Am 1. Jänner 1922 sind Niederösterreich und Wien mit der Unterzeichnung des Trennungsgesetzes eigenständige Bundesländer geworden. Genau diese Loslösung der beiden Bundesländer ist Ausgangspunkt des neuen audiogeführten Themenrundgangs im Museum Niederösterreich. „Trotz der Trennung sind Niederösterreich und Wien bis heute eng verflochten und auch das zeigen wir mit unserem Projekt“, sagt Christian Rapp, der wissenschaftliche Leiter des Hauses der Geschichte in St. Pölten.
Trennung brachte Vorteile für alle Bundesländer
Obwohl die Trennung der beiden Bundesländer anfänglich schleppend voranging, hat sich die Einführung eines neunten Bundeslandes doch als Vorteil für alle herausgestellt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hat sich gezeigt, dass eine Großstadt andere Bedürfnisse hat als der ländliche Raum. Nach dem ersten Weltkrieg haben sich diese Gedanken dann beschleunigt.
„In Niederösterreich wollten vor allem die Mitglieder des Bauernbundes nicht von den Sozialdemokraten in Wien regiert werden und Wien zog seinen Vorteil daraus, als Bundesland eigene Steuern einheben zu können“, erklärt Rapp. Die restlichen Bundesländer waren ebenfalls für eine Trennung, weil in Niederösterreich und Wien mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung lebte.
„Die Partnerschaft zwischen Niederösterreich und Wien besteht bis heute und ist eine gut gelebte Partnerschaft auf Augenhöhe. Durch aktuelle Projekte wie die Zugverbindung Silva Nortica zwischen Wien und Prag oder die gemeinsamen Investitionen in die Erneuerung von Schloss Laxenburg bestätigen die gute Zusammenarbeit“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Eröffnung des Audiorundgangs. Dennoch betont sie, dass die Trennung der Bundesländer eine gute Entscheidung war und Niederösterreich sich dadurch vom reinen Agrarland auch zum erfolgreichen Wirtschafts-, Sport-, Tourismus- und Kulturland entwickelt hat.
Dreiminütige Audios führen durch 22 Stationen
Um den Weg durch die Dauerausstellung und auch die ausgewählten Exponate einfach finden zu können, haben die Gestalterinnen der Ausstellung Wegweiser bei den 22 Stationen aufgestellt. Bei jedem der Abschnitte kann man mittels QR-Code eine dreiminütige Audiodatei abspielen, welche Wissenswertes zum jeweiligen Ausstellungsstück erzählt. Einige der Audios enthalten auch Zitate und Originaltöne. Als erstes und wohl wichtigstes Ausstellungsstück wurden dem Museum Niederösterreich Archivalien zum Trennungsgesetz vom Österreichischen Staatsarchiv für die Dauer der Ausstellung verliehen.
„Zu den ältesten Objekten zählen beispielsweise eine Nachbildung des Erbhuldigungszugs der niederösterreichischen Stände für Kaiser Karl VI. oder der Schatzfund von Wiener Neustadt“, sagt Margarethe Szeless, eine der beiden Ausstellungskuratorinnen. Zu einem ihrer Lieblingsstücke zählt Szeless allerdings ein großformatiges Gemälde des niederösterreichischen Landtags, welches den damaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger am Rednerpult zeigt. Außerdem sind ein Modell des Regierungsviertels in St. Pölten, Oldtimer-Motorräder sowie ein Abstecher ins Haus der Natur Teil des geführten Audiorundgangs.