San Francisco – ein Ort der Gegensätze. Die Stadt ist für die Hippiebewegung ebenso bekannt wie dafür, einer der bedeutendsten Finanzplätze der Welt zu sein. In der renommierten Stanford University ganz in der Nähe haben dutzende Nobelpreisträgerinnen und -träger studiert, auch zahlreiche Gründer von bekannten Unternehmen wie Google oder Tesla.
Aktuell lernen und forschen in Stanford 16.000 Studierende. Die Schwerpunkte liegen immer öfter auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und grüne Technologien, wie Friedrich Prinz, Professor in Stanford und gebürtiger Gmünder der niederösterreichischen Delegation bei einem Besuch berichtete. Prinz forscht im Bereich der Energiespeicherung und Energiekonvertierung und sieht in den sogenannten „grünen Technologien“ die Zukunft für Forschung und Wirtschaft.
In Österreich und Niederösterreich passiere auf diesem Gebiet aber schon sehr viel, so Prinz: „Gerade bei Umweltthemen ist Österreich ein Vorzeigeland, wo man grüne Ideen wirklich auf breiter Basis unterstützt.“ Als Beispiel führte Prinz etwa die thermische Sanierung der Einfamilienhäuser und den Umstieg auf erneuerbare Energien an.
Selbstfahrende Trucks aus dem Silicon Valley
Ohne die Forschungsarbeit der Universität Stanford wäre der boomende Erfolg im nahe gelegenen Silicon Valley nie möglich gewesen. Hier haben bedeutende Hightech-, IT- und Internetfirmen wie eben Google oder Apple und Facebook ihren Sitz, ebenso das Start-up „Kodiak Robotics“.
Seit 2018 entwickelt es im Silicon Valley selbstfahrende Trucks. Chief Technology Officer ist der Österreicher Andreas Wendel: „Unsere Trucks verwenden eine Kamera, Laser und Radar, um sich auf der Straße zu positionieren und andere Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen.“
Die Trucks fahren selbstständig und legen mittlerweile etwa Strecken wie jene zwischen Houston und Dallas zurück, ohne dass der mitfahrende Sicherheitsfahrer eingreifen muss. Das Unternehmen wird mit 500 Millionen US-Dollar bewertet.
Start-ups, nicht nur aus dem Silicon Valley, vernetzt das Unternehmen „Plug and Play“ mit traditionellen Firmen. Das Netzwerk besteht laut Firmenangaben aus 30.000 Start-ups und mehr als 500 Unternehmen weltweit. Ein Standort am Flughafen Schwechat dient als Hub für Reise- und Tourismus-Start-ups in Zentral- und Osteuropa.
Niederösterreich will „von den Besten lernen“
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sieht sich im Weg, die niederösterreichischen Universitäten und Fachhochschulen mit der Wirtschaft eng zu vernetzen, bestätigt. Wichtig sei, weiter in Wissenschaft und Forschung zu investieren und das Wissen in die Wirtschaft zu transferieren, so Mikl-Leitner: „Wir haben einen Vorteil im Bereich Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie. Wir sind hier viel weiter als die Staaten, in denen wir in den vergangenen Tagen zu Gast waren.“
Start-ups und Gründerfirmen seien für den wirtschaftlichen Erfolg Niederösterreichs von enormer Bedeutung, betonte Helmut Miernicki, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur ecoplus am Rande eines Vernetzungstreffens der österreichischen Start-up-Unternehmen in Kalifornien mit der lokalen Wirtschaft. In den USA wolle man „von den Besten lernen, wie jenseits des Atlantiks diese Szene bearbeitet wird, auf welche Themen gesetzt wird und wie an neue Themen herangegangen wird“, sagte Miernicki im Anschluss an das Treffen.
Wirtschaftsaustausch in San Francisco
Nach Austin in Texas und Denver in Colorado reiste die Delegation aus Niederösterreich nach San Francisco, wo man von den Erfahrungen der Unternehmen im weltbekannten Silicon Valley profitieren möchte.
Kalifornien interessiert sich für „leistbares Wohnen“
Weniger die Start-up-Szene als mehr der Ausbau der Infrastruktur stand im Mittelpunkt politischer Gespräche von Landeshauptfrau Mikl-Leitner sowie der beiden Landesräte Jochen Danninger und Martin Eichtinger (beide ÖVP) mit Kaliforniens Vizegouverneurin Eli Kounalakis. Ob erneuerbare Energien, das Breitbandinternet am Land oder leistbarer Wohnraum – Kounalakis sprach von einer „außergewöhnlichen Arbeit“ in Niederösterreich.
In Kalifornien kostet ein Haus durchschnittlich 800.000 Euro, etwa 160.000 Menschen leben als „homeless people“, als Obdachlose, auf der Straße. Kounalakis: „Es ist eine unglaubliche Arbeit beim Thema Wohnen und Wohnbau. Leistbarer Wohnraum ist etwas, das wir hier dringend brauchen.“ Noch im September soll eine Delegation aus Kalifornien nach Niederösterreich kommen, um sich den geförderten Wohnbau genauer anzusehen.