Sich für den richtigen Beruf zu entscheiden, fällt vielen jungen Menschen schwer. Bei über 200 verschiedenen Lehrberufen in Österreich und unzähligen anderen Weiterbildungsmöglichkeiten wird es meist für Kinder und Eltern zur Herausforderung, am Arbeitsmarkt den Überblick zu behalten. Dieser Herausforderung will man seitens der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der Arbeiterkammer Niederösterreich nun entgegenwirken. Mit der neu entwickelten App „Berufsorientierung To Go“, kurz „Bo To Go“, soll die Suche nach dem richtigen Beruf vereinfacht werden.
Kooperiert haben die beiden Sozialpartner mit der österreichischen Digitalagentur „OVOS“, welche sich auf spielerische Wissensvermittlung spezialisiert hat. OVOS-Geschäftsführer Hannes Amon betonte bei der Vorstellung des neuen Tools: „Die vorwiegende Zielgruppe dieser Applikation sind die Eltern. Unser Ziel ist es, dass sie gemeinsam mit ihren Kindern auf dieser Plattform die Interessen, Kompetenzen und Zukunftswünsche der Kinder herausfinden und sich in weiterer Folge auch ein passender Berufsweg herauskristallisiert.“
In drei Schritten zum Traumberuf
Am Beginn des Berufsfindungsprozess steht das Erstellen eines individuellen Kompetenz- und Interessensprofils. Während dieser ersten Phase, dem „Erkunden“, können aus einer breitgefassten Liste Interessen wie zum Beispiel Babysitten, Dekorieren oder auch Computerspielen ausgewählt werden.
„Im zweiten Schritt kommt ein intelligenter Algorithmus zur Anwendung. Auf Basis des zuvor erstellten Kompetenzprofils werden Berufsdatenbanken durchforstet und zu den Interessen passende Berufe angezeigt“, erklärt Andreas Friedl, Projektleiter von der Firma OVOS. Hat der Berufseinsteiger beziehungsweise ein Elternteil einen oder mehrere Berufe gewählt, folgt der dritte und letzte Schritt, welcher unter dem Titel „Durchstarten“ steht.
Dabei, und das ist laut Arbeiterkammerpräsident Markus Wieser das Besondere an der App, werden einem nach Eingabe der Postleitzahl Betriebe und Veranstaltungen in der Umgebung angezeigt, die mit dem zuvor ausgewählten Berufen zusammenhängen. Angezeigt werden unter anderem Betriebe, die beispielsweise Schnupperstunden oder vereinzelt auch konkrete Lehrstellen anbieten, oder Veranstaltungshinweise auf Jobmessen.
Forderung nach Pflichtfach „Berufsorientierung“
„20.000 offene Stellen gibt es derzeit auf dem niederösterreichischen Arbeitsmarkt. Tendenz steigend“, diese Bilanz zieht Wirtschaftskammerpräsident Wolfgang Ecker. Er sieht darin allerdings auch eine Chance für junge Menschen. Ihnen stünden bei der Berufswahl alle Wege offen. Die App könne sie dabei unterstützen.
Wichtig sei außerdem, dass auch die Bundesregierung Maßnahmen zur Berufsorientierung junger Menschen umsetze, wird betont. „Wir erneuern unsere gemeinsame Forderung, das Pflichtfach ‚Berufsorientierung, Sozial- und Alltagskompetenz‘ für die 5. bis 8. Schulstufe flächendeckend an den Schulen einzuführen“, heißt es vom Präsidenten der niederösterreichischen Arbeiterkammer Markus Wieser. Laut Wieser wäre das neue Pflichtfach eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.