Theaterstück Gemeinschaftskernkraftwerk in Zwentendorf
Sigrid Schönfelder
Sigrid Schönfelder
Kultur

Auf Spurensuche im AKW Zwentendorf

50 Jahre nach Grundsteinlegung des Atomkraftwerks Zwentendorf wird die Geschichte des Kraftwerks und der Widerstandsbewegung in einem Theaterstück mit Zeitzeugen und Schauspielern im Reaktor neu erzählt: zu sehen von Freitag bis Sonntag.

Die Globart-Eröffnungsproduktion von Neo-Intendant Jakob Brossmann und Co-Regisseur Manfred Rainer entsteht laut Aussendung anlässlich von „100 Jahre Niederösterreich“ in Kooperation mit dem Landestheater Niederösterreich. Premiere feiert das Stück „Gemeinschaftskernkraftwerk“ im AKW Zwentendorf (Bezirk Tulln) am Freitag.

Es wirft Fragen auf wie: „Was können wir vom damaligen Widerstand für die Zukunft lernen?“ Eine ökologisch und geopolitisch prekäre Gegenwart stellt der Aussendung zufolge drängende Fragen an die Geschichte und die Spuren, die der Protest in den persönlichen Biografien und in der Gesellschaft hinterlassen hat.

„Themen haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt“

„Es ist erschreckend, dass diese Themen 50 Jahre nach Grundsteinlegung des Kernkraftwerks nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben – im Gegenteil“, so Brossmann: „Mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Inneren des Atomkraftwerks ein Stück zu entwickeln, ist eine unglaubliche und intensive Erfahrung.“

Außenansicht des Atomkraftwerks Zwentendorf
APA/HELMUT FOHRINGER
„Gemeinschaftskernkraftwerk – Ein Theaterstück als Spurensuche im AKW Zwentendorf“. Vorstellungen am Freitag und Samstag um 14.00, 16.30 und 19.00 Uhr, am Sonntag um 11.00, 14.00 und 16.30 Uhr.

Namhafte Protagonisten der Anti-AKW-Bewegung wie Bernd Lötsch, Peter Weish und die Schmetterlinge-Sängerin Beatrix Neundlinger werden an dem Projekt mitwirken, ebenso wie Theateraktivist Heini Brossmann und die „Lehrerin gegen Atomkraftwerke“ Heidrun Pirchner. Aus der Region erzählen der Gendarm und Vizebürgermeister a.D. Peter Grestenberger, die Fleischhauerin Maria Höchtl und der Pastoralassistent Michael Ledwinka von ihren Erfahrungen, die durch den Bau und die Verhinderung des Atomreaktors unmittelbar geprägt sind. Aus dem Ensemble des Landestheater Niederösterreich sind mit Bettina Kerl und Tim Breyvogel zwei engagierte Künstler Teil des Projekts.

„Nathan 575“: Auf der Suche nach Lessings Idealen

Das Landestheater Niederösterreich zeigt mit seinem „Erinnerungsbüro“ am Freitag und am Dienstag kommender Woche jeweils ab 19.30 Uhr in der Ehemaligen Synagoge in St. Pölten „Nathan 575“. In dem zentralen Ort des früheren jüdischen Lebens in der Stadt entsteht eine temporäre Bühne. Ludwig Wüst und Maja Savic lassen bei dieser szenischen Installation mit drei Schauspielerinnen und Schauspielern und dem Akkordeonisten Helmut Thomas Stippich Szenen aus Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ mit den Stimmen jüdischer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Niederösterreich in einen Dialog treten.

Nathan 575 des Landestheaters Niederösterreich
Alexi Pelekanos
„Nathan 575“ mit zentralen Passagen aus Lessings „Nathan der Weise“, konfrontiert mit Berichten geflüchteter Jüdinnen und Juden aus Niederösterreich. Dabei sind 575 getötete bzw. verschollene jüdische Mitbürger aus St. Pölten namentlich präsent.

Sie geben anhand von Originaldokumenten wie Briefen und Tagebüchern Auskunft darüber, wie Juden den aufkommenden Nationalsozialismus, die Jahre der Flucht und das Schicksal ihrer Verwandten erlebt haben. „Der persönliche Blick der Zeitzeug*innen macht die Dringlichkeit der Lessing’schen Ideale von Toleranz und Aufklärung spürbar und verbindet sie mit Bildern unserer Gegenwart von zerstörerischer Machtpolitik, Flucht und Krieg“, heißt es auf der Website des Landestheaters Niederösterreich.