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Wirtschaft

PV-Boom führt zu Netzproblemen

Niederösterreich verzeichnet weiterhin große Zuwächse bei den Photovoltaikanlagen. Die hohe Nachfrage nach Netzzugängen führt aber zu Problemen in der Stromnetzinfrastruktur. Interessenten müssen mitunter Jahre auf einen Netzzugang warten.

51.000 Photovoltaikanlagen liefern derzeit in Niederösterreich eine Gesamtleistung von über 600 Megawatt. Das entspricht in etwa der Leistung von 120 modernen Windrädern. Allein im April sind weitere 2.280 Anlagen in Niederösterreich ans Netz angeschlossen worden. Die Zahl der Anträge auf Netzzugang zum Einspeisen von Überschussstrom hat sich heuer im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

„Wir hatten alleine im April 1.200 Anträge jede Woche. Damit zählt Niederösterreich aktuell zu den Photovoltaik-Kaisern Österreichs“, so Netz Niederösterreich-Sprecher Michael Kovarik. Laut Klimaministerium zählt Niederösterreich, gemeinsam mit Oberösterreich, dem Burgenland und Vorarlberg zu jenen Bundesländern, in denen der Photovoltaikausbau am weitesten fortgeschritten ist.

Bis fünf Jahre Wartezeit im Waldviertel und Zentralraum

Allerdings führt die plötzlich gestiegene Nachfrage zu Problemen in der Netzinfrastruktur. Denn das Stromnetz sei noch nicht überall für die Selbsteinspeisung ausgelegt, so Kovarik: „Früher war das Stromnetz eine Einbahnstraße von einem großen Kraftwerk bis zum Haushalt, jetzt verkomplizieren sich die Ansprüche an das Netz durch dezentrale Energieeinspeisungen.“

Für Interessenten von großen Anlagen, etwa Landwirte mit viel Nutzfläche, kann das bedeuten, dass sie bis zu fünf Jahre auf einen Netzzugang warten müssen. Besonders stark ausgelastet sind die Netze bereits im Waldviertel und im Zentralraum. Hier müsse das Stromnetz erst umgebaut werden, bevor weitere große private Anlagen ans Netz gehen könnten, so Kovarik.

Der Grund, warum die aufwändigen Genehmigungsverfahren durch den Netzbetreiber notwendig sind, sei, dass es bei zu starker, privater Stromeinspeisung sonst zu einem Abfall der Spannungsqualität für die anderen Netzkunden kommen könne, erklärt Kovarik: „Die genaue Prüfung ist notwendig, um auch weiterhin einen reibungslosen Betrieb des Stromnetzes sicherzustellen zu können. Wir müssen die Versorgungssicherheit im Auge behalten.“