Illustration zum Thema Heizung. Im Bild: Rohrleitungen
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Umwelt & Klima

„Nachhaltiges“ Fracking für Erdwärme?

Die Geothermie gilt als Zukunftshoffnung, um vom Erdgas loszukommen – insbesondere im Weinviertel. Für die Erschließung von Quellen könnte eine Technologie zum Einsatz kommen, die in Leoben für das umstrittene Fracking-Verfahren entwickelt wurde.

Beim klassischen Fracking holen Energieunternehmen Erdgas bzw. Erdöl aus porösen Gesteinsschichten, die sonst nicht für eine Förderung geeignet wären. Dafür müssen allerdings bisher Chemikalien tief in die Erde gepumpt werden, um das Gestein unter hohem Druck aufzusprengen – und diese Chemikalien stehen seit vielen Jahren in der Kritik. Naturschützer bezeichnen sie als äußerst schädlich. Insbesondere in den USA, wo die Technologie im großen Stil angewendet wird, soll es zu Schädigungen der Umwelt gekommen sein.

Als die OMV vor etwa zehn Jahren im Weinviertel ebenfalls fracken wollte, gingen die Bevölkerung und auch Teile der Politik auf die Barrikaden. Herbert Hofstätter, Professor an der Montanuniversität Leoben, entwickelte damals ein Verfahren, das die Umweltrisiken großteils beseitigen sollte. Anstelle der kritisierten Chemikalien setzte er auf „nachweislich absolut umweltfreundliche“ Substanzen, die jedoch die gleiche Wirkung hätten.

Warteposition für „BEER-Technologie“

Jahrelang lagen die Pläne für die sogenannte „Bio Enhanced Energy Recovery (BEER)“-Methode in der Schublade. Die Energiepreise waren verhältnismäßig niedrig, die Versorgung mit billigem russischen Gas in Österreich gesichert. Binnen kurzer Zeit hat sich all das geändert und das Interesse an der Leobener BEER-Technologie ist plötzlich wieder da.

Politisch sei das Fracking mit seiner Methode in der Vergangenheit nicht unterstützt worden, so Hofstätter gegenüber noe.ORF.at: „Man hat dem einen Riegel vorgeschoben, um dieses Verfahren zu verhindern.“ Nun, in Zeiten höherer Energiepreise, gebe es vor allem im Ausland viele Interessenten, etwa in Kanada.

Auch im Inland habe man sich allerdings bereits nach der Technologie erkundigt, sagt Hofstätter, ohne Details zu nennen. Klassisches Fracking bei der Öl- und Gasförderung hat die OMV hierzulande zuletzt ausgeschlossen.

Forscher: „Weinviertel ideal geeignet“

Allerdings ist das laut Hofstätter gar nicht nötig. Seine Technologie könne nämlich genauso gut bei der Nutzung von Geothermie, also Erdwärme, zum Einsatz kommen – und das insbesondere in Niederösterreich. „Für den Einsatz dieser Technologie gibt es eigentlich keine Limitationen“, meint der Forscher. „Die Lagerstätten im Weinviertel und im Wiener Becken sind aus gesteinsphysikalischer Sicht ideal geeignet.“

Bei der Geothermie wird ebenfalls in große Tiefen gebohrt, allerdings nicht nach fossilen Brennstoffen, sondern nach Heißwasser. Das Verfahren zur Gewinnung dieses Wassers sei dasselbe wie bei Öl oder Gas. „Wir können copy and paste machen“, so Hofstätter.

Mutter Erde

In allen Medien des ORF wird von 17. bis 29. Mai einerseits über das Thema „Klima und Energie“, andererseits über die „Rückkehr der Wildnis“ berichtet.

Eine geothermische Lagerstätte sehe genauso aus wie eine Öl- oder Gaslagerstätte. „Da ist auch ein poröser Gesteinskörper, in dessen Poren das Heißwasser lagert.“ Wenn die Temperatur ausreichend hoch, das Gestein aber nicht durchlässig genug ist, sei eine Förderung in beiden Fällen nicht wirtschaftlich, so der steirische Wissenschaftler. „Wenn wir allerdings durch das Anlegen eines hydraulischen Drucks das Gebirge so weit aufbrechen, dass wir Fließwege schaffen und diese Fließwege dann so gestützt werden, dass sie nicht mehr zugehen, kann es sehr wohl wirtschaftlich sein.“

Zukunftshoffnung Erdwärme

Die OMV hat mit der Geothermie jedenfalls große Pläne. Acht bis neun Terawattstunden soll sie bis zum Jahr 2030 bringen. Zum Vergleich: Der Jahresstromverbrauch in ganz Niederösterreich liegt bei etwa zwölf Terawattstunden. Eine große Rolle soll hier Niederösterreich spielen. Hier ist laut OMV bereits ein konkretes Projekt geplant, Einzelheiten dazu will man aber bisher noch nicht veröffentlichen.