Lebensmittel, die am Ablaufdatum stark reduziert werden, oder Produkte, die man über Apps kurz vor Ladenschluss günstiger bekommt: Immer häufiger werden Lebensmittel, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können, zu sehr geringen Preisen verkauft. So bleibt den Supermärkten weniger Ware übrig, für die vom Roten Kreuz betriebenen Tafeln allerdings wird das zum Problem. Sie beziehen traditionell einen großen Teil ihrer Spendengüter von regionalen Supermärkten.
Rot-Kreuz-Landesdirektor Hannes Buxbaum betont, dass das Rote Kreuz die Initiativen zur Lebensmittelrettung grundsätzlich begrüße. Man kämpfe schließlich für das gleiche Ziel, nämlich Lebensmittelverschwendung zu minimieren. Doch der Verdrängungseffekt für Lebensmittel mit Mangel mache den Tafeln in Niederösterreich deutlich zu schaffen. Vergangenen März etwa sei die Spendenmenge um 40 Prozent eingebrochen.
Um 36 Prozent mehr Kunden bei Tafeln
Unter diesen Umständen sei es schwierig, den Regelbetrieb aufrecht zu erhalten, besonders weil das Angebot gefragter sei denn je, sagt Buxbaum. Am Standort Baden habe sich die Kundinnen- und Kundenfrequenz etwa von 80 bis 90 Personen pro Woche auf 150 beinahe verdoppelt. Insgesamt seien, die Haushalte miteingerechnet, 400 Menschen in Baden auf das Angebot der Tafel angewiesen.
Landesweit ist die Entwicklung kaum anders: Über die vergangenen fünf Monate sei die Zahl der Klienten durchschnittlich um 36 Prozent gestiegen, allerdings mit großen regionalen Unterschieden, berichtet Buxbaum: „Manche unserer Tafeln erleben einen Zuwachs von 150 bis 200 Prozent.“ Besonders groß sei der Bedarf gegenwärtig in Hollabrunn und Purkersdorf, die Gründe dafür könne man noch nicht genau benennen, heißt es. Insgesamt seien 14.000 Menschen in Niederösterreich Klienten der Tafeln, über ein Drittel davon sind Kinder.
Zum Spendenaufruf des Roten Kreuzes:
Besonders gesucht werden Hygieneartikel (z.B. Duschgel, Waschmittel, Periodenprodukte), Trockenlebensmittel (Reis, Nudeln, Mehl), Obst und Gemüse. Abgegeben werden können die Spenden bei allen Bezirksstellen des Roten Kreuzes in Niederösterreich. Hotline: 059144
Eindringliche Bitte um Spenden
Der Grund für den Anstieg sei einerseits die zusätzliche Versorgung der Geflüchteten aus der Ukraine, die das Rote Kreuz zum Teil über die Tafeln bewerkstelligt. Andererseits aber bringe die Teuerungswelle immer mehr Menschen ans Existenzminimum. „Das beginnt beim Jobverlust oder der Kurzarbeit und geht weiter bis zum Spritpreis und den Energiepreisen, die das Leben für die Menschen schrittweise unleistbar machen“, so Buxbaum.
Um die Differenz zwischen gestiegener Nachfrage und gesunkenen Spenden auszugleichen, wendet sich das Rote Kreuz jetzt mit der Bitte um Sachspenden an die Bevölkerung. Besonders dringend gebraucht würden Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel sowie Obst und Gemüse. „Wichtig ist, dass die Ware originalverpackt ist“, so Buxbaum.