Eine 2.000-Einwohner-Gemeinde südlich von Schwechat schaffte es in den vergangenen zwei Jahrzehnten, die Tanzwelt zu erobern. Vor 20 Jahren gegründet, ist der Heeressportverein Zwölfaxing heute 15-facher Staatsmeister und die große rot-weiß-rote Hoffnung bei der Heim-Europameisterschaft. Im Schwechater Multiversum kämpfen am 28. Mai die besten Lateinformationen Europas um Edelmetall.
„Am Lateintanzen finde ich schön, dass man sich so gut zur Musik bewegen kann“, erklärt HSV-Tänzerin Valentina Stanger die Faszination für ihre Sportart. „Man hat die Möglichkeit, all seine Gefühle und Emotionen – sowohl gute als auch schlechte – loszuwerden, und das auf eine ästhetische Art und Weise.“
HSV-Zwölfaxing bereitet sich auf Heim-EM vor
Das Formationstanzen sei eine riesige Herausforderung für Tänzerinnen und Tänzer, so Zwölfaxings Trainer Stefan Herzog, der bereits Teil der erfolgreichen ORF-Sendung „Dancing Stars“ war. „Einerseits müssen sie auf einem technisch sehr hohen Level performen können, gleichzeitig müssen alle acht Paare gemeinsam eine Kür bewältigen. Das ist eine große Challenge.“
Nummer eins im Formationstanz
Besagte Kür wird bei Turnieren und Wettbewerben von einer Fachjury bewertet. Dabei kommt es auch, aber nicht nur auf die Technik an, beschreibt HSV-Trainerin Daniela Riedl. „Es wird die Musikalität ebenso bewertet wie die Choreografie und die Synchronität. Es gibt viele verschiedene Kriterien und in allen müssen wir brillieren.“
Seit seiner Gründung vor 20 Jahren entwickelte sich der HSV-Zwölfaxing zur rot-weiß-roten Nummer eins und gab dem Formationstanz eine Bühne. „Darauf sind wir stolz“, freut sich Präsident Peter Kielhauser. „Wir waren sicher eine der Leitfiguren und Leitvereine, die unsere Sportart nach oben gebracht haben.“
Der Weg zur perfekten Choreografie ist harte Arbeit. Von der ersten Idee über die Gestaltung der Musik bis hin zur fertigen Kür vergeht bis zu ein Jahr. Selbst das Schminken vor dem Wettbewerb nimmt drei bis vier Stunden in Anspruch. „Wir trainieren bis zu 30 Stunden pro Woche“, so HSV-Tänzer Andreas Schneeweiss. „Wir machen das alle neben Studium oder Arbeit. Da kommt wirklich einiges zusammen.“
Auch Perchtoldsdorf träumt von EM-Medaille
Aktuell sind die Trainingseinheiten sogar noch intensiver als sonst. Für die Heim-Europameisterschaft in Schwechat will der HSV-Zwölfaxing perfekt vorbereitet sein. Das Ziel ist für Valentina Stanger und ihre Teamkollegen klar: „Wir wollen unbedingt den Sprung aufs Podest schaffen. Unser Motto lautet: Medaille kassieren und dann auch auf nationaler Bühne richtig abräumen.“
Mit dem Formationstanzsportclub Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) ist auch noch ein zweiter niederösterreichischer Verein bei der Heim-EM im Einsatz. Der FCP führt aktuell die 1. Bundesliga an und hofft mit seinem Programm „Earth“ auf einen Spitzenplatz. „Die Top-Fünf sind unser großes Ziel“, so Trainer und Manager Steffen Engel. „Wenn alles perfekt für uns läuft, ist vielleicht sogar eine Medaille möglich.“