Gesundheit

Tag der Pflege: Massiver Personalmangel

Am Donnerstag ist internationaler Tag der Pflege. Damit rückt eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit in den Blickpunkt. Niederösterreich kann mit Anreizen Interessenten für den Pflegeberuf gewinnen, sieht nun vor allem aber den Bund gefordert.

Lukas Grüner arbeitet als Gesundheits- und Krankenpfleger bei der Caritas. Einer seiner Kunden ist der 80-jährige Franz Jäckel aus St. Pölten, der einmal täglich Besuch von der mobilen Pflege bekommt. Ob Blutdruckkontrolle, Verbandswechsel oder das Einsortieren der Medikamente – bei all diesen Tätigkeiten ist Lukas Grüner eine wichtige Unterstützung für den Pensionisten, „weil ich alleinstehend bin und sonst keine Hilfe habe – etwa zum Verbinden“, so Jäckel.

„Für Herrn Jäckel ist sein Nachbar zwar eine wichtige Bezugsperson, aber sonst kommt niemand“, erzählt Lukas Grüner, „deshalb ist es dann schon ein schönes Gefühl, ein großer Teil in seinem Alltag zu sein und ein bisschen Freude in sein Leben zu bringen". Seine Arbeit stimme ihn positiv, schwärmt Grüner von seinem Job als Pfleger.

Caritas: „Haben oft lange Wartelisten“

Jedoch teilen viel zu wenige Menschen die Meinung des Pflegers, was zu einem massiven Personalmangel führt – auch bei der mobilen Pflege der Caritas. Es fehlt besonders an Diplompflegerinnen und -pflegern. Der Mangel zieht sich aber durch sämtliche Jobprofile – von der Heimhilfe bis hin zur Pflegeassistentin wird alles gesucht. „Dieser Mangel wirkt sich insofern aus, dass wir manche Kundinnen und Kunden nicht mehr aufnehmen können. Das heißt, wir haben oft lange Wartelisten“, betont Andrea Harm, Pflegedienstleiterin bei der Caritas.

Mobile Pflege
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Lukas Grüner pflegt seine Kundinnen und Kunden in ihren eigenen vier Wänden – eine der vielen Möglichkeiten im Pflegeberuf

Studie: 9.500 Pflegekräfte bis zum Jahr 2030

Laut einer Studie werden in Niederösterreich bis zum Jahr 2030 etwa 9.500 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. „Der Pflegeberuf ist also ein spannender Beruf, der eine interessante und vor allem sichere Zukunftsperspektive bietet“, betont Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Um die angespannte Lage zu entschärfen, gibt es in Niederösterreich jetzt mehr Ausbildungsplätze im Pflegebereich sowie eine finanzielle Unterstützung für angehende Pflegekräfte in der Höhe von 420 Euro monatlich, wenn sie nach der Ausbildung einer Tätigkeit in Niederösterreich nachgehen. Zusätzlich übernimmt das Land die Studiengebühren bzw. die Schulgelder.

Teschl: „Jetzt ist der Bund gefordert“

All das sind Anreize, die offenbar erste Früchte tragen, denn in diesem Jahr haben sich drei Mal so viele Interessentinnen und Interessenten für die niederösterreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeschulen angemeldet als in den letzten Jahren.

Aber „das ist nicht genug. Niederösterreich hat jetzt wirklich zu einem großen Teil getan, was Niederösterreich tun kann, aber jetzt ist – und ich sage es noch einmal mit allem Nachdruck – der Bund gefordert“, betont Teschl-Hofmeister, die Anfang der Woche zum Thema Pflege auch ein Gespräch mit Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) führte. Der Bund handelt nun offenbar jedenfalls schneller als zuletzt gedacht. Für Donnerstagvormittag ist eine Pressekonferenz der Bundesregierung angekündigt, in der die Pflegereform präsentiert werden soll – mehr dazu in Regierung will Pflegereform präsentieren (news.ORF.at; 11.05.22).