Seeadler „Orania“ wird besendert
Franz Josef Kovacs
Franz Josef Kovacs
Chronik

Rekordflug: Seeadler fliegt bis Russland

Für das Forschungs- und Schutzprogramm des WWF werden Seeadler mit Sendern ausgestattet. Nun staunten die Experten nicht schlecht: Orania flog zwischen Jänner und Mai 2.300 Kilometer bis nach Russland und verdoppelte den bisherigen Rekord.

2019 ist Orania im Nationalpark Donau-Auen geschlüpft und besendert worden und flog zwischen Jänner und Mai 2.300 Kilometer bis an den Nördlichen Dwina-Fluss in Russland. „Noch nie konnten wir eine so weite Reise eines Seeadlers aus Österreich dokumentieren. Den bisherigen Rekord hat sie verdoppelt. Orania scheint zielstrebig auf Friedensmission“, wird Christian Pichler, Seeadler-Experte des WWF (World Wide Fund for Nature) in einer Aussendung am Donnerstag zitiert.

Im Jahr 2000 galt das heimische Wappentier noch als ausgestorben, heute leben wieder rund 45 Seeadler-Brutpaare in Österreich, für den WWF daher eine Erfolgsgeschichte des heimischen Naturschutzes. „‚Oranias‘ Reise über alle Grenzen unterstreicht die Wichtigkeit länderübergreifender Schutzmaßnahmen. Sie sind Grundstein für die Rückkehr dieser ehemals ausgerotteten Art“, erklärte Pichler.

Erkenntnisse über Flugrouten und Lebensräume

In Österreich bieten vor allem Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Oberösterreich diesen Adlern wieder Lebensraum. Wichtige Nahrungs-, Brut- und Ruhegebiete würden die Adler etwa im Waldviertel, Nationalpark Donau-Auen, in den March-Thaya-Auen oder Gebieten der Pannatura, einem Unternehmen von Esterhazy finden.

Fünf junge Seeadler wurden auch heuer im Rahmen des Forschungs- und Schutzprogramms der Naturschutzorganisation WWF Österreich mit Sendern ausgestattet. Sie werden in wenigen Wochen ihre Horste verlassen. Die Besenderung der Jungadler liefere wichtige Erkenntnisse über ihre Flugrouten und Lebensräume nach dem Verlassen der Elternreviere. Dorthin kehren sie meist nach vier bis fünf Jahren zurück, um selbst zu brüten.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Seeadler im Flug
Justine Pickett
Der bisherige Rekord eines Seeadlers konnte nun verdoppelt werden
GPS-GMS-Sender und Jungadler 2021
Florian Kozak/WWF
Mit diesen Sendern werden die Tiere ausgestattet
Ringe der Österreichischen Vogelwarte
WWF
Ringe der Österreichischen Vogelwarte
Besenderter Seeadler
Florian Kozak/WWF
Ein besenderter Seeadler

Überleben der Seeadler in Österreich nicht gesichert

„Auf Basis der Senderdaten können wir die internationale Zusammenarbeit im Seeadlerschutz laufend optimieren“, erläuterte der Adler-Experte. Die federleichten GPS-GMS-Datenträger beeinflussen die Adler nicht in ihren Bewegungen und fallen nach einigen Jahren von selbst wieder ab. An den Beinen befestigte Ringe der Österreichischen Vogelwarte sorgen zusätzlich dafür, dass die Tiere ein Leben lang identifiziert werden können.

Trotz der zwar langsam wachsenden, aber stabilen Population ist das Überleben der Seeadler in Österreich noch nicht dauerhaft gesichert. Denn illegale Verfolgung durch Abschüsse und Vergiftungen, aber auch Kollisionen mit Fahrzeugen, Stromleitungen oder Windrädern sind eine ständige und große Bedrohung für die Adler.

Sender ermöglichen Aufklärung von Straftaten

„Durch die Besenderung sind Todesfälle rasch nachvollziehbar. Straftaten können besser aufgeklärt und Infrastruktur entlang der Flugkorridore entsprechend geplant werden“, erklärt der WWF-Experte. „Schutzmaßnahmen in Österreich und unseren Nachbarstaaten müssen konsequent weitergeführt werden, wollen wir die Seeadler-Rückkehr als Kapitel Naturschutzgeschichte auch künftig erfolgreich schreiben“, appelliert Pichler.

Das Seeadler-Monitoring 2022 bis 2024 wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.