Der Trauerzug am Weg zum Schluss Prinzendorf
APA/TOBIAS STEINMAUERER
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Kultur

Abschied von Hermann Nitsch in Prinzendorf

Aktionskünstler Hermann Nitsch ist Samstagnachmittag auf dem Areal des Schlosses Prinzendorf (Bezirk Gänserndorf) beigesetzt worden. Die Totenmesse wurde nach einem lateinischen Ritus abgehalten. Der Künstler starb vor etwa drei Wochen.

Das Schlossareal Prinzendorf ist Nitschs letzte Ruhestätte. Die Totenmesse fand zuvor in der Kirche von Prinzendorf statt und wurde von Pater Friedhelm Mennekes auf Latein zelebriert. Der Altar war mit einem Schüttbild des weltberühmten Künstlers geschmückt, Nitsch selbst in einem schlichten Holzsarg davor aufgebahrt. Unter den zahlreichen Gebinden befanden sich auch Kränze des Bundespräsidenten sowie der Landeshauptfrau Niederösterreichs.

Auf einer großen, mit Blumen reich geschmückten Stiertrage, einem Holzgestell, wie es als Aktionsgerät im Rahmen von Nitschs „Orgien-Mysterien-Theaters“ immer wieder in Verwendung war, wurde der Sarg anschließend in einer Prozession von rund drei Dutzend Freunden, darunter der Künstler Erwin Wurm, zum Schloss Prinzendorf getragen.

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Der Trauerzug mit dem Satg im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf
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Der Trauerzug vor der Schlosskapelle
Der Trauerzug mit dem Sarg im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf
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Der Trauerzug mit dem Sarg
Der Trauerzug mit dem Sarg im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf
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Die Farbe auf der Kleidung der Ministrantinnen und Ministranten erinnert an Nitschs Technik
Der Priester Friedhelm Mennekes im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf
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Priester Friedhelm Mennekes aus Deutschland leitete das Begräbnis
Der Priester Friedhelm Mennekes im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf
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Mennekes ist katholischer Theologe und Kunstprofessor
Der aufgebahrte Sarg sowie Trauergäste im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch am Samstag, 7. Mai 2022, in Prinzendorf.
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Im engsten Familien- und Freundeskreis wurde die Totenmesse zelebriert

Zuhause, Atelier, Bühne und letzte Ruhestätte

Das Schloss war von Nitsch 1971 angekauft und in der Folge restauriert worden. Es wurde zum wichtigsten Wohn- und Schaffensort des Künstlers, 1998 zum Aufführungsort seines Sechstagespiels und nun zur letzten Ruhestätte. Der Aktionskünstler starb am 18. April im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus.

In einer extra angefertigten einfachen Gruft im Schlosspark wurde der Künstler, der als Mitglied der Wiener Aktionisten begann und in der Folge Text, Musik, Malerei und Performance zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verknüpfte, seinem Wunsch gemäß zur letzten Ruhe gebettet.

„Schauen in den Abgrund und Hoffnung auf das Paradies“

Die Abschiedsfeier, der Begräbniszug und die Beisetzung wurde zur letzten, beeindruckenden und bis ins Letzte durchgestalteten Aktion eines Künstlers, der orgiastische Elemente archaischer Rituale und die strengen Riten der katholischen Kirche in seiner Arbeit gleichberechtigt vereint hatte. Die Messgewänder waren offenbar dem reichen diesbezüglichen Oeuvre von Nitsch entnommen und mit roter bzw. gelber Farbe bearbeitet.

„Wir kommen zusammen in Trauer – und doch ist es ein Fest“, sagte Mennekes eingangs der Messe. „Ich rede von Hermann Nitsch, um dessen gläubige Seele ich weiß.“ Er erinnerte daran, dass Nitsch am zweiten Ostertag gestorben sei und dass er in seinem künstlerischen Werk ebenso das Schauen in den Abgrund wie die Hoffnung auf das Paradies verarbeitet habe.

Trauergäste vor Schloss Prinzendorf im Rahmen der Beisetzung des Künstlers Hermann Nitsch
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Nitsch wurde in einer Gruft auf dem Schlossareal beigesetzt

Die Feier fand im engeren Kreis von Familie, Freunden und Kollegen statt. Unter den rund 150 Trauergästen waren NÖKU-Chef Paul Gessl, das Sammlerehepaar Agnes und Karlheinz Essl, die Museumsdirektorin und Nitsch-Biografin Danielle Spera, die Galeristinnen Miryam Charim und Ursula Krinzinger und der sichtlich getroffene niederösterreichische Altlandeshauptmann Erwin Pröll. Journalist Michael Fleischhacker fungierte als Ministrant.

Im 2007 eröffneten nitsch museum in Mistelbach, wo der Maler, Aktionskünstler, Schriftsteller, Bühnenbildner und Komponist in wechselnden Ausstellungen umfassend gewürdigt wird, ist später die Aufführung eines Requiems geplant.

Begräbnis von Hermann Nitsch

In seinem Schloss in Prinzendorf im Weinviertel ist der Aktionskünstler Hermann Nitsch am Samstag zu Grabe getragen worden.

Teil des Sechstagespiels im Juli geplant

Witwe Rita Nitsch kündigte Ende April an, dass der Künstler in einer Gruft auf dem Schlossareal beigesetzt werde. Das sei sein letzter Wunsch gewesen, wie Rita Nitsch im Interview mit noe.ORF.at erzählte – Rita Nitsch: „Prinzendorf soll sein Bayreuth sein“ (noe.ORF.at; 28.4.2022). Prinzendorf sei für ihren Mann Zuhause, Atelier und Bühne gewesen, so Rita Nitsch.

Ein Anfang April angekündigtes Sechstagespiel in Prinzendorf will Rita Nitsch im Juli stattfinden lassen. Der erste Teil ist von 30. bis 31. Juli geplant. Bis 2024 möchte Rita Nitsch dann das gesamte Werk in Prinzendorf auf die Bühne gebracht haben.