menschen mit Behinderung beschäftigen und dafür auch Unterstützungsleistungen und Förderungen des Sozialministeriumservice erhalten können“, hieß es auf Anfrage von noe.ORF.at vom Sozialministeriumservice.

Projekt vermittelt an Betriebe

Projekte, wie etwa „0>handicap“, engagieren sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt. Dabei übermittelt das AMS Niederösterreich Menschen Behinderung an die MAG Menschen und Arbeit, die diese an einen Betrieb vermittelt. Dort werden die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zunächst befristet angestellt. Die Betriebe zahlen monatlich 400 Euro, die übrigen Kosten übernehmen das Land, das AMS und das Sozialministeriumservice Niederösterreich. 2022 stehen 150 Plätze zur Verfügung. Seit 2020 wurden über dieses Projekt mehr als 250 Personen in Jobs vermittelt.

„Die MAG Menschen und Arbeit vermittelt hier jeden Menschen nach seinen Stärken und unterstützt während der Projektteilnahme. Dank der gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlassung bekommen Menschen mit Behinderung eine Chance wieder in das Arbeitsleben einzusteigen. Die Lohn- und Lohnnebenkosten werden dabei übernommen. Mit einer Übernahmequote von bis 80 Prozent ist ‚0>Handicap‘ das erfolgreichste aller unserer Arbeitskräfteüberlassungsprojekte“, so Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) und AMS NÖ-Chef Sven Hergovich in einer Aussendung.