„Ich habe mir gedacht, es wäre interessant, einen Film über die Gesellschaft am Land zu machen, wo man auch eine Blase entdeckt. Darüber, wie die Menschen leben, wie die Frauen Kompromisse schließen müssen mit einer noch ein bisserl dominanteren Männerwelt“, sagt Josef Hader. Für „Andrea lässt sich scheiden“ übernimmt er als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler gleich drei Funktionen.
Die Aufnahmen werden überwiegend im Weinviertel gemacht, darüber hinaus wird unter anderem auch in den Bezirken Melk und Horn sowie in St. Pölten gedreht. „Wir finden, dass das die ideale Gegend ist, nicht für Provinz, sondern für ein weites Land. Ein Land mit Horizont, weil alles weit und nicht nur alles grün ist und die Häuser niedrig, man sieht immer ganz viel Himmel. Es hat rein ästhetische Gründe, dass es im Weinviertel ist, weil es so eine filmische Gegend ist“, so Hader.
Eine Polizistin überfährt ihren Ehemann
Für die Hauptfigur Andrea hätte er von Beginn an Burgschauspielerin Birgit Minichmayr vor Augen gehabt, erzählt Hader: „Ich habe sehr viele Fassungen geschrieben, bevor ich es ihr gezeigt habe und war sehr glücklich, wie sie ja gesagt hat.“ Minichmayr spielt eine Polizistin, die sich scheiden lassen will, dann aber versehentlich ihren Ehemann überfährt und im Schock Fahrerflucht begeht.
„Andrea trifft zum falschen Zeitpunkt eine falsche Entscheidung“, sagt Minichmayr. „Und dann fragt sie sich, ob sie das aufklären oder den Mantel des Schweigens darüberlegen soll.“ Denn als Andrea zum Unfallort zurückkehrt, ist bereits ein anderer Dorfbewohner dort – und nimmt die Schuld für den Tod ihres Mannes auf sich.
In nur 35 Drehtagen wird aus dieser Geschichte ein Kinofilm. „Natürlich haben wir vorher ganz viele Gespräche geführt: Wie verändert sich der Zustand von Andrea, wo liegt der Humor, die Tragödie, die Komödie? Das ist aber viel Schreibtisch-Täterei“, sagt Minichmayr. Der Film soll im Juni abgedreht sein.
Hader: „Glaube nicht, in allem der Allerbeste zu sein“
Gleichzeitig Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler zu sein, sei nicht immer einfach, sagt Hader: „Ich bin kein gelernter Regisseur, das heißt: für mich ist das eine Überforderung. Ich mache es einfach deswegen, weil das spannend ist – nicht unbedingt, weil ich glaube, dass ich der Allerbeste bin, um alle diese Rollen auszufüllen.“
Für sie als Schauspielerin stelle das keine zusätzliche Herausforderung dar, so Minichmayr: „Ich habe den totalen Respekt davor, dass er das macht. Ich stelle mir das für ihn total anstrengend vor, so zu spielen, einzusteigen und gleichzeitig von außen immer draufzuschauen. Das, glaube ich, ist viel schwieriger für ihn als für mich.“
„Das Kabarett ist für mich das Wichtigste“
Auch wenn er sich über den Erfolg des Films nicht sicher ist, eines ist für Josef Hader klar: „Ich komme vom Kabarett und bin Kabarettist, das ist das Wichtigste. Alles andere sind so Ausflüge, die Spaß machen, gerade weil man nicht existenziell davon abhängt. Wenn man einen Riesenflop baut, dann kann man einfach wieder Kabarett spielen. Es ist ein sehr schönes Spielbein, diese Filmerei.“ Wo der Ausflug in die Filmwelt diesmal hinführt, wird sich voraussichtlich 2024 zeigen: Da soll „Andrea lässt sich scheiden“ in die Kinos kommen.