EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf
APA/Helmut Fohringer
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Wirtschaft

Energiemärkte drücken EVN-Gewinn

Die unsicheren Energiemärkte mit hohen Preisen für Primärenergie und CO2-Zertifikate haben den Gewinn des Energieversorgers EVN im ersten Geschäftshalbjahr 2021/22 gedrückt. Die Prognose für das Gesamtjahr hat die Firma aber bestätigt.

Im Zeitraum Oktober bis März sank das Nettoergebnis im Periodenvergleich um 27,6 Prozent auf 127,4 Mio. Euro, ein stärkerer Rückgang als nach dem Auftaktquartal. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sackte diesmal kräftiger um 21,6 Prozent auf 420,2 Mio. Euro ab, das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 17,1 Prozent auf 211,0 Mio. Euro zurück. Der Umsatz kletterte dagegen nun stärker, um 65,5 Prozent auf 2,127 Mrd. Euro; Grund waren u.a. deutliche Zuwächse im Energievertrieb in Südosteuropa und witterungsbedingte Mengeneffekte im Netz.

Zur Gesamtjahresprognose 2021/22 zum Nettogewinn betonte die EVN wie schon nach dem Auftaktquartal, dass „stärkere oder länger anhaltende Verwerfungen auf den Energiemärkten das erwartete Ergebnis negativ beeinflussen“ könnten. Im Berichtszeitraum zeigten sich die durch den Ukraine-Krieg verschärften „Verwerfungen historischer Dimension auf internationalen Energiemärkten“ in einem starken Anstieg der Marktpreise: Die Spotmarktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom lagen mit im Schnitt 211,0 Euro pro Megawattstunde (MWh) bzw. 251,4 Euro pro MWh um ein Vielfaches über den Vorjahreswerten von 48,1 Euro pro MWh bzw. 58,9 Euro pro MWh.

Gestiegene Kosten für Fremdstrombezug

Analog zur Umsatzentwicklung nahm auch der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger deutlich von 568,7 Mio. auf 1,314 Mrd. Euro zu. Dies resultierte laut EVN vor allem aus den gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, insbesondere jenen zur Netzverlustabdeckung, dem höheren Primärenergieaufwand für das häufiger eingesetzte kalorische Kraftwerk Theiß in Niederösterreich sowie aus höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme.

Fremdleistungen und sonstiger Materialaufwand stiegen im internationalen Projektgeschäft um 20,6 Prozent auf 290,4 Mio. Euro, der Personalaufwand lag mit 179,4 Mio. um 1,4 Prozent höher. Der Personalstand stieg auf 7.147 (7.140). Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen wuchsen durch höhere Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien um 12,4 Prozent auf 62,4 Mio. Euro. Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich um 33,0 Prozent auf 85,2 Mio. Euro.

Stromerzeugung unter Vorjahreswert

Die Stromerzeugung der EVN lag im ersten Halbjahr 2021/22 mit 1.998 Gigawattstunden (GWh) um 3,9 Prozent unter dem Vorjahresvergleich. Davon entfielen 1.192 (1.112) GWh auf die erneuerbare Erzeugung. Der Erneuerbaren-Anteil lag bei 59,7 (53,5 Prozent). Ein überdurchschnittlich hohes Windaufkommen kompensierte den Rückgang der Erzeugungsmengen aus Wasserkraft, bedingt durch ein rückläufiges Wasserdargebot im Periodenvergleich, heißt es. Die thermische Stromerzeugung sank durch den Verkauf des 49-Prozent-Anteils am deutschen Kraftwerk Walsum 10 per 30.9. um 16,8 Prozent auf 805 GWh. Gegenläufig wirkten hier mehr Theiß-Abrufe zur Netzstabilisierung.

Der Netzabsatz wuchs bei Strom um 2,5 Prozent auf 12.888 GWh und bei Erdgas um 4,9 Prozent auf 11.277 GWh. Der Stromverkauf an Endkunden legte um 7,1 Prozent auf 11.755 GWh zu, ging aber bei Erdgas um 5,2 Prozent auf 3.950 GWh zurück. An Wärme wurde mit 1.782 GWh um 2,9 Prozent mehr an Endkunden verkauft.