Ein Lehrer schreibt auf der Schultafel
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

„Dramatischer“ Mangel an Lehrpersonal

Vom Bund ist zuletzt mehr Geld für Unterstützungspersonal in Schulen angekündigt worden. Das wird zwar positiv aufgenommen, ein Problem ist damit allerdings noch nicht gelöst: der „dramatische“ Lehrermangel, wie es aus der Bildungsdirektion heißt.

Statt Anmeldeformulare auszufüllen und Krankmeldungen einzugeben, sollen sich Lehrerinnen und Lehrer künftig wieder mehr um eines kümmern können: die Bildung der Kinder. Deshalb wurde bei der Landeshauptleutekonferenz am Freitag von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek mehr Geld für administratives Personal angekündigt.

Doch es mangelt auch an Lehrpersonal. In einem Brief an den Bildungsminister und die Bildungsdirektion Wien forderten die Direktoren von Wien-Favoriten unter anderem Maßnahmen gegen die Personalnot. Johann Heuras, Bildungsdirektor in Niederösterreich, bezeichnete den Lehrermangel im Ö1-Interview als „dramatisch“: „Wir sind hier in einer sehr prekären Situation, die Lehrersituation wird immer dramatischer.“

„Finden mit ausgebildetem Personal nicht das Auslangen“

Das zeige sich etwa bei den Vorbereitungen für das kommende Schuljahr, die derzeit laufen: „Wir stoßen an unsere Grenzen. Wir bedienen uns inzwischen natürlich auch vieler Studentinnen und Studenten, die noch in Ausbildung sind, weil wir mit dem ausgebildeten Lehrpersonal nicht mehr das Auslangen finden.“

Das Lehrpersonal fehle laut Heuras vor allem in den technischen Fächern wie etwa Mathematik, in naturwissenschaftlichen Fächern, Kreativfächern, aber auch im Bereich der Sonderpädagogik, ebenso in den Mittelschulen, „also die Situation ist durchaus sehr angespannt“, so der niederösterreichische Bildungsdirektor gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.

Laut Thomas Bulant, stellvertretender Vorsitzender der Lehrergewerkschaft der Pflichtschullehrerinnen, sei das ein österreichweites Problem. In die gleiche Kerbe schlägt Evelyn Kometter, Vorsitzende des Elternverein-Dachverbands für Pflichtschulen: „Im Bildungssystem mangelt es an allem.“ Fachkräfte, Lehrpersonal, administrative Unterstützung – „es mangelt da wirklich an allen Ecken und Enden“.

Aufstockung von administrativen Kräften

Die vom Bildungsminister geplante Aufstockung der administrativen Fachkräfte an Schulen von 400 auf 700 sieht Kometter als richtigen Schritt. Das wird auch in Niederösterreich begrüßt, wo die derzeit 100 administrativen Vollzeitstellen lange nicht ausreichen. Bildungsdirektor Heuras: „Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, dann bräuchte ich hier sicher die doppelte Anzahl.“

Auch die angekündigte Aufstockung an Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern an Schulen wird begrüßt. In Salzburg, wo seit 2015 verstärkt auf Schulsozialarbeit gesetzt wird, kommt das Geld gerade richtig. Aber durch den starken Ausbau wird es immer schwieriger, Sozialarbeiter zu finden, vor allem im ländlichen Raum.

Bildungsminister: „Problem bewusst“

Der Lehrermangel sei bekannt, reagierte Bildungsminister Polaschek im Ö1-Mittagsjournal – auch die Gründe, etwa dass zwar oft eine Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule begonnen, aber nicht abgeschlossen wird oder Absolventen dann nicht an eine Schule gehen. Es werde bereits an verschiedenen Maßnahmen gearbeitet, heißt es aus dem Bildungsministerium. Es sollen wieder „mehr junge Menschen dazu motiviert werden, in diesen Beruf zu gehen“, so Polaschek. Dafür könnte es etwa Anpassungen im Studienbereich geben.

Die Gründe für den Personalmangel seien nicht nur an einer Sache festzumachen. „Zum einen haben die Leute Interesse, nahe an ihrem Wohnort zu arbeiten“, wenn es aber nicht die entsprechenden Arbeitsangebote gebe, würden manche in einen anderen Beruf wechseln. „Da müssen wir schauen, dass wir die mehr dazu motivieren, wirklich den Beruf auszuüben, für den sie das Studium gemacht haben.“ Und man müsse wieder mehr junge Menschen für den Lehrberuf begeistern.

Überlegungen zu Studium für Quereinsteiger

Zudem werde derzeit evaluiert, wie die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung moderner gestaltet werden kann, die Ergebnisse sollen in den nächsten Wochen vorliegen. Außerdem soll mit einem Quereinsteigerstudium der Wechsel in den Lehrberuf erleichtert werden.